Heiligenhafener Crews räumen die Pokale ab

Seesegler küren die ersten TW-Sieger

Kaum ist die Travemünder Woche gestartet, da dürfen die ersten Crews auch schon feiern. Mit dem Abschluss des Auftaktwochenendes wurden die Sieger der Up-and-Down-Wettfahrten auf der Seebahn gekürt. Grund zum Strahlen hatte dabei der SV Heiligenhafen (SVH-SSCH), der sowohl in der ORC- als auch der Yardstick-Wertung die Erstplatzierten stellte. Trotz schwieriger Windbedingungen gelang erneut – auch auf den Jollen- und Katamaran-Bahnen – ein volles Programm.

Die Crew der „Adamas“ feierte den Sieg bei den up-and-Down-Rennen der ORC-Seesegler. Foto: segel-bilder.de

Einen Patzer zum Abschluss der Serie für die Seesegler konnte die Crew der „Adamas“ von Jan Peters (Heiligenhafen) verkraften, um dennoch souverän an der Spitze der ORC-Gesamtwertung zu stehen. „Im Abschlussrennen hatten wir etwas Pech, haben zweimal einen Winddreher falsch erwischt“, berichtete Jan Peters. „Aber vorher haben wir nur wenige Fehler gemacht. Und wenn mal ein Missgeschick beim Manöver passierte, hat unsere erfahrene Crew das schnell in den Griff bekommen, ohne dass wir viel Zeit verloren haben.“

In der Yardstick-Wertung der Yachten konnte sich die „Pepper and Salt“ durchsetzen. Foto: segel-bilder.de

Peters hat nach dem Auftaktsieg noch weitere Starts zur Travemünder Woche geplant: „Ich segel das volle Programm. Am Donnerstag werde ich zur Langstrecke allerdings mit einer anderen Crew starten. Mal sehen, wie das klappt. Am nächsten Wochenende zur Mittelstrecke geht dann wieder das eingespielte Team ins Rennen.“

In der ORC-Gesamtwertung kamen die Deutschen Meister von der „Patent 4“ (Jürgen Klinghardt, Lübeck) auf Rang zwei, siegten aber in der Unterkategorie der ORC 3+4. Mit der „Pepper and Salt“ von Björn Carstensen gab es bei den Yardstick-Yachten einen weiteren Sieger aus Heiligenhafen. Die Crew war aber genauso schnell wieder abgereist, wie sie auf der Bahn gesegelt war. „Wir müssen alle schon wieder arbeiten, deswegen können wir die weiteren Travemünder Woche-Regatten auch nicht mitsegeln“, so der 54-jährige Björn Carstensen. Der Fokus für die weitere Saison liegt auf dem Ostsee-Cup. In der Regattaserie der Lübecker Bucht will die „Pepper and Salt“ noch ein paar Rennen mitfahren.

Halbzeit ihrer TW-Zeit feiern die Finn-Dinghys. Die ehemalige Olympiaklasse trägt ihre Deutsche Meisterschaft in der Lübecker Bucht aus und fühlt sich rundum wohl mit dem Eventareal auf dem Mövenstein. „Es ist eine tolle Atmosphäre unter den campenden Teilnehmern. Und die Organisation ist sehr gut. Wir sind sehr glücklich, hier zu sein“, sagt der Klassen-Boss der Finns, Claus Wimmer.

Dieses Glücksgefühl wird besonders von Fabian Lemmel geteilt. Der Berliner hat nach vier Wettfahrten die IDM-Führung von dem Dänen Otto Strandvig übernommen. Auf Rang drei folgt der ehemalige Olympia-Zehnte im Starboot (1996) Kai Falkenthal (Kiel). Lemmel bleibt für den weiteren Verlauf gespannt: „Noch ist nichts entschieden. Morgen ist mehr Wind, da muss ich vor allem auf Thomas Schmid achten.“

Bei den German Open der J/22 hat Holger Schmitt an Tag zwei die Führung übernommen. Foto: segel-bilder.de

Einen Führungswechsel gab es auch vor dem Abschlusstag der German Open in der J/22-Klasse. Obwohl punktgleich mit dem Zweiten darf sich vorerst das Team von Holger Schmitt (Lohheider See) über die Führung freuen. Der Zweikampf um den inoffziellen Titel ist heiß entbrannt. Verfolger Reiner Brockerhoff (Duisburg) hat noch alle Trümpfe in der Hand.

