Mit hauchdünnem Punktevorsprung gewinnen die Polen Piotr Cichocki und Grzegorz Prokopowicz die zweite Weltmeisterschaft im inklusiven Segeln vor den letztjährigen Goldmedaillengewinnern Heiko Kröger und Clemens Kraus. Bronze geht an Jens Kroker und Sabine Kroker-Hohmann, denen es noch in den letzten Wettfahrten gelang, die bis dahin auf Rang drei liegenden Schweden Fia Fjelddahl und Markus Jenkinson auf Platz vier zu verweisen.
Über vier Tage segelten insgesamt 18 Teams aus 8 Nationen auf der noch relativ jungen Bootsklasse Far East S\V 14 um den WM-Titel. Sie kämpften zwischen Sonne, Regenschauern und Winddrehern. Vor allem bei den vorderen Plätzen ging es hart zur Sache, zumal hier viele prominente Gesichter aus dem Parasport aufeinandertrafen. Neben den genannten waren auch Sigi Meinka und Dirk Tahlheim dabei, oder die am Ende neuntplatzierte Crew aus Estland – Peep Krusberg und Liivika Näks, um nur einige bekannte Namen zu nennen.
Während gleichzeitig die Paralympics erstmals ohne den Segelsport stattfinden, war diese WM ein Paradebeispiel, wie sich genau der Segelsport als inklusive Disziplin eignet. Nach der letztjährigen coronabedingt sehr eingeschränkten Premiere der Weltmeisterschaft im inklusiven Segeln war diese zweite WM ein Highlight mit sehr viel positiven Zuspruch von allen Seiten – nicht nur unter dem Aspekt des ‚disability mainstreaming‘.
Die Far East S\V 14 ist speziell für Menschen mit Handicap entwickelt worden. Bei der ‚Inclusion World Championship for Sailing‘ segelte auf diesem Boot jeweils eine Person mit und eine ohne Handicap zusammen, ein neues Format, das das Team und die Inklusion in den Mittelpunkt stellt. Eine Kombination, die so im Segelsport, vor allem im Regattasegelsport noch sehr jung ist.
Bei der Siegerehrung an der Alster bekräftigten hochkarätige Vertreter von Sport und Politik die Signalwirkung und die Wichtigkeit solcher Veranstaltungen. Massimo Dinge von World Sailing bedankte sich bei den Organisationen und Sportlern, dass sie Inklusion im Sport vorlebten, um so auch Inklusion in gesellschaftliche Bereiche zu bringen, Dr. Germar Brockmeier vom Deutschen Segler Verband bedankte sich beim NRV und allen Helfern für das Engagement in Sachen Inklusion und hofft, „dass wir eines Tages nicht mehr von Inklusion sprechen müssen, wenn wir alle gemeinsam zum Segeln gehen wollen, sondern dass wir es einfach tun, egal wer wir sind.“ Dr. Jonas Leder, Direktor des Landessportamts Hamburg und Repräsentant der Hamburg Active City bedankte sich bei den Seglern, für den hochkarätigen inklusiven Sport, den er selbst persönlich während der Regatta live auf dem Wasser verfolgen durfte.
Jens Kroker, der neben seiner Rolle als aktiver Segler auch Athletenvertreter bei World Sailing ist, sieht in der WM einen großen Schritt nach vorne: „Wir brauchen das Feedback der Segler und Seglerinnen, der Helfer und der Organisation, um gemeinsam weiterzukommen, daher ist eine solche Veranstaltungen ein riesen Schritt nach vorn!“
Und NRV Vorsitzender Tobias König nutze die Siegerehrung, um sich vor allem noch mal bei allen Supportern für dieses Event zu bedanken: „Ohne die Unterstützung von außen ist so ein Event für einen Verein alleine nicht realisierbar“, betonte er dankend.
Sven Jürgensen, Initiator der WM im Norddeutschen Regatta Verein, hofft mit der WM auch Impulsgeber für andere Sportarten zu sein: „Mit dieser WM hier mitten in der Stadt und mit der breiten Unterstützung, die wir dafür erfahren, hoffen wir, auch Nachahmer in anderen Sportarten zu finden. Solche Leuchtturmprojekte sind wichtig, um die Menschen zu motivieren, in den Sport – in unserem Fall den Segelsport- einzusteigen. Der Sport selbst hat türöffnende Wirkung und kann als solcher in alle Bereiche der Gesellschaft wirken, das ist heute genauso wichtig, wie früher.“
Nach der WM ist vor der WM. Im Norddeutschen Regatta Verein geht es kommende Woche gleich weiter mit inklusiven Vorzeigeprojekten: Das Projekt ‚Gelebte Inklusion auf der Regattabahn‘ startet auf der Kieler Woche im Feld der J70 und will zeigen, dass Segeln mit Einschränkung auch ohne besondere Bedingungen möglich sein kann.
Quelle: NRV
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