Im Jahr 2021 erlebte Deutschland den regenreichsten Sommer seit zehn Jahren. Großen Anteil daran hatten die extremen Regenfälle von Tief „Bernd“ Mitte Juli in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Sie verursachten verheerende Fluten, die zu einer der für die Bundesrepublik folgenreichsten Naturkatastrophen seit der Sturmflut 1962 führten. Die Monate Juni, Juli und August fielen insgesamt zugleich deutlich zu warm und durchschnittlich sonnig aus. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2.000 Messstationen.
Sehr warmer Juni, relativ kühler August
Mit 17,9 Grad Celsius lag im Sommer 2021 der Temperaturdurchschnitt um 1,6 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961-1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Periode 1991-2020 betrug die Abweichung +0,3 Grad. Mitte Juni sorgte die bisher einzige Hitzewelle des Jahres 2021 für schweißtreibende Temperaturen: In Berlin-Tempelhof und Baruth, südlich davon, kletterte das Thermometer am 19. Juni mit jeweils 36,6 °C bundesweit am höchsten. Das größte Sommerfeeling kam damals insbesondere in den östlichen Landesteilen auf. Dort wurden die meisten Sommer- und Hitzetage registriert. Danach gingen die hochsommerlichen Temperaturen vor allem im Süden und Westen des Landes auf Tauchstation und ließen sich erst Mitte August wieder blicken. Das letzte Augustdrittel brachte dann mit frischen Nächten bereits einen Vorgeschmack auf den anstehenden Herbst. Die deutschlandweit kälteste Nacht gab es am 1. Juni in Deutschneudorf-Brüderwiese im Erzgebirge mit 0,5 °C.
Sommer war 30 Prozent zu nass
Im Sommer 2021 fielen bundesweit im Mittel rund 310 Liter pro Quadratmeter und damit 30 Prozent mehr Niederschlag als im Durchschnitt der Referenzperiode 1961-1990 (239 Liter pro Quadratmeter). Verglichen mit der Periode 1991-2020 lag das Plus bei 29 Prozent. Damit beendete der Sommer 2021 die seit drei Jahren andauernde Phase zu trockener Sommer und reihte sich unter den niederschlagsreichen seit Messbeginn 1881 ein. Die Natur bedankte sich hierfür mit ungewohnt saftig grünen Wiesen und Wäldern. Allerdings brachte der Sommer gebietsweise auch katastrophale Regenmengen: So traf Tief „Xero“ Ende Juni den Nordosten des Landes. Ludwigsburg in der Uckermark erfasste hierbei am 30. Juni mit 198,7 Liter pro Quadratmeter die deutschlandweit höchste Tagessumme. Mitte Juli nahm der Regen von Tief „Bernd“ zwischen dem Sauerland, der Kölner Bucht und der Eifel derartig starke Intensität an, dass dieser als „Jahrhundertregen“ in die Geschichtsbücher einging. Hierbei fielen großflächig 24-stündig über 100 Liter pro Quadratmeter. Die Auswirkungen der extremen Wassermassen forderten über 180 Menschenleben. Der insgesamt meiste Niederschlag fiel im Sommer am unmittelbaren Alpenrand mit teils über 700 Liter pro Quadratmeter. Erheblich zu trocken verlief die Jahreszeit vor allem in Vorpommern, dem Lee des Harzes sowie dem Thüringer Becken, wo örtlich weniger als 105 Liter pro Quadratmeter zustande kamen.
Ausgeglichene Sonnenscheinbilanz
Mit rund 615 Stunden erreichte die Sonnenscheindauer im Sommer ihr Soll von 614 Stunden (Periode 1961-1990) fast punktgenau. Im Vergleich zu 1991-2020 lag die negative Abweichung bei gut 6 Prozent. Am längsten zeigte sich die Sonne auf der Ostseeinsel Rügen und in Vorpommern mit teilweise über 770 Stunden. Am wenigsten schien sie in den zentralen Mittelgebirgen und der Lüneburger Heide mit örtlich weniger als 470 Stunden.
