Er hat schon einige seglerische Höhepunkt erreicht, jetzt gilt es zum Auftakt der Kieler-Woche-Regatten (22. bis 30. Juni), die größte Yacht, die je an einer Kieler Woche teilgenommen hat, durch das Gewirr der über 100 Yachten, die am Welcome Race teilnehmen, zu steuern. Der dreifache Olympiasieger und zweifache America’s-Cup-Gewinner Jochen Schümann ist Skipper der „Esimit Europa2“, die am morgigen Samstag, 22. Juni, um 9.30 Uhr vor dem Hindenburgufer mit startet. Die 100-Fuß-Yacht tritt erstmals auf der Ostsee an und überragt die Konkurrenz buchstäblich um Längen. Mit einer Masthöhe von 44 Metern wird sie selbst vom Segel-Schulschiff „Gorch Fock“ gerade einmal um einen Meter übertroffen. Es dürfte kaum möglich sein, dass sich die 30,5 Meter lange Yacht mit den 820 Quadratmetern Segelfläche an die Geschwindigkeits-Vorgaben in der Kieler Förde halten kann, wenn sie Vollzeug segelt. Mit ihren zwei Basketballfelder überspannenden Segeln gehört der Maxi zu den schnellsten Einrumpfbooten der Welt.
„Es ist die weitaus größte Yacht, die je zur Kieler Woche gemeldet hat. Jochen muss mit Umsicht manövieren“, so Seebahn-Chef Eckhard von der Mosel.
Die „Esimit Europa 2“ dürfte schon fast in Eckernförde angekommen sein, wenn in Schilksee um 12 Uhr die olympischen Klassen an den Start gehen. Rund 4500 Segler/innen aus 50 Nationen bevölkern dann bis zum 30. Juni die Kieler Förde.
In acht olympischen Segel-Disziplinen, darunter die beiden neuen olympischen Klassen 49erFX für Frauen und Nacra 17 für Mixed Crews, in der paralympischen Klasse 2.4mR, in insgesamt 17 internationalen Klassen, darunter die B/one-Einheitsklasse von Deutschlands größter Werft Bavaria, sowie in 18 Offshore-Klassen (ORC/ORC-Club-Klassen/Einheitsklassen und Multihulls) wird um Kieler Medaillen gekämpft. Und das weltgrößte Segelspektakel wird dank der umfassenden Medialisierung mehr Beachtung finden denn je.
Laser Duell Philipp Buhl gegen Robert Scheidt
Das Duell im Laser Standard zwischen Deutschlands Segler des Jahres und Kieler-Woche-Sieger 2012, Philipp Buhl, und dem fünffachen Olympiamedaillengewinner Robert Scheidt aus Brasilien steht im Fokus des Kieler Woche-Geschehens. Doch es gibt noch viele weitere Höhepunkte in Kiel 2013.
49er FX Kräftemessen als Vorbereitung für die EM
So kommt es im 49er FX zum Kräftemessen australischer und deutscher Spitzenseglerinnen. In der Frauen-Skiffklasse kämpfen gleich vier Frauencrews um die deutsche Vorherrschaft – und das auch in Kiel. Mit von der Partie sind die frisch gebackenen Sieger des EUROSAF Champions Sailing Cups vor Medemblik, Tina Lutz/Susann Beucke (Bergen/Strande). Die ehemalige Opti-Weltmeisterin Lutz aus Bayern hatte mit der 29er-erfahrenen Vorschoterin Beucke aus Strande im Vorjahr die Olympia-Qualifikation im 470er gegen Kadelbach/Belcher knapp verloren. Nun stieg das Team auf das olympische Skiff um und landete auf Anhieb einen großen Sieg.
„Wir hatten zwei wirklich gute Rennen bei schwierigen Bedingungen. Das ist unser erster Sieg im 49er FX“, strahlt Tina Lutz. „Unser großes Ziel ist die Europameisterschaft in Dänemark“, ergänzt Susann Beucke mit dem Blick auf die EM, die direkt im Anschluss an die Kieler Woche am 27. Juni in Aarhus (Dänemark) beginnt. Bis zum 7. Juli kämpfen dann die besten FX-Skiffseglerinnen wie ihre männlichen Kollegen auf dem 49er um den EM-Titel.
