Das neue Format in den Regatten der Olympiaklassen zur Kieler Woche sorgt für neue Dynamik in den Ergebnislisten. Nach den ersten beiden Tagen haben die Segler lediglich ihre Platzierung als Punktzahl in die Hauptrunde mitgenommen.
So startet das Rennen der besten Teams fast wieder bei Null, bevor bis morgen Abend feststeht, welche jeweils sechs Teams die Finals in den acht olympischen Disziplinen erreichen.
Zur Hälfte der Rennen in den so genannten Goldflotten darf dabei in sieben Klassen mit einer deutschen Teilname bei den Medaillen-Entscheidungen gerechnet werden. Die 49er-Segler Erik Heil/Thomas Plößel (Kiel) und ihre Klassenkollegen Victoria Jurczok/Anika Lorenz (Kiel) gehen gar als Führende in den letzten Tag der Hauptrunde.
Deutsches Skiffs fliegen vorne weg
Heil/Plößel haben die gute Performance aus der Vorrunde in den ersten Tag der Goldflotte retten können und übernahmen die Führung von den Österreichern Nico Delle Karth/Nikolaus Resch, die mit einem Patzer zum Start in das Geschehen der Hauptrunde auf Platz drei abrutschten. Mit Jan Hauke Erichsen/Max Lutz (Flensburg/Kiel) sowie Justus Schmidt/Max Boehme auf den Plätzen vier und fünf ergibt sich die Chance für ein deutsches Trio im Medal Race am Mittwoch.
„Heute waren es extrem schwierige Bedingungen. Unsere Bahn lag vor dem Bülker Leuchtturm, das hat es nicht einfacher gemacht. Denn mal kam der Wind über Land, mal über das freie Wasser. Aber wir haben alle vier Starts gut erwischt und uns dann an den Böen hochgehandelt“, berichtete Thomas Plößel. Sein Steuermann Erik Heil betonte die großen Ambitionen: „Im vergangenen Jahr waren wir Dritter zur Kieler Woche, jetzt sind wir motiviert, wieder auf das Podium zu fahren und guter Dinge.“
Gar ein deutsches Quartett könnte bei den Skiff-Frauen in die Entscheidung eingreifen. Die Kielerinnen Victoria Jurczok/Anika Lorenz führen das Klassement vor Tina Lutz/Susann Beucke (Bergen/Strande) an. Leonia Meyer/Maren Hahlbrock (Oldenburg/Kiel) und die Schwestern Jule und Lotta Görge (Kiel) sind als Fünfte und Siebte ebenfalls noch gut im Rennen.
Autenrieth Brüder auf 470er Medal Race Kurs
Eines kleinen Schritts nach vorn bedarf es noch bei den 470ern der Männer, damit die derzeit siebtplatzierten Brüder Julian und Philipp Autenrieth (Augsburg) ihr Ziel von der Teilnahme am Medal Race erfüllen können. An der Spitze stehen hier die Schweden Anton Dahlberg/Fredrik Bergström.
Gleiches gilt für die 470er Frauen, bei denen Annina Wagner/Elisabeth Panuschka (Berlin/Kiel) erst spät am Tag mit einem dritten Rang im dritten Rennen in Fahrt kamen. Mit zwei Patzern zuvor sind sie aber aus den absoluten Toprängen herausgerutscht und liegen nun direkt hinter den nationalen Konkurrentinnen Nadine Böhm/Karoline Göltzer (München) auf Platz acht, während an der Spitze durch Afrodite Kyranakou/Anneloes van Veen die niederländische Flagge weht.
Im Finn spielen die Gastgeber nur eine Außenseiterrolle. Finn Master Uli Breuer (47) hat sich als bester Deutscher zwar auf Platz zwölf vorgeschoben, bis zur Finalteilnahme wäre es aber noch ein weiter Weg. Alles andere als ein britischer Kieler-Woche-Sieg wäre hier eine Überraschung. Mark Andrews verteidigte hier die Führung vor Andrew Mills.
Kaum eine Chance auf das Finale hat der Brasilianer Bruno Prada auf Rang elf. Er zog dennoch die Aufmerksamkeit auf sich, da er mit der Empfehlung von zwei Olympiamedaillen im Starboot hier am Start ist. „Im Finn hat sich viel verändert in den vergangenen Jahren. Es ist durch das freie Pumpen ab zehn Knoten Wind sehr physisch geworden. Knie und Rücken: Alles schmerzt!“, sagte Prada, der auf ein Olympia-Comeback des Starbootes hofft, um dann mit seinem Freund Robert Scheidt in seiner brasiliansichen Heimat an den Start gehen zu können. Ansonsten will er es aber im Finn probieren.
Altmeister Scheidt führt im Laser
Scheidt beweist derzeit im Laser, dass er nichts verlernt hat, führt das Kieler-Woche-Feld an, während der Kieler Philipp Buhl ihn von Platz vier aus beobachtet. „Ich schaue mir sehr genau an, was er macht und lerne viel. Robert hat jederzeit die Übersicht und fährt sich solide nach vorn. Dabei lässt er andere die Fehler machen. Mir fehlt da noch die Geduld“, so Buhl.
