Helge und Christian Sach vom Lübecker Yacht-Club sind bei der Segel-Weltmeisterschaft der Formula-18-Klasse im italienischen Gaeta überraschend Vierte geworden. Die Brüder aus dem schleswig-holsteinischen Dorf Zarnekau nahe der Ostsee verpassten die Bronzemedaille bei Punktgleichheit mit den Dritten Augustin Krevisky/Nicolas Aragones aus Argentinien nur hauchdünn. Den Titel holte der Australier Mitch Booth mit seinem Sohn Ruben vor Cruz Gonzales Smith und Mariano Heuser (ebenfalls Argentinien).
„Wenn du mehr als die halbe WM auf dem Podium stehst, ist der Abschluss mit der Holzmedaille natürlich eine große Enttäuschung“, meint Helge Sach, „aber unterm Strich sollten wir auf die Leistung in der Weltspitze stolz sein.“ Nach einer längeren Wettkampfpause hatten sich die Weltmeister von 2006 entschlossen, nochmals auf höchstem internationalem Niveau mitzumischen. Denn die meisten, auch der geschlagenen Gegner seien Profis. „Denen konnten wir oft mehr als das Wasser reichen“, so der 64-jährige Steuermann, der die gemeinsame Karriere mit seinem 62-jährigen Vorschoter vor einem halben Jahrhundert begann.
Die große Erfahrung machte sich vor allem an den Starkwindtagen bezahlt. Helge Sach: „Als andere schon ums ‚Überleben‘ kämpften, sind wir noch taktisch gesegelt.“ Dabei hatten die Nordlichter nur die vorangegangen internationale deutsche Bestenermittlung auf dem Gardasee und die italienische Meisterschaft in Gaeta als Training genutzt, um die eine oder andere Trimmeinstellung auszuprobieren. Schließlich segeln die Sachs erst seit wenigen Wochen einen neuen F-18-Katamaran vom Typ Capricorn Akurra.
Das Design des Australiers Goodall bewährte sich bei allen Bedingungen mit hohen Bootsgeschwindigkeiten. Die Formula 18 ist eine Konstruktionsklasse, in der verschiedene Hersteller um die Gunst der ambitionierten Kat-Fans buhlen. Die WM mit pandemie-bedingt diesmal „nur“ 78 Teilnehmern gilt als Barometer für die besten Modelle. Das Podium besetzte ausschließlich der polnische Exploder-F-18, während der beste Nacra Infusion mit den Franzosen Cedric und Laurent Bader auf Rang fünf lag. Die zweitbesten deutschen Brüder Fabian und Manuel Wunderle (Münchner Yacht-Club) überzeugten als WM-Siebte auch auf einem Nacra.
Dass es nochmal so nahe am Treppchen, aber am Ende bei der Siegerehrung doch danebenstand, musste das Sach-Team erstmal verdauen. „Natürlich gab es unzählige Momente in diversen Rennen, wo wir nicht nur einen Punkt liegengelassen haben“, bilanziert Christian Sach, „vielleicht hätten wir manchmal auch etwas mehr Ellenbogen zeigen müssen.“ Zwei freiwillig ausgeführte 360-Grad-Strafdrehungen in der zwölften Wettfahrt waren nur ein Beispiel für die vorsichtige Herangehensweise.
Am letzten Tag, als die entscheidenden Punkte verloren gingen, haderte das Duo mit den Vorwindkursen, auf denen es sonst oft Boden gutmacht. Bei frischen bis starken Winden „mussten wir höllisch aufpassen, uns bei häufigen kleinen Steckern in den Wellen nicht zu überschlagen“. Der leichten Crew fehlte es offenbar hinten etwas an Gewicht, um entsprechend gegenzutrimmen. In drei Rennen reichte es zu keinem Top-Ten-Platz, nachdem an den Vortagen zwei Zweite und zwei Dritte für die Highlights sorgten.
Ungeachtet des undankbaren vierten Gesamtrangs zeigten die Ostholsteiner, die als Trailerbauer, Buchautoren und Privattrainer auch auf foilenden Kats sowie mit Incentives auf einem pfeilschnellen Großkatamaran ihr Geld verdienen, dass mit ihnen weiter zu rechnen ist. Ende Juli könnten sie bei ihrem Heimspiel die Travemünder Woche bereits zum 21. Mal gewinnen.
Quelle: A. Kling
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