So dient bei den 49er FX Kiel in diesem Jahr einigen mehr zum Trainieren als zum Siegen. Dennoch – auch ein Kieler-Woche-Sieg hat Bestand in den Annalen einer Seglerin. Mit Victoria Jurczok/Anika Lorenz (alle Kiel/2. vor Medemblik), den 20-jährigen Kieler Zwillingen Jule und Lotta Görge sowie Leonie Meyer/Elena Stoffers (Hamburg) ist die Konkurrenz aus der deutschen Nationalmannschaft komplett am Start. Aber vielleicht entwickelt sich ja die 19-jährige Ann Kristin Wedemeyer zum Favoritenschreck. Die Mühlheimerin, die 2011 die deutschen Farben bei der ISAF-Jugend-WM in Kroatien vertrat (Rang 10), tritt mit ihrer zwei Jahre jüngeren Schwester Pia an. Den Nachwuchstalenten des Duisburger Yacht-Clubs ist einiges zuzutrauen.
Hochkarätige Konkurrenz im 49er FX kommt aus Downunder. Vier Crews aus Australien machen in Kiel Station. Und mit Olivia Price (21) und Nina Curtis (25) sind zwei Silbermedaillengewinnerinnen von London am Start. Die Australierinnen, die in Großbritannien zusammen im Match Race zu einer der vier australischen Medaillen beitrugen, treten nach dem olympischen Aus des Match Race-Segelns im Skiff gegeneinander an. Oliva Price segelt mit Vorschoterin Caitlin Elks, Nina Curtis ist Vorschoterin von Haylee Outterigde, der Schwester von 49er-Olympiasieger Nathan Outterigde (2012 mit Iain Jensen). Die Geschwister Outterigde schließen auch eine gemeinsame Olympiakampagne im Nacra 17 nicht aus.
Die dritte australische Medaillengewinnerin, die sich in der neuen 49er FX Klasse tummelt, ist Tessa Parkinson (26), die 2008 mit Steuerfrau Elise Rechichi im 470er Gold gewann. Sie tritt mit Chelsea Hall (23) an, die 2006 die ISAF-Jugend-WM für sich entscheiden konnte. Starterinnen aus Schweden, Singapur, Spanien und den USA werden alles daran setzen, den australisch-deutschen Zweikampf durcheinander zu wirbeln.
Starsegler im Finn-Duell
Und während die interessierte Segelwelt auf den Laser-Kampf zwischen Philipp Buhl und Robert Scheidt schielt, tritt ein ganz Großer im Finn an: Bruno Prada. Gemeinsam mit Scheidt gewann Prada 2004 als Vorschoter vor Athen (Griechenland) Olympisches Gold, 2008 vor Qingdao (China) Silber sowie 2012 vor Weymouth/London (Großbritannien) Bronze im Star. Nun trennt sich dieses brasilianische Erfolgsduo und segelt in verschiedenen Klassen, aber gemeinsam in Kiel. Mit dem Schweden Max Salminen stieg übrigens ein zweiter Starboot-Goldmedaillengewinner in das Finn-Dinghy um. Salminen war Vorschoter bei Frederik Loof. Zusammen gewannen sie die Olympischen Segelwettkämpfe vor Weymouth.
Kröger will wieder Gold
Neben olympischen Disziplinen hat Kiel als Vorreiter bereits 2002 als erste Großveranstaltung die paralympische Disziplin 2.4mR ins Programm aufgenommen. Hier zählt der Goldmedaillengewinner bei den Paralympischen Spielen 2000 und Silbermedaillengewinner von 2012, Heiko Kröger (KYC), zu den Favoriten. Der fünfmalige Kieler-Woche-Sieger musste 2011 und 2012 der internationalen Konkurrenz in Kiel den Vortritt lassen. Nun will der 47-Jährige seinen Kieler Woche-Titel Nummer sechs im 2.4mR.
Pressekontakt: Hermann Hell
Kieler Woche 2013 Webseite
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