Kieler Woche: Lametta-Regen, Dank und Stolz beim DSV-Abend während der Kieler Woche

Würdiger DSV-Empfang für das Olympiateam

Erfolge gilt es zu feiern, Leistungsträgerinnen und Leistungsträger zu ehren. Und so hatte der Deutsche Segler-Verband am Sonnabend (4. September) im Anschluss an die offizielle Kieler Woche-Eröffnung zum Empfang in seinen Bundesstützpunkt in Kiel-Schilksee eingeladen. Seit 2000 war kein deutsches Segel-Team so erfolgreich bei Olympischen Spielen gewesen wie das German Sailing Team 2021, das mit drei Medaillen aus Japan zurückkehrte.

Ehrung des DSV-Olympia-Teams (v. l.): Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther, Thomas Plößel (49er), Svenja Weger (ILAC 6), Susann Beucke (49erFX), Erik Heil (49er), Alica Stuhlemmer und Paul Kohlhoff (Nacra 17), Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer und DSV-Präsidentin Mona Küppers. Foto: ChristianBeeck.de

150 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Sport folgten der DSV-Einladung darunter reichlich Prominenz: Landtagsvizepräsidentin Kirsten Eickhoff-Weber, Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther, Kiels Stadtpräsident Hans-Werner Tovar, Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer, Weltumsegler Boris Herrmann, die Direktorin des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel, Prof. Dr. Katja Matthes, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Messe Düsseldorf, Wolfram Diener, und boot-Chef Petros Michelidakis waren dabei.

Nachdem Günther das traditionelle Glasen gekonnt und routiniert erledigt hatte (beim ersten Mal hatte er sich noch auf YouTube informiert, wie das funktioniert), gab Herrmann mit dem Typhon das Signal „Leinen los!“ als offizielles Startzeichen der Kieler Woche 2021. Später ging es übers gut besuchte Hafenvorfeld vom Schilksee zum Bundesstützpunkt des DSV, direkt am Olympiastützpunkt Hamburg/Schleswig-Holstein.

Hier ehrte DSV-Präsidentin Mona Küppers mit sehr persönlichen Worten die erfolgreiche deutsche Segel-Nationalmannschaft, die in Enoshima (Japan) einmal Silber und zweimal Bronze gewonnen hatte. Und die Medaillengewinnerinnen und -gewinner strahlten auch vier Wochen nach dem Erfolg noch immer um die Wette. Aber auch die Landcrew, die Trainer und das gesamte Olympia-Team wurden nicht vergessen – schließlich hat Erfolg viele Väter. Die DSV-Präsidentin überreichte an die Aktiven Gemälde der Hamburger Künstlerin Heike Böhnert und die Olympia-Teilnahme-Bestätigung, unterschrieben von IOC-Präsident Thomas Bach, für Trainer und Landcrew gab es je eine Magnum-Flasche Champagner.

Die DSV-Vizepräsidenten Clemens Fackeldey und Katrin Adloff begrüßten den Vorsitzenden der Geschäftsführung der Messe Düsseldorf, Wolfram Diener, und boot Director Petros Michelidakis (v. l.). Foto: ChristianBeeck.de

Unter den Gästen waren auch die DSV-Vizepräsidenten Torsten Haverland (Olympisches Segeln und Nachwuchs-Leistungssport), Katrin Adloff (Wettsegeln), Clemens Fackeldey (Fahrten- und Freizeitsegeln), Andreas Loewe (Umwelt und Recht) und Claus Otto Hansen (Finanzen) sowie der Organisationschef der Kieler Woche-Regatten, Dirk Ramhorst, viele Landesverbandsvorsitzende wie Nils Kollert aus Bremen und Jan-Dirk Tenge aus Schleswig-Holstein, Vereins-Repräsentanten wie Tobias König (NRV) und Carsten Krage (KYC) sowie Hubertus Jürgens von der Peter Frisch GmbH, Bekleidungsausrüster des German Sailing Teams, und Steffen Häbich vom ADAC, mit dem der DSV ein Trailer-Training anbietet.

