Kiel hält sich jung. Die 1233 gegründete, heutige schleswig-holsteinische Landeshauptstadt wird in diesem Jahr zum Zentrum des Segelnachwuchses. Auf die Young Europeans Sailing (YES) über Pfingsten (4. bis 6. Juni) folgen die Kieler Woche (18. bis 26. Juni) und im August der Höhepunkt des deutsche Segelnachwuchses, die Gemeinsamen Internationalen Deutschen Jugendmeisterschaften (GIDJM/10. bis 16. August).
„Wir freuen uns auf den Segelnachwuchs und bieten einigen Klassen sogar dreimal die Möglichkeit, auf dem olympischen Revier vor Kiel anzutreten“, so Organisationsleiter Dirk Ramhorst (Kieler Yacht-Club). „Nachdem wir Pandemie-bedingt zwei Jahre etwas kürzer treten mussten, hoffen wir auf ein ganz besonderes Jahr 2022. Neben YES und der Kieler Woche komplettiert die GIDJM im Rahmen des 50-jährigen Jubiläums der Olympischen Segelregatten von 1972 unser umfassendes Angebot“, ergänzt der DSV-Vizepräsident für Olympisches Segeln und Nachwuchs-Leistungssport. Die Notice of Race für die GIDJM ist veröffentlicht, das Meldeportal unter www.manage2sail.de geöffnet.
Die Gemeinsamen Internationalen Deutschen Jugendmeisterschaften und das Revival der olympischen Segelregatten von 1972, gebündelt im Olympia-Revier Kiel, verbinden im August 2022 die Zukunft des Segelsports mit der Historie und beenden gleichzeitig das große Kieler Segelfestival in diesem Jahr.
Gemeinsam mit den beiden anderen ehemaligen olympischen Austragungsorten München und Augsburg (Kanurennsport) wird Kiel nach 50 Jahren die Erinnerungen an die Olympischen Spiele von 1972 noch einmal mit Leben erfüllen. Und während sich bei den European Championships in München die Sportlerinnen und Sportler im Beachvolleyball, Kanu-Rennsport und Klettern, in der Leichtathletik, beim Radsport, Rudern, Turnen, Tischtennis sowie im Triathlon, Para-Rudern und Para-Kanu messen, steht in Kiel wie 1972 der Segelsport im Mittelpunkt. Den Auftakt machen im August die zwölf Nachwuchsklassen des Deutschen Segler-Verbandes, die vom 10. bis 16. August die 6. GIDJM austragen. Vom 17. bis 21. August folgen die Regatten der sechs olympischen Bootsklassen von 1972 – Drachen, FD, Finn, Soling, Star und Tempest.
Geplant ist ein Segelfest der Extraklasse mit den Schwerpunkten Segelwelt, Jugend und Völkerverständigung. „Wir sind schon lange in den Vorbereitungen und werden mit über 300 ehrenamtlichen Mitarbeitenden vor Ort für die Aktiven und deren nachhaltiges Segelerlebnis im Einsatz sein“, so Ramhorst. Dazu werden allerdings noch ehrenamtliche Mitwirkende und auch mitveranstaltende Vereine gesucht. „Wer möchte, kann sich gern bei uns melden“, so der Organisationschef.
Die 6. GIDJM – nach dreimal vor Travemünde (1988, 2009 und 2017) und zweimal vor Ribnitz-Damgarten (2003 und 2013) – beginnt mit zwei Vermessungstagen. Es folgen fünf Wettfahrttage in den Klassen 29er, 420er, Cadet, ILCA 4 (Laser 4.7), ILCA 6 (Laser Radial), O’pen Skiff, Optimist, Pirat, Techno 293, Open Windfoil Youth und Teeny (einzige nicht internationale Klasse) sowie vier Wettfahrttage für die Europes, die direkt von ihrer Jugendeuropameisterschaft aus Blossin nach Kiel reisen. Die Katamaranklasse Nacra 15 ist mangels Interesse und Masse für die Jahre 2022 bis 2025 keine deutsche Jugendmeisterschaftsklasse mehr. Mit rund 900 Booten/Brettern und damit 1200 Aktiven rechnen die Veranstalter und der DSV. Dafür stehen sieben Bahnen zur Verfügung.
Die größte Flotte dürften mit Abstand die Optimisten stellen, gefolgt von ILCA 6, ILCA 4, 29er und 420er. Die Entwicklung in den Nachwuchsklassen sei dabei grundsätzlich stabil, so der DSV-Jugendobmann und DSV-Vizepräsident Timo Haß. „Die Zahlen bei Meisterschaften und in den Ranglisten bleiben weitgehend konstant, was bedeutet, dass ausreichend Nachwuchs gefunden wird, da ja nach oben altersbedingt Seglerinnen und Segler herauswachsen.
