Internationale Deutsche Meisterschaft Double Handed Offshore als Teil von Rund Bornholm: Hattrick für Freudenberg/Reichert? Insgesamt haben 43 Yachten für die Langstrecke der 83. Warnemünder Woche gemeldet.
Ob Double Handed oder mit Crew, ob jung oder alt, ob Frauen- oder Männer-Crew, ob Regatta- oder Fahrtensegeln: Die Dehler 30od ist der Allrounder für den Einstieg ins Seesegeln. Vielseitigkeit mit Spaßfaktor. Wie bereits die einstigen olympischen Klassen Drachen und Star gezeigt haben, dass es nicht des olympischen Status‘ bedarf, um eine erfolgreiche Einheitsklasse zu sein, so unterstreicht dies nun auch die Dehler-Gemeinschaft. Gerade ist der Versuch gescheitert, Offshore-Segeln bei den Olympischen Spiele 2024 zu etablieren (Kiten erhielt den Zuschlag für eine getrennte Frauen- und Männer-Wertung), da zeigen die Meldelisten der Großveranstaltungen, dass die Dehler 30od, die olympische Ambitionen hatte, auf Kurs ist. Beim Langstrecken-Klassiker „Rund Bornholm“, der im Rahmen der 83. Warnemünder Woche vom 5. bis 8. Juli ausgetragen wird, gehen sechs, vielleicht sieben Dehler 30od an den Start, zwei bis drei in der Double-Handed-, vier in der ORC-Wertung. Insgesamt haben 40 Yachten für die rund 270 Seemeilen lange Wettfahrt gemeldet, darunter 14 Crews für die IDM Double Handed, 18 in der ORC-Wertung und elf in der Yardstick-Vermessung.
Double Handed bleibt im Trend
„Der Trend zum Double-Handed-Segeln ist ungebrochen und wächst eher“, so Eckart Reincke, der als Seesegelexperte die Wettfahrtleitung in Warnemünde unterstützt. Ein Trend, den die Dehler 30od als Einheitsklasse nutzen will. Auch Bodo Mall, Vorstandsmitglied für Jugend und Ausbildung bei der Segelkameradschaft „Das Wappen von Bremen“ (SKWB), schlägt in dieselbe Kerbe: „Zudem wird es immer schwerer, mehrköpfige Crews zusammenzubekommen. Mit einer Zweimann-Crew ist man flexibler.“ So ist auch der Bremer, der ansonsten Erfolge mit der „Bank von Bremen“, einer J/V 52, hamsterte, vor Warnemünde mit einer Dehler 30od am Start. Zusammen an Bord mit Alexander Beilken aus der Bremer Beilken-Segelmacher-Dynastie, misst sich die „Power Play“ mit elf Konkurrenten bei der Langstrecke der Internationalen Deutschen Meisterschaft Double-Handed. „Rund Bornholm“ ist der erste Teil der mehrteiligen IDM, die im September mit den Kurzstrecken vor Olpenitz im Rahmen der IDM Offshore fortgesetzt wird.
„Wir haben vor zwei Jahren gemeinsam mit dem Deutschen Touring Yacht-Club eine Kooperation begonnen, um ein Seesegel-Team für die Olympischen Spiele zu bilden. Auch wenn dieser Traum geplatzt ist, wollen wir am Konzept festhalten, Ansatzpunkte für den Seesegelnachwuchs anzubieten. Für die SKWB ist es ein Zukunftsthema“, so Mall, der nicht ausschließt, auch selbst in der Dehler aktiv zu bleiben. Zunächst ist es ein Kennenlernen, um gemeinsam mit Alexander Beilken, der für den Regatta-Bereich in der SKWB zuständig ist, nach dem Erlebnis der IDM die Entscheidungen für den Bremer Traditionsverein zu fällen. Die Dehler 30od wurde dazu bei Speedsailing gechartert, da Oliver Schmidt-Rybandt, der mit der „Power Play“ die Baltic 500-Regatta im Vorjahr gewann, vor Warnemünde traditionsgemäß in der VO 60 „Glashäger“ an den Start geht.
Dennoch schwärmte Schmidt-Rybandt im Vorfeld der 83. Warnemünder Woche von der Dehler 30od: „Wir sind stolz und dankbar, so eng an der Entwicklung dieses Bootes mitgewirkt zu haben. Nach den ersten tausend Meilen hat sich auch Erleichterung breit gemacht. Das Boot fährt unter allen Bedingungen schnell, ist überdurchschnittlich gut zu kontrollieren und sieht wunderschön aus. Wir haben Spaß beim Training, im Rennen und auf Urlaubsreisen. Wir wollten die Dehler in keine Vergütung bauen, das bedeutet Abstiche bei der Geschwindigkeit, beim Segelspaß einzubauen.“ Im Rennen „Rund Bornholm“ wird der Greifswalder die Dehler jedoch nur von außen bewundern können. Vermutlich nur kurz, wenn er mit seiner „Glashäger“ vorbeisegelt.
