Perfekte Segelbedingungen zum Finale der Kieler Woche in den olympischen Skiff-, Dinghy- und Surfklassen: Am Mittwoch, 25. Juni, bot das Revier vor Schilksee mit frischen bis starken, anspruchsvollen Winden bei flacher Welle alle Herausforderungen, die den Medaillenrennen in den Disziplinen des dritten Sailing Grand Slam 2025 würdig waren.

Den einzigen Kieler Woche-Gesamtsieg für Deutschland holte der Kieler Fabian Wolf in der iQFOiL-Klasse. Foto: Felix Diemer/Kieler Woche
Gespannte Erwartung, Jubel, Erschöpfung und Enttäuschung lagen dicht beieinander in den engen Wettfahrten um das Kieler Woche-Gold. Dänemark (ILCA 6), Italien (ILCA 7), Großbritannien (49erFX), zweimal Frankreich (49er und iQFOiL Frauen) und auch Deutschland durch Fabian Wolf im iQFOiL feierten Gesamtsiege. Für die Gastgeber gab es zudem zwei weitere Silbermedaillen im 49er und 49erFX.

Der Tag begann mit dem goldenen Lachen von Anna Munch. Die Dänin rauschte als Dritte des Medal Races in der ILCA 6 über die Ziellinie, ballte die Faust und kam aus dem Lachen gar nicht mehr heraus. Die Abschlussplatzierung reichte ihr, um ganz souverän die Führung zu verteidigen und damit Kieler Woche-Gold vor der Ungarin Maria Erdi und Emma Plasschaert (Belgien) einzusammeln. Nach Platz vier vor einem Monat bei der Weltmeisterschaft in Qingdao/China ist sie nun ganz oben angekommen. Damit scheint die ehemalige Europe-Seglerin das dänische Trumpf-As für die kommenden Olympischen Spiele und könnte in die Fußstapfen von Anne-Marie Rindom treten, die bei den vergangenen drei Spielen drei Medaillen für Dänemark gewann.

Weniger euphorisch fiel der Jubel kurz darauf zunächst bei den ILCA-7-Männern aus. Der Italiener Lorenzo Brando Chiavarini brauchte einige Minuten und die Rechenhilfe seiner Trainer, um zu realisieren, dass der fünfte Platz im Finale zum Gesamtsieg gereicht hatte. Dann ging der Daumen hoch: „Es war eine harte Woche. Ich bin sehr glücklich, habe mein Bestes gegeben. Danke an Kiel. Es ist toll, dieses ikonische Event nun als Gewinner in den Büchern zu haben.“
Seine Zurückhaltung ob der eigenen Platzierung im Ziel lag an der verpatzten Vorstartphase: „Ich war zu spät dran, und mein junger Landsmann Dimitri Peroni hatte einen guten Start. Ich habe dann alles getan, um noch zu ihm aufzuschließen.“ Das gelang: Obwohl Peroni das Medal Race gewann, musste er sich mit Gesamtrang zwei vor dem Iren Finn Lynch begnügen. Nach Platz vier im finalen Rennen landete der Allgäuer Philipp Buhl auch in der Gesamtwertung auf Rang vier.

