Eine kräftige Gewitterfront über Norddeutschland hat Kiel Schilksee zwar nur am Rande gestreift, die Regatten in den paralympischen und olympischen Klassen der Kieler Woche aber ein wenig vom Kurs abgebracht.
Nachdem an den ersten fünf Tagen eitel Sonnenschein herrschte und die Wettfahrten in den diversen Klassen fast komplett über den Kurs gebracht werden konnten, gelang am Donnerstag nur ein Rumpfprogramm. Immerhin versuchten die Wettfahrtleiter auf allen Bahnen das Mögliche, um weitere Rennen in die Wertung zu bringen.
„Das Statement heute fällt geteilt aus. Wir haben alles versucht und sind dazu auch durch den obersten Wettfahrtleiter Nino Shmueli aufgefordert worden. In einigen Klassen klappte das ganz gut, auf anderen Bahnen brach der Wind ein“, berichtete Organisationsleiter Dirk Ramhorst, der angesichts einer zweiten Gewitterfront, die am Abend über Norddeutschland hinwegzog, die Klassen rechtzeitig wieder an Land versammelte.
470er Männer und Frauen: Bei den 470ern gab es keinerlei Veränderungen in den Ergebnissen, da die gestarteten Wettfahrten kurz vor dem Zieldurchgang abgebrochen wurden. „Wir sind bei guten Bedingungen gestartet, doch 100 Meter vor dem Ziel war der Wind komplett weg“, berichtete Mathew Belcher, Olympiasieger von 2012. Mit Vorschoter Will Ryan lag er zu diesem Zeitpunkt in Führung und war natürlich unglücklich darüber, dass er seinen zweiten Gesamtrang nun nicht verbessern konnte: „Es war bis dahin ein enges Rennen, aber ich habe in den Jahren meiner Segelkarriere gelernt, mich über Rennabbrüche nicht zu ärgern.“ Mathew Belcher/Will Ryan sind in Kiel mit ihrem Erfolgstrainer Victor Kovalenko angereist, der seinen Schützlingen ein großes Kämpferherz bescheinigte. Das habe ihnen in Rio die Silbermedaille beschert, als schon alles verloren schien. Dennoch ist für Tokio noch eine Rechnung offen. Das Trio arbeitet für die Spiele 2020 auf die Goldmedaille hin. Der Kampfgeist dürfte auch zur Kieler Woche dazu führen, dass Belcher/Ryan hart daran arbeiten, die derzeit führenden David Bagehr/Lukas Mähr (Österreich) noch von Platz eins zu verdrängen. Ohne Rennwertung blieben auch die 470er-Frauen, was die Berlinerinnen Frederike Loewe/Anna Markfort weiter in der Top-Position hält.
Laser Männer und Frauen: Bruchstückhaft war das Geschehen bei den Laser-Seglern. Von den drei Startgruppen der Männer schafften zwei ein Rennen, bei den Frauen kam keine Gruppe durch. Philipp Buhl (Kiel), der beste deutsche Laser-Segler, war immerhin unter den Glücklichen, die ein Rennen geschafft hatten. „Wir hatten fast ein komplettes Rennen bei wunder schönem Windbedingungen. Aber am Ende war fast nichts mehr“, so Buhl. In Kiel freut er sich über ein großes Feld, das aber in der Spitze nicht so stark besetzt ist. Dennoch muss er sich vorerst mit der Verfolgerrolle begnügen. Sein zweiter Platz im einzigen Rennen seiner Gruppe bringt ihn immerhin auf Gesamtrang fünf – allerdings sind die Ergebnisse aufgrund des fehlenden Rennens der dritten Gruppe noch unvollständig. Keine Rennen gab es bei den Laser-Frauen. Svenja Weger (Kiel) bleibt damit auf der Vize-Position hinter der Griechin Vasileia Karachaliou.
49er Männer und Frauen: Deutlich lebhafter ging es bei den Skiff-Seglern zu. Die Männer im 49er schafften zwei Rennen, die Frauen im 49er FX sogar drei Wettfahrten. Und bei den Frauen bestimmen die deutschen Damen das Geschehen. Die WM-Dritten von 2016, Victoria Jurczok/Anika Lorenz (Kiel), bewahrten ihre Führung mit zwei vierten Plätzen und einem weiteren Tagessieg. Ärgste Verfolgerinnen sind nun die Titelverteidigerinnen Tina Lutz/Susann Beucke, die mit den Platzierungen 3, 3, 2 den Rückstand um einen Punkt reduzieren konnten. Auch bei den Männern blieb die Führungsposition unangetastet. Josh Porebski/Trent Rippey demonstrierte die besondere neuseeländische Qualität in dieser Klasse, während Robert Scheidt/Gabriel Borges (Brasilien) ihren Position auf Rang zwei räumen mussten. Diese nehmen nun die Australier David Gilmour/Joel Turner vor Erik Heil/Thomas Plößel (Kiel) ein.
Nacra 17: Die Rennen in der Klasse der Mixed-Kats entwickeln sich zu einem deutsch-österreichischen Zweikampf. Mit den Plätzen 2, 2, 1 erwischten die Flensburger Jan Hauke Erichsen/Ann-Kristin Wedemeyer einen sehr guten Tag, dem der Olympia-Dritte Thomas Zajac (Österreich) mit Vorschoterin Barbara Matz mit 1, 1, 3 in nichts nachstand. „Wir hatten mit einigen Windlöchern zu kämpfen, deshalb sind wir sehr zufrieden. Denn wir haben noch alle Optionen.“ Auch im ersten Rennen des Tages lagen die Flensburger in Führung, hatten dann aber ein Problem mit der Gennakerschot und mussten die Österreicher noch passieren lassen.
Finn: Im einzigen Rennen des Tages musste der Este Deniss Karpak mit Rang fünf sein bisher schlechtesten Ergebnis bei dieser Kieler Woche verkraften, dennoch bewahrte er die Gesamtführung vor dem Kroaten Nenad Bugarin.
Melges 24, J/70, J/80: Mit jeweils einer Wettfahrt auf der Bahn der Kielboot-Einheitsklassen vor Wendtorf starteten die Melges24 und die beiden J-Klassen in ihre Kieler Woche. Überraschend konnte sich dabei in der J/80 nicht Abonnementsieger Martin Menzner (Stein) an die Spitze setzen. Diese nimmt das Kieler Team um Olav Jansen ein. In der J/70 sind Gordon Nickel und Crew gleich an die Spitze gerückt. Das Stader Team stellt derzeit das beste deutsche Team in dieser jungen Klasse, segelte gerade bei der Europameisterschaft in England auf Rang 15. Top im Ranking der Melges 24 sind nach der ersten Wettfahrt die Itzehoer Mannen um Stefan Gründler.
420er: Noch ohne ein komplettes erstes Bild sind die 420er. Nur eine Gruppe schaffte ein Rennen, die andere musste ohne Ergebnis wieder in den Hafen geschickt werden.
Heiko Kröger auf dem Bronzeplatz
Der zweite Tag der Para World Sailing Championships begann für die Segler mit Warten. Eine Gewitterfront und teilweise starker Wind verhinderten am Vormittag die Starts. Die Athleten der Bootsklasse Hansa 303 warteten bis zum Nachmittag auf ihren Start und kehrten nach Abbruch der Rennen unverrichteter Dinge wieder in den Hafen zurück. In der Klasse 2.4 mR wurde ein Rennen ausgetragen.
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