Erst mit Verspätung starteten die Jugendlichen der Hobie 16 in ihren Tag. Doch als sich der Wind vor der Mecklenburger Küste aufgebaut hatte, gelangen noch drei Wettfahrten. An der Spitze der EM-Wertung drehen weiter die Italiener ihre Kreise. Aber die bisher Führenden mussten kräftige Dämpfer hinnehmen. Gianmarco Gini/Elisa Mustacchi kassierten zwei Frühstart-Disqualifikationen, verteidigten aber die Spitze. In der parallel gesegelten Regatta ohne EM-Wertung haben sich die Surendorfer Schwestern Charlotte und Wiebke Finkemeyer eine deutliche Führung vor dem niederländischen Team Floor und Francien Holleman erarbeitet.

Die Hobie Dragoon sind in ihre Europameisterschaft gestartet. Foto: segel-bilder.de

Frisch in die TW ging es für vier weitere Hobie-Klassen sowie die Dyas. Die italienische Stärke bei den Strandkatamaranen unterstreichen die Jugendlichen Leonardi Vascellari/Gaia Benedetta Frau bei den Hobie Dragoon mit vier Siegen in vier Wettfahrten. Dagegen ist in der Altersklassen-Wertung (Masters) der Hobie 16 ein deutsches Duo an der Spitze. Jens Goritz/Anke Delius (Föhr) führen nach vier Rennen vor Christian Diederich/Christina Schober (Bordesholm/Hamburg). Beste Crew unter Spi sind die Österreicher Klemens und Gundi Kitzmueller.

Ein bunt gemischtes Podium könnte sich bei der Europameisterschaft der Hobie 14 ergeben, wenn die Ergebnisse des ersten Tages weiterhin Bestand haben. Tanja Rindt (Bosau) hat vor dem Brasilianer Adam Max Mayerle die Führung inne.

Die Norddeutsche Meisterschaft der Dyas ist das Warmlaufen für die Deutsche Meisterschaft, die ab Donnerstag ebenfalls im Rahmen der Travemünder Woche gesegelt wird. Auf Betriebstemperatur sind bereits Arndt Fingerhut/Andreas Malcher vom Edersee, die nach drei Wettfahrten mit den Plätzen 1, 1, 2 klar in Front liegen.

Das Maritim-Hochhaus sorgte mit Windwirbel bis weit auf die Bahn der Sailing Champions League für schwieirge Bedingungen. Foto: segel-bilder.de

Die besonderen Bedingungen des Reviers im Schatten des Maritim-Hochhauses bekamen die Teams der Sailing Champions League an ihrem zweiten Regattatag zu spüren. „Durch den Bau ziehen sich einige Windwirbel bis tief in das Regattagebiet herein. Dazu sorgt die Trave für eine Düsenwirkung. Das macht es manchmal zu einem Spiel wie auf der Alster. Allerdings ist mehr Platz, und damit sind die Dreher und Böen auch eher zu sehen“, berichtete Maximilian Gebhard, Team-Manager des Lübecker YC, von den Tücken. Dadurch ist auch kaum ein Heimvorteil zu kreieren. Die Lübecker konnten sich nur leicht auf Rang 27 verbessern.

Der NRV Hamburg nutzte dagegen ein paar Schwächen des finnischen Teams aus. Während Markus Rönnberg von den Åland-Inseln neben einem Sieg auch drei mittlere Ergebnisse einfuhr, segelte NRV-Steuermann David Chapman kontinuierlich in den Top-Drei. Zum letzten Rennen konnte das Hamburger Team zwar nicht antreten, da das aber aus einem technischen Schaden des Bootes resultierte, wird ihnen dafür die durchschnittliche Punktzahl ihrer bisherigen Ergebnisse angerechnet. Sollte dem NRV der Sprung auf Platz eins gelingen, wäre es für Chapman bereits der Zweite SCL-Sieg. Vor drei Jahren gewann der Australier allerdings mit seinem Heimatverein aus Sydney.

 

Ex-Weltmeister Thomas Schmid hofft auf Wind

Der Hamburger Thomas Schmid kann auf viereinhalb Jahrzehnte Segelerfahrung zurückgreifen. Im Finn-Dinghy hat er 1988 in Brasilien WM-Gold geholt und Platz sechs bei den olympischen Spielen belegt. Insgesamt 13 Jahre ist der heute 63-Jährige auf höchstem Weltniveau gesegelt. Aber auch heute ist er noch auf dem Wasser erfolgreich: 2019 wurde er Ü60-Weltmeister, und bei der IDM im Rahmen der Travemünder Woche tritt er als Titelverteidiger an. Doch trotz Erfolgen findet er mittlerweile: „Es gibt noch mehr als Segeln im Leben!“

Ex-Finn-Weltmeister Thomas Schmid hofft an den folgenden Tagen auf mehr Wind in der Lübecker Bucht. Foto: segel-bilder.de

Wenn er auf seine Segelkarriere zurückblickt, ist es kein einzelnes Ereignis, das ihm besonders in Erinnerung geblieben ist, sondern die gesamte Zeit in der Nationalmannschaft. „Das war eine tolle Zeit, in der ich viel an Lebenserfahrung gewonnen und viele Freundschaften geschlossen habe, die zum Teil bis heute bestehen. Selbst bei den Masters treffe ich noch Freunde von früher auf der Regattabahn“, freut sich Schmid, der erst mit 18 angefangen hat, leistungsorientiert zu segeln – zu spät, wie er selbst findet.