So sehen Siegerinnen aus: Freya Black und Saskia Tidey aus Großbritannien holten sich im 49erFX-Finale Gold. Foto: Sascha Klahn/Kieler Woche
Während in den Dinghy-Klassen die Träger des Gelben Trikots ihre Führung ins Ziel brachten, ging den deutschen Frauen im 49erFX das Gold noch verloren. Nachdem der DSV-Kader an allen Tagen das Feld der Skiff-Seglerinnen dominiert hatte, setzten sich zum Schluss die Britinnen Freya Black/Saskia Tidey durch. „Das Medal Race lief wie gemalt für uns“, freute sich Steuerfrau Black. „Wir wollten unbedingt gewinnen, da die Punkte so eng waren“, ergänzte Vorschoterin Tidey. Und dieser Plan ging auf. Während die deutschen Crews stolperten, segelte der Union Jack vorneweg. „Es war cool, in diesen unterschiedlichen Bedingungen in den vergangenen Tagen zu segeln – absolut klassisches Kieler Woche-Wetter“, so Freya Black.
Die Chance auf Gold ging für die Führenden nach den Fleet Races, die Bayerinnen Sophie Steinlein/Catherine Bartelheimer, am ersten Gate verloren. „Wir waren durch das australische Team blockiert, konnten die Halse nicht setzen“, berichtete Sophie Steinlein. So schafften sie es nur noch mit Mühe, in das Gate einzutauchen, mussten sich ganz am Ende des Zehnerfeldes einreihen. Zwei Plätze kämpften sie sich noch bis zum Zieldurchgang nach vorn. Rang acht reichte immerhin, um Silber zu retten – vor den kanadischen Schwestern Georgia und Antonia Lewin-Lafrance, die vom deutschen Trainer Thomas Berg betreut werden. „Wir nehmen gern das Silber. Es ist unsere erste Grand-Slam-Medaille als Team. Leider sind wir das Medal Race nicht so gut gesegelt wie vorher die Rennen“, so Steinlein.
Auf Rang vier landeten die frisch gekürten Europameisterinnen Marla Bergmann/Hanna Wille (Hamburg). „Für uns war es wichtig, uns in diesen Bedingungen zu beweisen. Wir haben lange Pause gemacht und stecken derzeit mitten im Studium. Der Wiedereinstieg mit dem EM-Titel lief super. Aber da herrschten auch genau unsere Bedingungen“, sagte Marla Bergmann.

Silber vor Kiel gab es für Deutschland auch bei den Skiff-Männern. In den drehenden Winden vor Schilksee wechselten die Positionierungen während des Finals beständig, und damit änderte sich auch das Gesamtranking. Am Ende konnten die Franzosen Erwan Fischer/Clément Pequin, die mit einem Bootsschaden in die Kieler Woche gestartet waren, dann aber zu einer starken Aufholjagd in den fünf Tagen ansetzen, das Gold vor den Bayern Jakob Meggendorfer/Andreas Spranger und Hernan Umpierre/Fernando Diz (Uruguay) sichern. „Das war ein sehr gutes Training für die Weltmeisterschaft im Herbst, die unser Zielwettkampf ist. Dafür müssen wir weiter pushen. Aber der Sieg hier ist ein toller Wiedereinstieg in das Regattageschehen“, sagte Erwan Fischer. Das wechselvolle Wetter in Kiel, passte ihm genau in den Plan: „Das kennen wir aus der Bretagne.“
Freudenstrahlen bei den Top Drei der Kieler Woche im 49er aus Frankreich (Mitte), Deutschland (links) und Uruguay. Foto: Sascha Klahn
Die Deutschen hatten im Finale noch versucht, das Gold zu attackieren, waren am Ende aber mit Silber glücklich: „In solch einem engen Finale und bei den drehenden Winden kann alles passieren. Wir haben im Rennen schon mitgerechnet. Es war schnell klar, dass wir die Uruguayer hinter uns hatten, aber die Franzosen konnten wir nicht mehr angreifen“, sagte Steuermann Meggendorfer. Sein Vorschoter ergänzte: „Eine Grand-Slam-Medaille nimmt man gern mit. Das ist ein Booster für die weitere Saison mit der WM als Höhepunkt.“
Intensiven Surfspaß genossen die iQFOiLer bei ihrem Kieler Woche-Abschluss auf der Ostseite der Kieler Förde. Im Finale der der Medal Series der Frauen wurden drei Rennen gebraucht, um die Medaillen zu vergeben – bei den Männern waren es sogar vier. Die Besten nach der Vorrunde, Marion Couturier bei den Frauen und Fabian Wolf (Kiel) bei den Männern, gelang es in den böigen und drehenden Winden zunächst nicht, ihre Punktvorteile im Finale zu einem schnellen Run zum Gold zu nutzen.
In zwei Wettfahrten mit ständig wechselnden Führungen musste Couturier zunächst mit ansehen, wie ihre Landsfrauen Ambar Papazian und Lucie Belboch nach Siegpunkten gleichzogen. Einzig die junge Kielerin Sophia Meyer blieb ohne Erfolg in der Finalrunde und wurde nach einer starken Woche nur Vierte. Am Ende nutzte Couturier ihre dritte Chance zum alles entscheidenden Sieg. Ambar Papazian sicherte sich Silber vor Lucie Belbeoch. Für Sophia Meyer blieb nach einer starken Woche lediglich die Holzmedaille.

