Erik Heil will das deutsche SailGP-Team am Wochenende in Dubai nach den Plätzen 10/10/7/9/9 in der zehn-Boote-Flotte weiter nach vorne bringen. Aber andere Veränderungen im Feld ziehen eine größere Aufmerksamkeit auf sich.
Segel-Star Jimmy Spithill ist in seiner Karriere ein wenig unter Druck geraten. Erst verlor er seinen Platz beim US SailGP-Team, dann übernahmen Jüngere sein Steuer beim AC40-Event in Dschidda und waren mit Platz zwei unerwartet erfolgreich. Zeitgleich trainierte Spithill mit dem Luna Rossa Team vor Sardinien und beschädigte das Testboot schwer nach einem massiven Nosedive.
Das alles hört sich nach keinem guten Lauf an. Andererseits war Spithill nach einer länger andauernden Erfolglos-Strähne beim SailGP mit den Plätzen drei und eins mächtig in Schwung gekommen und hatte damit viele Kritiker in die Schranken gewiesen. Umso ärgerlicher, dass ausgerechnet jetzt, da er mit seinem Team die Form gefunden hatte, der große US-Deal ohne ihn über die Bühne gegangen ist. Die Crew fiel auseinander.
Der Live-Link für Samstag 11 Uhr:
Eine besondere Wendung des Schicksals führt nun dazu, dass der in den USA lebende Australier in Dubai erneut ein F50-Steuerrad in die Hand nimmt. Tom Slingsby kann wegen der erwarteten Geburt seines ersten Kindes nicht das Aussie-Boot steuern und fragte Spithill, ob er einspringt. Der sagte zu, allerdings nur, wenn Slingsbys Sohn auf den Namen Jimmy getauft werde (die Szene im Video).
Bei der Dubai-Pressekonferenz wurde er gefragt, ob er nun gefeuert wurde oder selbst den Hut genommen habe, gab darauf aber keine Antwort:
Allerdings bekundete er, dass er nichts lieber tun würde, als das neue USA-Team auf dem Rennkurs „zu rasieren“. Man mag es ihm glauben, zumal auch einige Kollegen nicht gut auf die neue Konstellation mit Skipper Taylor Canfield zu sprechen sind.
Spithills Wing-Trimmer Paul Campbell-James hat ebenfalls seinen Job verloren. Er ist zum Team Kanada gewechselt und hat Spithills Erfolgscoach Philippe Presti, der mit ihm seit vielen Jahren bei Luna Rossa arbeitet, gleich mitgenommen. Spithill betont aber professionell, dass es keinen Sinn macht, sich bei dieser Art des Fleetraces nur auf ein Team zu konzentrieren. Man liege dann schnell hinten.
Das völlig neu zusammengestellte US-Team zieht die besondere Aufmerksamkeit auf sich. Neben dem zweifachen Match Race Weltmeister Taylor Canfield stößt Victor Diaz de Leon als Wing-Trimmer zum Team. Der 1,57 Meter kleine und 62 Kilo leichte Amerikaner, hat in den vergangenen Jahren durch zahlreiche Erfolge als Kielboot-Taktiker auf sich aufmerksam gemacht mit WM-Titeln in der J/70, Etchells und zuletzt Melges24. Er segelte auch schon bei den Foiling-Moths unter die Top Ten zweier WMs. Das ist allerdings schon sechs und acht Jahre her. Als Foiling-Spezialist gilt er nicht.
Auch Flight Controller Mac Agnese gehörte zuletzt nicht zur ersten Liga im SailGP. In den ersten Saisons war er als Grinder dabei. 2019 gehörte er auch zum America’s Cup Team American Magic. Aber danach spielte er auf beiden Spielplätzen nicht mehr mit. Das neue US-Team ist eine Wundertüte. Es wird spannend sein, seine Entwicklung in Dubai zu verfolgen.
Der deutsche Skipper Erik Heil äußert schon eine gewisse Angst vor dem unerfahrenen Team bei dessen ersten Auftritt in Dubai und spricht offenbar aus Erfahrung von den ersten Trainings. Er sagt: „Es könnte auf dem kleinen Race-Kurs an einigen Stellen eng werden, vor allem mit dem US-Team.“
Ansonsten fühlt sich Heil aber gut vorbereitet für das letzte Event des Jahres. Nach der langen Rennpause seit Cadiz hat das deutsche Team drei intensive Trainingstage in Dubai absolvieren dürfen. Der Fokus habe dabei insbesondere auf den Starts und der Kommunikation gelegen, berichtet er aus Dubai. „Wir sind an nur einem Tag im Training 21 Starts zusammen mit den anderen Teams gefahren, am Donnerstag noch einmal 12. Da werden wir auf jeden Fall sicherer.“
Erneut fehlt die brasilianische 49erFX-Doppel-Olympiasiegerin Kahena Kunze (32), die ihren Fokus nun mehr auf ihre Olympiateilnahme für 2024 legen will. Zusammen mit Martine Grael war sie zuletzt bei EM und WM überraschend nicht unter die TopTen gesegelt. Beide wollen nun wieder in Form kommen.
Erneut werden abwechselnd die beiden 49erFX-seglerinnen Anna Barth und Sophie Steinlein ihre Rolle als Strategin für das deutsche Team übernehmen.
Der Dubai Sail Grand Prix wird am 9. und 10. Dezember ab 11 Uhr auch bei wedotv live mit deutschem Kommentar übertragen.
Der Live-Link für Sonntag 11 Uhr:
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