Bevor die DSV-Präsidentin die Ehrungen vornahm, unterstrichen Schleswig-Holsteins Ministerpräsident und Kiels Oberbürgermeister die Verbundenheit zur Kieler Woche und zum DSV. „Ihr habt das Segeln in die Welt getragen und gezeigt, was wir in Schleswig-Holstein können“, so Daniel Günther. „Ihr könnt stolz auf Euch sein. Spätestens ab jetzt seid Ihr Vorbilder für die Jugend“, sagte der Ministerpräsident. „Davon kann der Segelsport und davon kann Kiel jahrelange profitieren“, ergänzte Ulf Kämpfer. Den Aufschwung könnten Kiel und Schleswig-Holstein gebrauchen.

Kiel stünde bereit für Olympische Spiele

„Es ist ja nicht alles an olympischen Zielen gelungen. Zuerst unsere Bewerbung mit Hamburg, die scheiterte … an Hamburg. Und dann die Bewerbung mit Rhein/Ruhr, die ja schon in die Hose ging, bevor es richtig losging“, nahm Kämpfer kein Blatt vor den Mund. „Das Thema Ausrichtung der Olympischen Spiele in Deutschland ist keine reine Erfolgsgeschichte. Aber es ist ein Generationsauftrag. Ziel muss es sein, dass die Olympischen Spiele in Deutschland wieder möglich werden“, so Kämpfer, der damit einmal mehr unterstrich, dass Kiel bereitstehe.

Lametta-Regen beim DSV-Empfang auf der Kieler Woche für die erfolgreichen deutschen Olympia-Aktiven, hier Susann Beucke und Thomas Plößel im Anmarsch. Foto: ChristianBeeck.de

Danach gehörte die Bühne den deutschen Olympioniken. Tina Lutz/Susann Beucke hatten in ihrem dritten Anlauf die deutsche Qualifikation für die Olympischen Spiele in Japan gewonnen und im 49erFX Silber geholt. „Hartnäckigkeit sticht Talent und Genie aus“, hatte es Lutz bei der gelungenen Qualifikation vor Kiel 2020 erklärt. Und während die Bayerin im Urlaub ist und bei der Ehrung fehlte, segelt ihre Vorschoterin Susann Beucke schon auf neuen Bahnen, sprich Yachten. Die Stranderin hatte bereits am Vormittag vor der Ehrung an Bord der GC32 „Maliza I“ von Boris Herrmann (Yacht Club Monaco) am Multihull Welcome Race nach Eckernförde teilgenommen.

Auch die Landcrew wurde geehrt: Meeno Schrader (Wetterdienst), Nadine Stegenwalner (DSV-Sportdirektorin), die Physiotherapeutin Johanna Wichelmann und Bootsbauer Daniel Schwarze. Foto: ChristianBeeck.de

Emotional und authentisch waren die Worte von Beucke an ihren Trainer Ian Barker. „Du hast uns gesagt, wir können eine Medaille gewinnen, uns moralisch gestärkt und aufgebaut. Vielen Dank. Ich gebe die Medaille nicht her, aber ein Teil gehört Dir“, so Beucke, die ihrem Coach eine gerahmte Replique schenkte. Ob die Drei eine weitere Olympia-Kampagne wagen? „Zunächst möchte ich möglichst viel Offshore segeln. Das war schon während der Vorbereitung auf Japan mein Traum“, so Beucke, die eine weitere olympische Kampagne aber nicht ausschließt. „Ian hat eine Statistik, nach der man eigentlich erst bei den zweiten Spielen Medaillenchancen hat. Und mit Tina harmoniert es perfekt. So gesehen sollten wir unbedingt auch in Frankreich dabei sein“, lässt Beucke, die bereits am nächsten Tag wieder bei Boris Herrmann auf der „Malizia I“ an Bord saß, eine endgültige Entscheidung offen.

Bundeswehrdienst statt Kieler Woche

Auch die Bronzemedaillen-Crew im Nacra 17, Paul Kohlhoff/Alica Stuhlemmer aus Altenholz wollte ab Donnerstag (9. September) bei der Kieler Woche antreten. Zusammen mit Vater Peter Kohlhoff und dem dreifachen Europameister, Vizeweltmeister und zweifachen 49er-Olympiateilnehmer Marcus Baur wollten sie in der J/70-Klasse segeln. Doch die Bundeswehr erteilte keine Freigabe. Paul und Alica müssen Montag wieder zum Dienst antreten. „Das ist okay“, findet Kohlhoff, der allerdings erst am vergangenen Freitag davon erfahren hatte. Nun sei erst einmal Dienst und dann Urlaub angesagt, so der Altenholzer. Danach steht die WM im Oman an. Und damit startet vom 16. bis 21. November bereits die Vorbereitung auf die nächste Olympia-Kampagne des Nacra 17-Teams für Paris 2024.