IDM: starke Dehler 30od-Konkurrenz
Die Dehler 30od-Konkurrenz bei der IDM Double Handed kann sich sehen lassen. Neben der Bremer „Power Play“ ist mit Morten Bogacki der Minitransat-Dritte von 2019 mit der zweiten Dehler 30od im Rennen. An Bord des Radiologen aus Rendsburg ist Felix Köster. Die auf der Kieler Woche 2020 getaufte „Humboldt“ wurde nach der Kieler Woche nur zum Training bewegt. „Die Baltic 500 fiel ja leider aus“, so Bogacki. Der 34-Jährige hat in diesem Jahr noch den Blueribboncup und natürlich den zweiten Teil der IDM im September auf dem Plan. „Silverrudder und Kieler Woche muss ich kurzfristiger entscheiden“, erklärt Bogacki, der als Radiologe auch im Schicht- und Wochenenddienst tätig ist. Die Langstrecke vor Warnemünde ist die erste Standortbestimmung in diesem Jahr. Und dennoch ist Bogacki für Oliver Schmidt-Rybandt ein Favorit auf den IDM-Sieg.
Die dritte Dehler 30od, die für die IDM Double Handed gemeldet ist, wird vermutlich nicht rechtzeitig fertig. Michael Hoesch (Bayerischer Yacht-Club) hat durch seine Tochter zur Dehler gefunden und eine gekauft. Camilla Hoesch nahm 2020 an der ersten Dehler 30od-Bestenermittlung im Rahmen der Kieler Woche teil, ersegelte zusammen mit Joshua Weber Rang drei hinter Oliver Schmidt-Rybandt/Felix Hauss und Robert Stanjek/Morten Bogacki (siehe oben) und schwärmte von dem Boot. Nun wollte der Vater mit seiner Tochter gleichziehen und hatte mit Ihrem Vorschoter zum Rennen „Rund Bornholm“ gemeldet. Doch ob das Schiff an den Start geht, ist fraglich. „Es ist extrem schade. Wir wollen das Boot mehrfach nutzen, mit meiner Frau zum Fahrtensegeln in der Ostsee und zum Regattasegeln mit Camilla und Joshua“, so Michael Hoesch, der sich selbst als Fahrtensegler beschreibt und am Mittwoch vor der Warnemünder Woche nicht mehr an den Start glaubte. Aber so bliebe eben mehr Zeit dem Sohn Adrian, der bei den Olympischen Spielen für Samoa im 470er startet, die Daumen zu drücken. Schmidt-Rybandt war optimistischer. „Wir schaffen es. Samstag wird das Schiff überführt, und Montag kann Michael Hoesch starten“, so der absolute Dehler 30od-Fan, der darunter leidet, nicht selbst eine Dehler „Rund Bornhom“ segeln zu können. Doch die „Glashäger“ bietet auch genug Segelspaßpotential.
Eine Dehler-Bestenermittlung zwischen den zwei bis drei Zweihand-Crews bei der IDM und den vier mehrköpfigen Crews in der ORC-Wertung soll mit Einsatz von Gewichtsausgleich (Wassertanks) möglich werden. Zumindest gibt es einen gemeinsamen Start.
IDM: Titelhamster am Start
Aber nicht nur die Dehler 30od kämpfen um den Double Handed-Titel. Bei der IDM zählen ganz sicher auch die „halbtrocken“ (First 36.7) mit Knut Freudenberg/Nils Reichert (SV Flensburg) und die „Sharifa“ (JPK 10.10) mit Rasmus Töpsch/Max Gurgel (Yacht-Club Strande) zu den Favoriten.
Freudenberg/Reichert reisen als doppelter Double-Handed-Titelverteidiger (2019 und 2020) an, Max Gurgel als Vizemeister 2020. Beide Crews sind Dauerbrenner in der Regattaszene. Freudenberg hat insgesamt vier IDM-Titel im Gepäck, Gurgel bereits fünf Titel. Gurgel, dessen Beruf es ist, Yachten schneller zu machen, trat 2020 im Rahmen der gemeinsamen Olympia-Kampagne mit Lena Marie Weißkichel bei der IDM Double Handed vor Kiel an. Ihre „Sharifa“ (L-30) gehörte Rasmus Töpsch, dem damaligen L-30-Präsidenten. Nach dem Olympia-Aus für die Seesegler wollen es Töpsch/Gurgel nun gemeinsam mit der ehemaligen „Hidden“ (JPK 10.10) Double Handed anpacken. „Die Chemie stimmt“, so Gurgel.
Frauenpower im ORC-Feld
Übrigens: Lena Marie Weißkichel (Segler-Verein Großheidorn) ist von der L-30 in die Dehler 30od umgestiegen. Die 21-jährige ehemalige Laser Radial-Kaderseglerin hat weiterhin Olympia-Ambitionen und plant für 2024 eine 49er-FX-Kampagne mit Nadine Böhm. Vor Warnemünde segelt sie nicht um die Meisterschaft der Double-Handed-Crews sondern tritt mit einer Frauencrew in der ORC-Wertung beim Rennen „Rund Bornholm“ an, um die Männer das Fürchten zu lehren.
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