Auf der Bahn vor Bülk sorgte das Wetter noch einmal für einen perfekten Tag, nachdem schwierige Winde und eine Welle von Frühstart-Disqualifikationen zuvor viel Wirbel in der jungen Klasse verursacht hatten.
Mit 91 Crews setzte die J/70 bei ihrer zweiten Europameisterschaft eine beeindruckende Teilnehmermarke. Und für das sportliche Glanzlicht sorgte Claudia Rossi. Die Italienerin holte auf dem Revier, auf dem vor zwei Jahren ihr Vater ORC-Weltmeister geworden war, den kontinentalen Titel. Die perfekte Abschlussserie von Stefano Roberti (Monaco) mit drei Siegen endete auf Gesamtrang zwei vor Gonzalo Araujo (Spanien). Mit Carsten Kemmling (Hamburg) und Magnus Simon (Hamburg) auf den Plätzen neun und zehn schafften zwei deutsche Mannschaften den Sprung in die Top-Ten.
Claudia Rossi überraschte die gesamte Elite der J/70-Segler und sich selbst bei dieser Europameisterschaft: „Das hätte ich nicht erwartet, als ich hierher gekommen bin. Wir haben das Boot erst seit Februar. Aber die Mannschaft hatte ein hochgestecktes Ziel und hat uns schnell gemacht.“ Erst seit drei Jahren segelt die junge Italienerin überhaupt. Doch das Segeln liegt der Familie offenbar im Blut. „Und Kiel ist ein sehr glückliches Revier für unsere Familie. Jetzt freue ich mich auf Zuhause, wo mein Freund schon wartet und wir eine große Party feiern werden.“ Noch am Abend sollte der Privat-Flieger zurück in die Heimat gehen.
Mit Frühstarts Titel verspielt
Auch der zweitplatzierte Stefano Roberti, der unter monegassischer Flagge segelt, strahlte nach den Tagen von Kiel mit der Sonne um die Wette: „Ich bin glücklich mit der Medaille. Vorher hätte ich das nie erwartet.“ Nach dem ersten Tag, als er das Feld anführte, habe er allerdings schon angefangen, über die Chancen nachzudenken. „Aber am dritten Tag haben wir mit der Frühstart-Disqualifikation und mäßigen Ergebnissen den Titel verspielt.“ Vorwürfe an die Wettfahrtleitung, als sie in einem Rennen gleich 38 Crews wegen Frühstarts disqualifizierte, gab es aber nicht: „Vielleicht wäre es netter gewesen, den Start abzubrechen.
Aber jeder wusste, dass wir unter Black Flagg starten und muss selbst die Verantwortung übernehmen. Wir haben den Fehler gemacht.“ Sein Glückwunsch ging daher an Claudia Rossi: „Das Team ist einfach cool geblieben, hat kaum Fehler gemacht und die konstanteste Serie gesegelt.“ Roberti fährt mit einem guten Gefühl nach Hause: „Ich habe das hier genossen. Teil dieses großen Events zu sein, macht Spaß. Inmitten der jungen Segler aus den olympischen Klassen zu sein, macht einen gleich selbst etwas jünger.“
SegelReporter Carsten Kemmling berichtet in Kürze auf seinem SR-Knarrblog von dieser (nicht nur für ihn) nervenaufreibenden EM als Steuermann des NRV-Bootes „Helga“
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