Doch es gibt regionale Unterschiede beim Piraten mit den Schwerpunkten im Norden und NRW, im Teeny mit Schwerpunkt Norden und Berlin sowie im Cadet mit seiner Basis in Mecklenburg-Vorpommern. Der Optimist und die ILCA sind bundesweit vertreten, auch beim 29er geht der Trend in die Richtung einer Präsenz über die gesamte Republik. Beim 420er gibt es in einzelnen Bundesländern einen leichten Abschwung, der aber noch kein Trend ist. Surfen ist extrem vereins- und standortgebunden; hier gibt es einige Hotspots, aber leider nicht flächendeckend“, ordnet Haß die Jugendklassen ein.
Beobachtet wird die Entwicklung der O´pen Skiff-Klasse, die sich bisher in Deutschland nicht ausreichend durchsetzen konnte. „Der O’pen-Skiff ringt seit Jahren um den Status der Jugendmeisterschaftsklasse und ist im Kern nur noch in SH und NRW vertreten“, erklärt der DSV-Jugendobmann.
Dynamisch sei die Entwicklung in den neuen Klassen Techno 293 und Open Windfoil. „Mit der Einführung des Foilens im Windsurfen hat diese Disziplin nochmal richtig Auftrieb erhalten, nachdem die Boards, die für Olympische Spiele bisher genutzt worden waren, von vielen als nicht attraktiv angesehen worden sind.
Mit dem Techno 293 als Einstiegsklasse noch ohne Foilen, aber mit allem, was man benötigt, um Surfen vernünftig zu erlernen, und der Box-Rule Open Windfoil Youth haben wir den Trend aufgenommen und werden sicher deutlich steigende Zahlen sehen.
Möglicherweise wird sich auch bei den Foilern eine Klasse in Zukunft durchsetzen, dann können wir flexibel reagieren und diese Klasse für die Jugendmeisterschaft auswählen“, so Haß mit Blick in die Zukunft. Und bei diesem Blick spielt die GIDJM eine große Rolle. Denn nach dem holprigen Beginn mit den GIDJM 1988, 2003 und 2009 ist jetzt ein fester Vier-Jahres-Rhythmus geplant.
„Wir sind uns mit allen beteiligten Gruppen einig, dass wir alle vier Jahre dieses Großereignis als Fest des Jugendsegelns durchführen wollen. Der Vier-Jahres-Rhythmus steht also, so dass 2026 die nächste GIDJM geplant ist“, ergänzt Haß. Die GIDJM in Kiel dürfte dafür sicherlich werben.
Für die Veranstalter geht es nach der Siegerehrung des Nachwuchses ohne Pause mit den ehemaligen olympischen Klassen von 1972 weiter. Nachdem parallel zu den Jugendregatten bereits für Tempest und Finn die Vermessung oder ein Practice-Race auf dem Programm stehen, beginnen die beiden Klassen schon am Mittwoch, 17. August, mit der ersten Wettfahrt. Die Kielboote Drachen und Star greifen am Donnerstag, 18. August, ins Geschehen ein, bevor am Freitag, 19. August, auch FD und Soling an den Start gehen. Die Notice of Race für die Jubiläums-Regatten folgt Ende des Monats, dann wird auch das Meldeportal für die Revival-Regatten unter Manage2Sail freigeschaltet.
Quelle: Hermann Hell
Bilder: Christian Beeck; Sascha Klahn und Otto Kasch
Der Regatta-Plan
Gemeinsame Internationale Deutsche Meisterschaft
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- Klassen: Optimist, Laser Radial, Laser 4.7, Europe, Teeny, Cadet, O’pen Skiff, 29er, Nacra 15, 420er, Pirat, Techno 293, Open Windfoil Youth.
- Mittwoch, 10. August, und Donnerstag, 11. August: Vermessung.
Freitag, 12. August, bis Dienstag, 16. August: Wettfahrten
50 Jahre Olympia vor Kiel-Schilksee:
Klassen: Drachen (Ranglisten-Regatta), Flying Dutchman (IDM), Finn Dinghy (EM und U23-EM), Soling, Star (North European Championship), Tempest (WM).
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- Montag, 15. August: Vermessung: Finn und Tempest
- Dienstag, 16. August: Vermessung: Finn; Practice Race: Tempest
- Mittwoch, 17. August: Vermessung: Star; Wettfahrten: Finn und Tempest
- Donnerstag, 18. August: Wettfahrten: Finn, Tempest, Star, Drachen
- Freitag, 19. August: Wettfahrten: Finn, Tempest, Star, Drachen, Soling, Flying Dutchman.
- Samstag, 20. August: Wettfahrten: Finn, Tempest, Star, Drachen, Soling, Flying Dutchman.
- Sonntag, 21. August: Wettfahrten Finn, Tempest, Star, Drachen, Soling, Flying Dutchman. – Danach Siegerehrungen
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