Gold, Silber, Bronze – der komplette Medaillensatz der Olympischen Spiele vor Rio de Janeiro (Brasilien) glänzt zur Kieler Woche (5.-13. September) in der olympischen Einhandklasse Laser Radial. Die Olympiasiegerin von 2016, viermalige und amtierende Weltmeisterin Marit Bouwmeester aus den Niederlanden trifft auf der Förde auf Annalise Murphy (Irland/Silber) und Anna Marie Rindom (Dänemark/Bronze).
93 Laser-Radial-Seglerin aus der ganzen Welt (30 Nationen) haben zur Kieler Woche gemeldet, aber nur 60 Starterinnen sind maximal zugelassen. Ausnahmen gibt es nur per Wildcard für die Top-Ten der Olympischen Spiele und der jüngsten Weltmeisterschaft.
„Bei der Planung der Segelwettbewerbe machen wir keine Kompromisse“, betont Regatta-Organisationsleiter Dirk Ramhorst mit dem Blick auf den enormen Andrang. “ Wir werden bestehende Obergrenzen bei der Teilnehmerzahl einhalten und zusätzlich die Verordnungen wie Hygienevorschriften und Abstandsregeln erfüllen. Und natürlich schauen wir bei den internationalen Teilnehmern sehr kritisch auf den Status in ihren Herkunftsländern“.
Die Kieler-Woche-Titelverteidigerin und Olympia- sowie WM-6., Josefin Olsson aus Schweden, ist eine von fünf ehemaligen Kieler-Woche-Siegerinnen, die die erste Chance nach dem weltweiten Corona-Lockdown zu einer hochkarätigen Regatta nutzen.
Die hochkarätige internationale Konkurrenz ist den Plänen der deutschen Spitzenseglerin Svenja Weger nicht unbedingt zuträglich. Die Berlinerin hat zwar für Deutschland das Nationenticket für die Spiele in Japan gesichert und mit Rang 13 bei der WM vor Melbourne (Australien) unterstrichen, dass sie durchaus Top-Ten-Chancen hat. Aber für sie geht es insbesondere darum, das Kritierium der Endkampfchancen-Norm des DOSB zu erfüllen, wenn sie nach Japan will.
Das wäre Platz zwölf, den sie ärgerlicherweise bei der WM um einen Punkt und Platz verpasst hat. Bei der Kieler Woche besteht hat sie die zweite von insgesamt drei Chancen, diese Anforderung zu erfüllen. Darüberhinaus muss sie nach drei Qualifikationsregatten, die über die Olypiafahrkarte entscheiden, in der Gesamtwertung unter den besten zehn Nationen liegen. Die Entscheidung fällt bei der EM vom 9.-16. Oktober in Kalamata (Griechenland).
Bei der internen Ausscheidung liegt Weger vorne. Mit WM-Rang 13 hat sie acht Punkte auf ihrem nationalen Qualifikationskonto. Ihre innerdeutsche Konkurrenz kam bei der WM zwar auch in die Goldflotte, konnte aber nicht in der DSV-Wertung unter den Top 20 punkten (Hannah Anderssohn (31.), Pauline Liebig (32.), Pia Kuhlmann (37.) und Julia Büsselberg (46.).
Ein starkes Kieler-Woche-Ergebnis wäre ein schönes Geschenk für Weger. Die Europameisterin von 2014 übrigens einen Tag vor der Regatta ihren 27. Geburtstag.
Die Kieler Woche zählt nach einer Entscheidung des DSV auch für die 49er und Nacra17 als Olympia-Qualifikation. Es ist dann ihre letzte. Aber besonders bei den 49erFX-Frauen wird es zu einem spannenden Showdown kommen. Lutz/Beucke liegen vor Jurczok/Lorenz, aber die Berlinerinnen haben noch eine Chance.
Segeln plus X mit Hygiene und Abstand
Neben Segelsport auf höchstem Niveau kennzeichnete bislang auch traditionell eine bunte Eventfläche in Schilksee die Kieler Woche. Anders ist es in diesem Jahr. Im Mittelpunkt des Geschehens steht ausschließlich der Segelsport. Schilksee wird zu einer geschlossenen Gesellschaft ohne Eventareal. Da die Gesamtzahl der Personen im Hafenvorfeld auf rund 1000 begrenzt ist, muss das Gelände für die Öffentlichkeit abgesperrt werden. Die Aktiven sind mit Trainern und Organisatoren unter sich.
Auf Veranstaltungszelte, die Sponsorenmeile und Verkaufsstände wird verzichtet. Das Regattahaus, der boot-Düsseldorf-Club als Check-In-Zelt, die Vaasahalle und das Areal rund um den Kieler Yacht-Club in Düsternbrook sind die Anlaufstellen an Land, ggf. wird die Bootshalle des KYC in Strande integriert. Die Aktiven, Organisatoren und Trainer erhalten Einlass-Tickets, die nur für bestimmte Areale gelten.
„Es sind enorme Herausforderungen, denen wir uns stellen, um den Seglerinnen und Seglern auch in diesem Jahr die Möglichkeit zu geben, Regatta zu segeln. Dabei steht die Gesundheit aller Beteiligten ganz klar im Vordergrund. Hygienevorschriften und Mindestabstandsregeln müssten eingehalten werden“, so der Organisationsleiter der Kieler-Woche-Regatten, Dirk Ramhorst. Zudem werden die Einreise-Vorschriften Einfluss auf die endgültigen Starterlisten nehmen.
Da das analoge Kieler-Woche-Erlebnis in Schilksee im Jahr der Pandemie also nicht stattfindet und Zuschauer vor Ort damit ausgeschlossen sind, legen die Veranstalter ein noch größeres Gewicht auf die digitale Öffentlichkeitsarbeit. Die Präsenz in den sozialen Netzwerken wird ausgebaut, und die Regatten werden den Segelfans in aller Welt umfangreich über Kieler-Woche-TV virtuell zugänglich gemacht. Für den TV-Bereich zeichnet die Landeshauptstadt Kiel verantwortlich und trägt die entsprechenden Kosten.
Schreibe einen Kommentar