Fair Play für Louis Burton: Favorit Richomme gewinnt schon vor dem Start

„Ich bin dir etwas schuldig“

Für Louis Burton schien sich die von Mastbrüchen geprägte notorische Pechsträhne  fortzusetzen, als er bei der Anfahrt zum Transatlantik-Start eine Kollision erlitt. Aber er erhielt Hilfe, die in doppelter Hinsicht bemerkenswert ist.

Als Louis Burton mit seiner Bureau Vallée die Startlinie der New York-Vendée-Transat von Newport aus ansteuerte, gab er zwischenzeitlich mächtig Gas. Unnötig eigentlich, aber er wollte wohl seinen Plattbug-Foiler noch mal ordentlich in der Flugphase testen.

Zu dumm, dass er dabei heftigst kollidierte. In voller Fahrt raste er auf ein Hindernis, das er laut eigenen Angaben nicht identifizieren konnte. Normalerweise werden bei dieser Art Kollisionen die Anhänge eines IMOCA in Mitleidenschaft gezogen, also Foils, Kiel oder Ruder. Aber Burton erklärt, „das Vorschiff ist ziemlich stark beschädigt“, als sei er mit dem Bug aufgeprallt.

Aber von dem Drittplatzierten bei der vergangenen Vendée Globe sind nähere Erklärungen kaum zu erwarten. Er gehört nicht gerade zu den Redseligsten der Szene. Sicher ist, dass bei dem Vorfall offenbar die Furler-Trommel, für die Befestigung des Vorsegels am Bugspriet gebrochen ist. Der plötzliche Stopp mag den Druck im Segel so sehr erhöht haben, dass der Beschlag brach. Burton hätte nach Newport zurückfahren müssen und wäre wohl erst mit zwei Tagen Verspätung gestartet.

Yoann Richomme bei der Abfahrt in New York. © Paprec-Arkea

In seiner Not startete er einen Rundruf an die Skipper-Kollegen. Was dann passierte, motivierte den Skipper aus La Malouin bei St. Malo zu einer seltenen emotionalen Video-Ansprache: „Nur wenige Minuten nach meinem Aufruf bot Yoann Richomme an, mir eine Ersatzanlage zu leihen. Er wartete die erste Nacht auf See vor dem Start ab, bis sich die Bedingungen beruhigten, dann packte er es in eine wasserdichte Tasche und uns gelang die Übergabe.“

Louis Burton
Louis Burton greift sich den wasserdichten Sack, in den Yoann Richomme die Ersatzteile gepackt hat.

Richomme ließ den Beutel an einer Leine nach Lee treiben. Burton kletterte auf sein Foil und konnte die Ersatzteile übernehmen. Die Reparatur glückte. Bureau Vallée war rechtzeitig an der Linie. „Ich möchte mich wirklich bei Yoann bedanken. Vielen Dank für deinen Sportsgeist. Ich weiß das wirklich zu schätzen, ich bin dir etwas schuldig!

Was noch bemerkenswerter ist: Yoann Richomme und sein Team haben bisher noch gar nicht über diesen Fair-Play-Akt berichtet. Dabei ließe er sich PR-mäßig bestens ausschlachten. So festigt sich der Eindruck, dass es um eine einfache Hilfeleistung unter Seglern geht.

Richomme hat kaum gezögert, sein Ersatzteil zu spenden, nachdem sein Shoreteam längst außer Reichweite war. Schließlich ist der Beschlag nur deshalb an Bord, weil offenbar bei einem Transatlantikrennen durchaus die Gefahr besteht, dass der Furler ausgetauscht werden muss. Unnützes Zeug wird auf einem IMOCA, der ein wichtiges Rennen absolvieren soll, nicht mitgenommen.

Eine schöne Geschichte!

Eine Antwort zu „Fair Play für Louis Burton: Favorit Richomme gewinnt schon vor dem Start“

  1. Harrie Jasses

    sagt:

    Klar eine schöne Geste, aber warum wurde nochmal soweit draußen gestartet???

    Auch Hermanns Muskelspiele in dieser offenbar zurecht als sensibel eingestuften Gegend werfen ein sehr ernüchterndes Licht auf das tatsächliche Umweltbewusstsein dieser „Helden“. Ich kann schon gut verstehen warum diese Aktion nicht allzu breitgetreten wird.

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