Im Finale der iQFOiL-Frauen musste sich Sophia Meyer aus Kiel den übermächtigen Französinnen beugen und rutschte vom zweiten auf den vierten Rang zurück. Foto: Felix Diemer/Kieler Woche
Bei den Männern war Fabian Wolf als Vorrundensieger bereits mit einem Siegpunkt in das Finale gegangen. Doch dann siegten nach und nach seine Konkurrenten Tomasz Romanowski (Polen), Skip Brüll (Niederlande) und Gunhak Choi (Südkorea). So lief alles auf den großen Showdown hinaus. Im vierten Finale hieß es für das Quartett: Nur der Sieg zählt! Denn der Erste über der Linie wird auch der Gesamtsieger.
Und in diesem alles entscheidenden Rennen gab es endlich das ersehnte Gold für Deutschland. Fabian Wolf traf in der Mitte des Feldes die Startlinie perfekt, rauschte mit viel Speed auf die erste Tonne zu, ging als Erster in die Halse und traf danach Winkel und Anliegelinien auf den Punkt. So konnte er seine Konkurrenten zum richtigen und wichtigen Zeitpunkt in Schach halten, die Führung behaupten und als Sieger über die Ziellinie fliegen.
Der Jubel des Kielers fiel indes fast aus. Mit seiner Kraft war er am Ende. Die weit herausgestreckte Zunge zeigte, wie sehr er nach Luft und Wasser japste. Auf dem Motorboot des Trainers kam er zur Ruhe und konnte der Freude über diesen großen Sieg auf dem Weg zu den Olympischen Spielen 2028 erst langsam Raum geben. Silber holte sich Tomasz Romanowski, Bronze Gunhak Choi.

Neuer Weltmeister der ILCA-6-Männer wurde Allessandro Cirinei bei der Kieler Woche 2025. Foto: Felix Diemer/Kieler Woche
Einen italienischen Doppelsieg gab es bei der Weltmeisterschaft der ILCA-6-Männer, die parallel zu den olympischen Klassen während der Kieler Woche gesegelt wurde. Alessandro Cirinei konnte den Schlusstag mit viel Zurückhaltung angehen, um seinen großen Vorsprung nicht durch einen Patzer zu gefährden. Ein achter und ein elfter Platz genügten ihm schließlich, um den ersten Platz abzusichern. Seinem Landsmann Nicolo Giuseppe Cassitta reichte auch ein Tagessieg am Abschlusstag nicht, um vorbeizuziehen. Aber auch sein Silber war eine klare Sache gegenüber dem drittplatzierten Ukrainer Semen Khashchyna. Bester Deutscher in diesem Feld von 124 Nachwuchsassen, die sich auf den Umstieg in den olympischen ILCA7 vorbereiten, wurde der Düsseldorfer Levian Büscher als Neunter.
Während für sechs olympische Disziplinen die Kieler Woche endete, eröffneten zwei die zweite Hälfte. Am Nachmittag gingen die 470er und Nacra17 auf die Bahn. Ihnen folgen ab Donnerstag zehn internationale Jollen- und Kielbootklassen, deren Wettbewerbe alle am Sonntag enden. Nach zwei 470er-Rennen haben die Briten Martin Wrigley/Bettine Harris die Führung übernommen. Das beste deutsche Team bilden auf Rang sechs Malte Winkel/Paula Schütze. Auch im Nacra 17 gibt ein britisches Team den Ton an. Die erfolgsverwöhnten John Gimson/Anna Burnet landeten in drei Rennen zwei Siege.
Quelle: Kieler Woche
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