Um 22.14 Uhr und 45 Sekunden ist Boris Herrmann mit der sechsköpfigen Crew um Skipper Francis Joyon bei ruppigen Bedingungen in den Nordatlantik aufgebrochen um den Jules Verne Rekord um die Welt zu brechen.

Der Trimaran „IDEC SPORT“ ist gegen 20 Uhr im dunklen Brest aufgebrochen, um die Startlinie für die Jules Verne Trophy zwischen Ouessant und Cape Lizard zu erreichen. Nun geben sie Gas, um 2012 by Loïck Peyron Bestmarke für die absolut schnellste Weltumseglung zu brechen, die er 2012 auf 45 Tage und 13 Stunden gedrückt hat.
Der zehn Jahre alte stark modifizierte 31,5 Meter lange Trimaran, der als „Groupama 3“ schon einmal 2010 die absolute Bestmarke um die Welt auf 48 Tage und 7 Stunden festgesetzt hat, bekommt direkt zu Beginn sehr viel Gegenwind und liegt deshalb kurz nach dem Start auch schon gut 50 Meilen hinter der Bestzeit zurück. Aber es wird nicht lange dauern, bis ein stürmischer Nordwestwind die Anfangsphase des Rekordversuchs beschleunigt.

Zweimal war der Start zuletzt verschoben worden, als sich das Wetter doch nicht so entwickelte wie gewünscht. Aber nun hat der Wetterguru Marcel van Triest grünes Licht gegeben.
Sehr überzeugt hören sich die ersten Kommentare des Teams zu dem Wetterfenster noch nicht an. „Die Wettersituation ist nicht ganz klar“, sagt der Skipper vor der Abfahrt. „Aber wir fahren los, weil wir es versuchen wollen. Es ist eine wunderschöne Verbindung zu einer Front möglich, die sich zwischen dem Süd-Atlantik und Brasilien aufbaut. Das kann uns einen guten Start bis zum Kap der Guten Hoffnung geben.“
Joyon gibt zu, dass es etwas komisch aussehen muss, in das Zentrum eines Tiefdrucks zu starten, weil dort immer wenig Wind herrscht. „Normalerweise bin ich immer auf Rekordjagd gegangen bei sehr gutem Wind. Aber das ist nun eine neue Erfahrung und wir sind hier, um zu lernen. Wir werden von diesem neuen Versuch wieder viel lernen.“

Es ist zu erwarten, dass der Rekordversuch abgebrochen wird, falls die ersten Tage nicht so laufen, wie geplant. Aber generell sind die Chancen, den Rekord zu brechen, diesmal deutlich besser, als vor einem Jahr. Denn damals segelte kurz nach dem Start von „IDEC“ die schnellere „Spindrift“ los. Das Match Race um die Welt war sehr spannend für die Fans, auch wenn am Ende beide Schiffe nicht die Rekordzeit erreichen konnten. Aber im direkten Vergleich war „IDEC“ chancenlos. Diesmal hat „Spindrift“ aber den angekündigten Versuch vorzeitig abgebrochen.
Nun hängt viel vom Glück ab, ob der alte Tri das passende Wetterchen erwischt. Die ersten Tage können noch vom Router gut vorausberechnet werden, aber für die Zeit danach muss Rasmus den Mannen um Boris Herrmann wohlgesonnen sein.
Der deutsche Profisegler, der an Bord als Navigations-Spezialist besonders gefragt ist, hat kurz vor dem Start erklärt, was ihm durch den Kopf geht: „Was es wirklich braucht, ist loszulassen, die Lieben daheim zurückzulassen, zu akzeptieren, dass man startet und aller Komfort und all diese bequemen Ablenkungen für einen nicht mehr existieren. Man muss sich selbst vergessen, den Kopf ein Stück ausschalten, das Ego ausblenden. Es geht nur um diese 45 Tage 13 Stunden 42 Minuten und 53 Sekunden. Eine Minute müssen wir schneller sein. An sich ein Ding der Unmöglichkeit. Genau deswegen fasziniert mich diese Herausforderung, dieser Route.“
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