Insgesamt 13 Jahre hat er Segeln als Leistungssport betrieben, treu geblieben ist er dem Regattabetrieb aber bis heute, und ein Ende ist vorerst noch nicht in Sicht. In dieser Saison stehen für Schmid noch zwei größere Regatten auf dem Programm: die Dänischen Meisterschaften und – wenn ausreichend Meldungen erreicht werden – im August die Europameisterschaft in Kiel. Im kommenden Jahr hat Schmid allerdings noch keine Regattapläne. Dann steht für den mehrfachen Großvater die Familie im Vordergrund, da zwei seiner fünf Kinder heiraten.

Der Hamburger Thomas Schmid ist mit den Bedingungen zur Deutschen Meisterschaft der Finns auf dem Mövenstein-Areal sehr zufrieden. Foto: Katrin Heidemann

Nach seinem Rentenantritt im Frühjahr 2024 wird er aber sicher deutlich häufiger mit seinem Boot auch auf der Flensburger Förde anzutreffen sein, wo die Familie auf der dänischen Seite ein Ferienhaus besitzt. „Ich habe dort und in Hamburg jeweils ein segelfertiges Boot liegen und kann im Wechsel auf der Elbe und der Flensburger Förde segeln. Das bedeutet aber nicht, dass ich das Regattapensum erhöhen werde. Irgendwann habe ich gemerkt: Regatten sind schön, aber es gibt auch noch mehr. Hauptmotivation zum Weitersegeln ist es, sich sportlich zu betätigen und fit zu bleiben“, erzählt der passionierte Segler.

Gar nicht mehr zu segeln, sei definitiv keine Option, das hätte ihm eine rund sechsjährige Pause in einer sehr arbeitsintensiven Phase in der Versicherungsbranche in der Vergangenheit gezeigt. „Damals lag der Fokus nur auf der Arbeit, und das hat mir nicht gut getan.“ 2008 hätte er sich deshalb entschlossen, wieder mehr zu segeln. Der Name seines Bootes, „Back to the Roots“, bezieht sich auf die Rückkehr zum Segelsport. Seitdem gelte für ihn wieder: „Ich segele in jeder freien Minute.“

Travemünde schätzt Schmid als anspruchsvolles Segelrevier, Regatten hat er dort allerdings selten bestritten. „Die Travemünder Woche hat sich in der Vergangenheit meist mit anderen Veranstaltungen überschnitten. Das letzte Mal war ich hier, als es noch die DDR gab. Ich freue mich, nun wieder hier an den Start zu gehen. Alles passt: tolles Revier, tolle Organisation und ein toller Standort für unsere Klasse am Möwenstein. Nur der Wind könnte gerne noch etwas zunehmen“, sagt Schmid.

Der Auftakt der IDM bei der Travemünder Woche bei eher leichten Winden verlief nicht ganz optimal für den ehemaligen Weltmeister: Ein Frühstart im zweiten Rennen hat ihn zurückfallen lassen. Nach dem zweiten Wettfahrttag belegt der Hamburger im 64 Segler starken Feld Platz 14.

Ergebnisse

Sämtliche Ergebnisse der Travemünder Woche sind über das Portal Manage2sail zu bekommen.

Tagesprogramm der 133. Travemünder Woche
Montag, 25. Juli
10:00 Uhr, Media Race Course: Sailing Champions League
11:00 Uhr, Seebahn: German Open der J/22
11:00 Uhr, Bahn Bravo: EM Hobie 16 Jugend, EM Hobie 16 Master, Hobie 16 Spi
11:00 Uhr, Bahn Foxtrott: IDM der Finn Dinghy
11:00 Uhr: Bahn Charlie: EM Hobie 14, EM Hobie Dragoon
11:00 Uhr, Bahn Delta: NDM Dyas
12:00 Uhr: Bahn Charlie: WM Formula 16
12:00 Uhr, Bahn Delta: IDM Folkeboot
17:00 Uhr, Travepromenade: Trave Races der Hobie 16
19:30 Uhr, Stadtwerke Lübeck Bühne an der Nordermole: Wayne Morris
19:30 Uhr, Bühne an der Sailors Bay auf dem Priwall: Michael Jessen
20:00 Uhr, Travepromenade: Illumination der Viermastbark Passat

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