Segel-Profi Susann (Sanni) Beucke, Olympia-Silbermedaillengewinnerin im 49erFX, startet im Januar als erste deutsche Frau beim Ocean Race mit dem Team „Holcim-PRB“ um Skipper Kevin Escoffier.
Die Regatta führt in sieben Etappen über 60.000 Kilometer rund um die Welt. Sie gilt neben der Vendée Globe als härteste Prüfung im Segelsport und findet alle vier Jahre statt. Am 15. Januar starten die elf Teams in Alicante, Spanien. Von dort führt sie ihr Weg über Südafrika nach Südamerika, an die Ostküste der USA, weiter in den Norden Europas und schließlich zum Finale nach Genua, Italien.
Sanni Beucke, 31, ist erst Anfang 2022 in das Lager der Hochseesegler gewechselt. Seitdem hat sie ihren Lebensmittelpunkt im Segelmekka Lorient, an der Westküste Frankreichs. Mit ihrer eigenen Kampagne „This Race is Female“ und einer Rennyacht der „Figaro-Klasse“ startete sie erfolgreich in die für sie neue Welt des Offshoresegelns. Unterstützt wird sie dabei von Hauptsponsor DB Schenker und weiteren Partnern.
„Für mich geht gerade ein Lebenstraum in Erfüllung“, sagt die Kielerin. Als 2002 die „Illbruck“ ausgerechnet in Kiel das damalige „Volvo Ocean Race“ als erstes und einziges deutsches Team jemals gewinnen konnte, war ich mit meiner Familie auf dem Wasser, um sie die letzten Meilen zum Sieg zu begleiten. 300.000 Menschen waren damals dabei. Es war unglaublich. Ich war damals neun Jahre alt. Seitdem habe ich den Traum, einmal selbst beim Ocean Race mitzusegeln. Nun geht es bald los. Das fühlt sich fantastisch an.“
Sanni Beucke komplettiert das Schweizer Team „Holcim-PRB“ (ehemals PRB) um Segelprofi Kevin Escoffier. Der Franzose hat das „Volvo Ocean Race“ 2018 schon gewinnen können und gilt auch 2023 als einer der Favoriten. „Ich bin stolz, dass mich Kevin gefragt hat, in sein Team zu kommen. Wir haben uns in diesem Sommer in Frankreich kennengelernt und er lud mich ein, mit ihm und seiner Crew einen Test zu segeln. Danach habe ich an der „Solitaire du Figaro“ teilgenommen. Das ist eine unheimlich anspruchsvolle Regattaserie, die einem alles abverlangt.“
Im Spätherbst hat Escoffier die deutsche Profiseglerin gefragt, ob sie sich vorstellen könnte, 2023 nicht nur in der Figaro-Klasse anzutreten, sondern auch beim Ocean Race. „Ich wollte das mit meinen Partnern gemeinsam entscheiden. Daher habe ich um etwas Bedenkzeit gebeten“, sagt Sanni Beucke. „Doch die haben sofort begeistert zugestimmt – obwohl meine Vorbereitung für die Figaro-Rennen sicher etwas leiden wird. Aber das Thema Ocean Race hat alle angezündet.“
Bleibt die Frage, warum sie sich diese körperliche Tortur mit wochenlangen Entbehrungen in einer Rennzigarre aus Carbon – ohne Betten und Toilette – zumutet?
Sie sagt: „Weil es das pure Segeln ist. Es wird unheimlich hart werden. Das ist mir bewusst. Ich glaube, es liegt in meiner Natur, meine Grenzen in meinem Sport ausloten zu wollen. Als Olympionikin habe ich alles aus mir rausholen müssen, um schließlich erfolgreich zu sein. Ich habe dabei gelernt, Herausforderungen als Chance zu sehen.
Alles kann passieren, vor allem im Antarktischen Ozean. Nur eines steht fest: Ich komme reifer zurück.“
Kevin Escoffier, Skipper von Holcim-PRB : „Die Wahl der Segelcrew ist ein sehr wichtiger Moment. Drei Kriterien haben mich bei meiner Wahl geleitet: Erfahrung, Menschlichkeit und Entschlossenheit eines jeden Einzelnen. Je nach den Etappen wird die Segelcrew variieren. Ich werde einige Rotationen vornehmen, da meine Rolle als Skipper auch darin besteht, jedem eine Entwicklungskurve während dieses Rennens zu ermöglichen. Für diese Welttournee habe ich auch Susann Beucke ausgewählt, die neu im Offshore-Segeln ist und durch Talent und Motivation besticht. Sie ist vor allem mit dem Segeln mit reduzierter Crew oder als Einhandseglerin vertraut, was auch für unsere Crew von Vorteil sein wird, da wir beim Segeln oft allein an Deck sind.“
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