Das Wetter in den Bundesländern im Sommer 2021
In Klammern stehen die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961-1990. Der Vergleich aktueller mit diesen vieljährigen Werten ermöglicht eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels.
Baden-Württemberg: Für das südwestlichste Bundesland ermittelten die DWD-Meteorologen eine Durchschnittstemperatur von 17,8 °C (16,2 °C) und die Sonne schien gut 625 Stunden (636 Stunden). Baden-Württemberg zählte im Sommer mit nahezu 395 l/m² (292 l/m²) zu den niederschlagsreichen Regionen.
Bayern: Mit 17,6 °C (15,8 °C) war der Freistaat das zweitkühlste und gut 415 l/m² (314 l/m²) das mit Abstand niederschlagsreichste Bundesland. In Bayern zeigte sich die Sonne annähernd 650 Stunden (623 Stunden). Ein heftiges Gewitter mit sintflutartigen Regenfällen löste am 16. August in der Höllentalklamm im Zugspitz-Massiv eine Flutwelle aus. Zwei Wanderer wurden hierbei von den Wassermassen mitgerissen, eine Frau konnte nur noch tot geborgen werden. Der unmittelbare Alpenrand verzeichnete im Sommer mit teils über 700 l/m² die größte Niederschlagssumme.
Berlin: Die Bundeshauptstadt war mit 19,9 °C (17,8 °C) und über 670 Stunden (664 Stunden) die wärmste und zweitsonnigste Region. In Berlin summierte sich der Niederschlag auf rund 240 l/m² (182 l/m²). Innerhalb der bisher einzigen Hitzewelle des Jahres 2021 kletterte das Thermometer in Berlin-Tempelhof und Baruth, südlich davon, am 19. Juni mit jeweils 36,6 °C landesweit am höchsten.
Brandenburg: Mit einer Durchschnittstemperatur von 19,2 °C (17,3 °C) präsentierte sich Brandenburg als das zweitwärmste und mit einer Sonnenscheindauer von nahezu 665 Stunden (662 Stunden) als ein sonnenscheinreiches Bundesland. Der Niederschlag akkumulierte sich auf aufgerundet 250 l/m² (177 l/m²). Sintflutartige Regenfälle sorgten Ende Juni in der Uckermark für großräumige Überflutungen. Hierbei wurde am 30. Juni in Ludwigsburg mit enormen 198,7 l/m² die deutschlandweit höchste Tagessumme verzeichnet.
Bremen: Im Ländervergleich zählte die Hansestadt mit annähernd 215 l/m² (219 l/m²) zu den vergleichsweise niederschlagsarmen Gebieten. Für Bremen errechneten die DWD-Klimaexpertinnen im Mittel 18,2 °C (16,4 °C) sowie rund 585 Sonnenstunden (589 Stunden).
Hamburg: Die Hafenmetropole ordnete sich mit einer Mitteltemperatur von 18,5 °C (16,5 °C) bei den warmen Bundesländern ein. Mit knapp 210 l/m² (218 l/m²) präsentierte sich Hamburg als die trockenste Region. Die Sonne zeigte sich abgerundet 600 Stunden (618 Stunden).
Hessen: Hier erreichte die Durchschnittstemperatur 17,7 °C (16,2 °C), die Niederschlagssumme gut 270 l/m² (222 l/m²) und die Sonnenscheindauer gut 585 Stunden (586 Stunden).
Mecklenburg-Vorpommern: Das nordöstlichste Bundesland kam im Sommer auf 18,4 °C (16,3 °C) und nahezu 220 l/m² (187 l/m²). Landesweit gehörte Vorpommern mit örtlich kaum 105 l/m² zu den trockensten Regionen. Mit annähernd 695 Stunden (676 Stunden) war Mecklenburg-Vorpommern das sonnenscheinreichste Gebiet Deutschlands. Die Sonne zeigte sich auf Rügen und über Vorpommern mit über 770 Sonnenstunden deutschlandweit am meisten.
