Jes Gram Hansen und Rasmus Koster haben sich den Traum vom eigenen Rennstall bei der Extreme Sailing Series erfüllt. Seit vier Jahren steht SAP den Dänen zur Seite.
Wer ein gutes Auskommen als Segel-Profi verdienen will und eigentlich seine Erfolge als Steuermann feierte, muss heutzutage die Pinne abgeben und vermögenden Eignern den schnellsten Weg über einen Rennkurs weisen. Der Profi-Regattasport verlagert sich mehr und mehr zu den Owner-Driver-Regattaserien.
Für die besten Segler der Welt geht es nicht mehr darum, die hochklassigste sportliche Leistung abzuliefern. Ihr Wert beziffert sich darin, wie gut sie dem Eigner an der Pinne coachen können. In der TP52-Serie läuft es so, bei den RC44, Drachen, Melges oder auch J/70.
Es ist eine komische Entwicklung, und eine Folge der unsägliche Schlammschlacht zwischen Ernesto Berarelli und Larry Ellison nach dem America’s Cup 2007. Damals segelten noch die besten Profis im America’s Cup und wurden von den Sponsoren bezahlt. Als die Zukunft des Cups ungewiss war und sich die Syndikate auflösten, verloren die Top Segler ihre Jobs und wandten sich den Owner-Serien zu.
Der America’s Cup mit Mascalzone Latino
Die Dänen Jes Gram Hansen (44) und Rasmus Koster (38) wollten diesen vorgezeichneten Weg nicht mitgehen. 2007 gehörten sie zu den bestimmenden Figuren an Bord des italienischen America’s Cup Teams Mascalzone Latino. Gram Hansen steuerte die Starts, Koster war für die Takik zuständig. Das Boot war nicht schnell genug, aber die beiden Freunde gingen gestärkt aus der Kampagne hervor.
Die beiden Match Race Spezialisten waren zuvor auf der Match Race Tour sehr positiv auffällig gesegelt, zur Nummer zwei in der Welt aufgestiegen und schließlich vom großen Meister Russell Coutts für dessen Match-Einsätze geheuert worden.
Dieser Ritterschlag war die Basis für die Gründung eines eigenen Teams. Eigentlich eine irre Idee 2011, als die besten Segelprofis im Zuge der America’s Cup-Entwicklung vor einem Scherbenhaufen standen. Und ihr Ziel, die Extreme Sailing Series war nun auch nicht gerade der Segel-Olymp, zu dem man aufsteigen mochte.
Einziges relevantes Spielfeld
Aber es wurde mit Katamaranen gesegelt, und der Cup entwickelte sich genau in diese Richtung. Die Serie war das einzige relevante Spielfeld, auf dem gesponserte Teams gegeneinander antraten. Es war die Chance für ein Team aus Dänemark. Und die Freunde taten alles, um sie zu nutzen.
Sie organisierten sich einen Extreme 40 Katamaran, legten ihn nach Kopenhagen und versuchten potenzielle Sponsoren beim Segeln dafür zu begeistern. 2012 wurde die Mühe und Hartnäckigkeit schließlich belohnt. SAP ließ sich von den Chancen dieser Verbindung überzeugen.
Seitdem arbeitet sich das erfahrene Duo peu a peu immer weiter in der Rangliste nach oben. Die vergangene Saison beendete es auf einem starken zweiten Platz aber nun mussten sie mit dem Wechsel zu den GC32 Foilern erst einmal wieder kleinere Brötchen backen.
Die konkurrierenden Teams sind finanziell besser aufgestellt und haben mehr Möglichkeiten zum Training, aber in Cardiff stand das SAP Extreme Sailing Team zuletzt wieder auf dem Podium. Auch in Hamburg ist es in der Lage, ganz vorne mitspielen zu können.
Mit Full Speed hinter den Hecks durch
Das zeigt dieses Rennen an Bord. Die Startlinie liegt sehr schief. Mit Wind von Steuerbord kommt man kaum über die Linie (Szene auf dem Video Tracker). Das sind beste Voraussetzungen für einen Start ohne Wegerecht von der anderen Seite. Ein haariges Manöver. Mit Full Speed hinter den Hecks der Konkurrenz durch auf die rechte Seite.
Alinghi kommt mit Vollgas und Vorfahrt auf uns zu. Gram Hansen stellt die Ruder quer, stoppt ab und zielt dann hinter die Hecks der Schweizer. Wenn nicht Red Bull da parken würde. Kommen die Österreicher noch verspätet in Schwung? Dann wäre die Chance zur perfekten Renneröffnung für Gram Hansen vorbei.
Aber es passt. Wir crossen vor Hagara, überlaufen Oman Air, die kurz nach dem Start gewendet sind und als letztes Boot an der Luvtonne ankommen. An der Marke wird es ziemlich knapp mit Canfield auf China One, aber wir sind klar Erster.
Unsichtbare Böe
Canfield halst sofort, erwischt eine Böe, die unsichtbar über das Hafengelände fegt und foilt vorbei. Auch wir geben mächtig Gas und der Lee-Rumpf hebt sich aus dem Wasser. Dieser hohe Summton geht durch Mark und Bein, aber China ist deutlich vor. Mit dem gleichen Manöver ist Gram Hansen zuvor weit nach vorne gesegelt, aber als Führender geht man das Risiko nicht ein, auf eine unsichtbare Böe zu hoffen.
Platz zwei ist gut in der Serie. Auf dem Motorboot reckt Coach Michael Hestbaek den Finger nach oben. Ein alter Bekannter in Deutschland. Er gehörte zur Dänen-Fraktion, die auf dem deutschen Cupper 2007 das Sagen hatte. Ein Auftritt, der nicht zu den ruhmreichsten des hiesigen Segelsports zählt. Aber für das SAP-Team ist der Champions-League-Sieger 2014 eine wichtige Bereicherung.
Tonne zwischen die Hörner genommen
Wenn da nur nicht immer der Larson vorne liegen würde. Auch in diesem Rennen segelt das Oman-Team noch auf vier vor. Und die Dänen erleben im nächsten Lauf ihr Tief, als sie um Rang drei kämpfend die Zieltonne zwischen die Rümpfe nahmen und schließlich auf Platz sechs abrutschten.
Doch das sympathische Team ist heiß. Gram Hansen hat seine anfängliche Skepsis zu dem Wechsel auf das Tragflächensegeln mit den GC32 abgelegt. „Ich dachte, dass sich die Felder weiter auseinanderziehen würden, und die Rennen sofort nach dem Start gelaufen wären“, sagt der Steuermann. „Aber ich lag falsch. Es sind wirklich gute, enge Rennen, die viele Möglichkeiten zum Überholen liefern.“
Er hat sich inzwischen mit dem Foilen angefreundet. Und das Team, zu dem noch der Portugiese Renato Conde, der Italiener Pierreluigi De Felice und der junge dänische 49er Segler Mads Emil Stephensen gehören, wird immer besser. Da geht noch was in Hamburg. Das Foilen haben sie inzwischen im Griff, und so langsam ist der Amerikaner Larson an der Spitze mal fällig.
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