DSV-Generalsekretär Germar Brockmeyer (links) und DSV-Bekleidungssponsor Hubertus Jürgens (Peter Frisch GmbH/Musto). Foto: ChristianBeeck.de

Die dritte Medaillencrew Erik Heil/Thomas Plößel (Berlin/Hamburg) gewannen nach 2016 zum zweiten Mal 49er-Bronze. Ob zweimal Bronze so viel oder mehr wert sei als einmal Gold, konnte Thomas Plößel nicht beantworten. Die zweite Medaille sei deutlich schwerer zu gewinnen gewesen, so Plößel. Vielleicht sei es schwieriger, bei zwei Spielen ganz oben mitzumischen, aber eine konkrete Antwort hatte der Vorschoter nicht parat. Vielleicht gelingt es ja, beim dritten Anlauf 2024 diese Frage zu pulverisieren.

Svenja Weger (Berlin) hat die Olympische Spiele in der Klasse ILCA 6 als Sechzehnte beendet, trug allerdings nach dem ersten Tag als einzige Deutsche vor Japan das Gelbe Trikot der Führenden. „Es war ein Super-Anfang. Aber ich hätte auch gern ein so schönes Ende gehabt“, so die sympathische Berlinerin, die zum Kieler Woche-Auftakt ihren Geburtstag feiert. Mit einem vielstimmigen Ständchen ließen die Gäste Weger hochleben, die sich nun zunächst vor allem ihrem Psychologie-Studium widmen will.

Hoffen auf Buhls dritte Olympiakampagne

Segeln statt Empfang und Ehrung stand beim Olympia-Fünften und amtierenden Laser-Weltmeister Philipp Buhl auf dem Plan, der zurzeit an der Motten-WM in Großbritannien teilnimmt. Für ihn war sein Trainer Alexander Schlonski zum Empfang gekommen. „Ihr bildet ein perfektes Gespann. Ich hoffe, Ihr hängt noch eine gemeinsame Kampagne dran“, so Mona Küppers.

Ein besonders emotionaler Moment: Susann Beucke, die zusammen mit Tina Lutz Silber im 49er FX geholt hatte, bedankte sich mit einer Medaillen-Replique bei Ihrem Trainer Ian Barker. Foto: ChristianBeeck.de

Auch die Olympia-Sechsten im 470er, Luise Wanser/Anastasiya Winkel (Hamburg), fehlten in Kiel. Winkel segelt zurzeit bei der J70-EM in Dänemark, und tauschte damit die Jolle vorrübergehend gegen das Kielboot.

Eine Schlüsselfigur beim Erfolg der Aktiven ist DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner. „Die Entscheidung für den Stützpunkt in Kiel war wichtig. Hier ist das Team zusammengewachsen. Der persönliche Austausch hat zusammengeschweißt. Und die Trainingsbedingungen sind ideal“, so die Stranderin, die den Abend sichtlich genoss. „Wir haben uns komplett auf 2021 konzentriert, und der Erfolg gibt uns Recht“, erklärte Stegenwalner, die aber bereits jetzt schon wieder für die Zukunft plant.

Neue Disziplinen eine große Herausforderung

2024 gibt es viele neue Disziplinen und Klassen. Kiten, iQ-Foiler und 470er-Mixed kommen ins Programm. „Es sind große Herausforderungen“, so die Sportdirektorin. Die Kampagne bis zu den Segelwettbewerben in Marseille ist auf drei Jahre reduziert. 2022 beginnt bereits die Vorbereitung bis zur Ausscheidung. Eine schnelle Entscheidung der diesmal erfolgreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer könnte auch bei der Suche nach Partnern aus der Wirtschaft helfen.

Nach der Ehrung wurde Corona-konform gefeiert, und es gab reichlich Gesprächsstoff. Und so langsam wechselte auch dabei der Fokus von Japan nach Frankreich. 

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