Niedersachsen: Für Niedersachsen errechneten die DWD-Expertinnen im Mittel 18,0 °C (16,2 °C) und aufgerundet 245 l/m² (219 l/m²). Am 16. August sorgte ein kräftiger Tornado der Stärke F2 in der Region Großheide, nordöstlich von Emden, für große Verwüstungen. Hierbei wurden rund 50 Häuser beschädigt, einige sind nicht mehr bewohnbar. Mit nahezu 565 Stunden (584 Stunden) zählte es zu den sonnenscheinarmen Bundesländern.
Nordrhein-Westfalen: In NRW lag die Durchschnittstemperatur bei 17,7 °C (16,3 °C) und der Niederschlag bei fast 320 l/m² (240 l/m². Tief „Bernd“ brachte am 13. und 14. Juli großflächig vom Sauerland über die Kölner Bucht bis zur Eifel extreme Regenfälle: Wipperfürth-Gardeweg meldete am 14. eine Tagessumme von 162,4 l/m². Die Niederschläge lösten an einigen Flüssen verheerende Fluten aus, die vielen Menschen das Leben kosteten. Zahlreiche Pegel verzeichneten noch nie dagewesene Abflussmengen. Mit einer Sonnenscheindauer von knapp 535 Stunden (554 Stunden) war NRW die sonnenscheinärmste Region.
Rheinland-Pfalz: Im Sommer 2021 ordnete sich Rheinland-Pfalz mit einer Mitteltemperatur von 17,6 °C (16,4 °C) bei den kühlen Bundesländern ein. Die Meteorologen ermittelten eine Niederschlagsmenge von gut 290 l/m² (219 l/m²) und die Sonne zeigte sich nahezu 595 Stunden (599 Stunden). Extreme Starkniederschläge in der Eifel führten am 14. besonders im Ahrtal für eine katastrophale Flutwelle, in der mehr als 130 Menschen ums Leben kamen.
Saarland: Für das Saarland verzeichnete der DWD durchschnittlich 18,0 °C (16,7 °C), annähernd 310 l/m² (226 l/m²) und aufgerundet 600 Sonnenstunden (631 Stunden).
Sachsen: Der Freistaat zählte mit rund 370 l/m² (222 l/m²) zu den niederschlagreichen Gebieten. Sachsen erreichte eine Mitteltemperatur von 17,9 °C (16,5 °C) und gut 605 Sonnenstunden (609 Stunden). Bundesweit am tiefsten sank das Quecksilber im Sommer 2021 am 1. Juni mit 0,5 °C in Deutschneudorf-Brüderwiese im Erzgebirge.
Sachsen-Anhalt: Sachsen-Anhalt präsentierte sich mit einer durchschnittlichen Temperatur von 18,5 °C (16,9 °C) als ein warmes Bundesland. Der Niederschlag summierte sich auf knapp 255 l/m² (174 l/m²) und die Sonne schien über 600 Stunden (610 Stunden).
Schleswig-Holstein: Das nördlichste Bundesland ordnete sich mit 17,6 °C (15,8 °C) bei den kühlen Gebieten ein. Außerdem war Schleswig-Holstein mit etwa 210 l/m² (222 l/m²) das zweittrockenste Bundesland. Hier zeigte sich die Sonne nahezu 630 Stunden (645 Stunden).
Thüringen: Thüringen war mit durchschnittlich 17,3 °C (15,8 °C) die kühlste und mit aufgerundet 555 Stunden (592 Stunden) die zweitsonnenscheinärmste Region Deutschlands. Ebenso reihte sich der Freistaat mit über 330 l/m² (210 l/m²) bei den niederschlagreichen Bundesländern ein. Trotz allem gehörte das Thüringer Becken mit teils weniger als 105l/m² zu den trockensten Gebieten.
Quelle: DWD
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