Scheidt mag die trickreichen und wechselhaften Bedingungen auf der Kieler Förde. „Ich bin seit 1993 zum 14. Mal hier. Es ist immer ein guter Windmix. Mein Traum ist es, 2016 an den Spielen in Rio teilzunehmen und danach meine Karriere zu beenden und mich mehr um die Kinder zu kümmern.
Am liebsten würde ich im Star segeln. Bis Ende des Jahres werden Bruno und ich sehen, was passiert, und getrennt segeln“, so der zweimalige Olympiasieger im Laser. Immer besser in Fahrt kommt im Laser Tobias Schadewaldt (Oldenburg), der als Achter auch noch Chancen auf das Finale hat.
Olympionikin Goltz beste Laser-Frau
Solide ruft bei den Laser Frauen Franziska Goltz (Kiel) ihre Leistungen ab und rangiert auf Platz fünf. An die Spitze hat sich die US-Amerikanerin Paige Railey geschoben. Die dreimalige Kieler-Woche-Siegerin profitiert vom neuen Wertungsystem, das die Vorläufe abwertet. Denn nach einem Patzer zum Auftakt segelt sie seit der Finalrunde sehr beständig in der Spitze.
Einen wechselhaften Tag erlebten die Nacra17-Katamarane auf der landnahen TV-Bahn. Das erste und dritte Rennen war durch schwachen Wind geprägt, dazwischen gab es einige stärkere Böen. „Im zweiten Rennen kamen wir gut in Fahrt, waren an der ersten Tonne sogar Erster und haben uns bis ins Ziel auf Platz vier gehalten. Ansonsten sind wir für die Klasse aber zu schwer“, berichtete Helge Sach (Zarnekau), der mit seiner Partnerin Maren Odefey (Lübeck) als 15. das beste rein deutsche Team bildet. Davor rangiert allerdings Lisa Rattemeyer (Kiel) auf Platz sechs an der Vorschot von Pietro Sibello (Italien). Ganz vorn liegen die Schweden Tim Shuwalow/Hanna Klinga.
Ohne das neue Wertungssystem segeln die paralympischen 2.4mR und die Einheits-Kielbootklassen. Daher gab es für Heiko Kröger (Ammersbek) im 2.4mR auch keinerlei Probleme, seine Spitzenposition zu verteidigen. Weitere deutsche Toppositionen nehmen auch Martin Menzner (Stein) und Crew in der J80, Jens Ahlgrimm (Stuttgart) in der Platu25 und Daniel Spänle (München) in der SB20 ein.
Perfekter Auftakt für „Silva Hispaniola“ und „Ratzfatz“
3:0 für die „Silva Hispaniola“ – so lautet nach dem Auftakt zum Kiel Cup der Kieler Woche 2013 der Zwischenstand in der nationalen Qualifikation für das deutsche Trio im Royal Ocean Cup (ROC). Denn während die Nachwuchscrew auf der Evento 42 in drei trickreichen Wettfahrten vollends überzeugte, kam der einzige Ausscheidungsgegner, die „Leu“ unter dem Stander des Kieler Yacht-Clubs nur schwer in Fahrt. Mit zwei Tagessiegen und einem zweiten Rang steuerte Dennis Gehrlein seine Mannschaft in der Klasse ORC I sogar klar an die Spitze des Gesamtklassements. Albert Schweitzers Crew ist nach den Einzelplätzen drei, sieben und acht nur Tabellensechster.
„Wir waren selbst ganz baff, wie gut wir die Konkurrenz heute im Griff hatten“, freute sich Gehrlein am Montag, der allen Teilnehmern schwächere, aber stärker drehende Winde als am Wochenende zuvor bescherte. „Wir mussten zu jeden Moment auf der Hut sein, wo der nächste, lokale Böenstrich einsetzt“, so der Skipper, „und das hat unser Navigator Dirk Manno exzellent gesehen.“ Der Segelmacher besorgte nicht nur die „schnelle Garderobe“, sondern sorgte auch dafür, dass es in die richtige Richtung ging.
Auch für Eigner Heinz-Peter Schmidt aus Heidelberg, der das Boot zur Jugendförderung gekauft hatte, genoss als elfter Mann an Bord, wie sein Konzept schon aufzugehen scheint. „Wir wollen keine Profis an Bord, sondern mit konstanter Crew und Trainingsfleiß ganz vorne mitmischen“, erklärte Segeltrimmer Bendix Hügelmann, was hinter der „Silva Hispaniola“ steckt. Am liebsten würden sie zum ersten Mal überhaupt die Kieler Woche gewinnen, denn als Kiel Cup-Sieger wäre auch der ROC-Start im August auf Bornholm klar.
Diese Sorge hat die „RubiX“ vom Hamburger Segelclub (HSC) nicht mehr; sie ist mit einer X-35 bereits für das deutsche Team im Spätsommer gesetzt. Beim Kiel Cup kämpfen Vorjahressieger Max Gurgel und seine ebenfalls junge Mannschaft auf der gewohnten X-332 offenbar vor allem gegen eine unerwartet starke „Ratzfatz“. Die J/97 mit Andreas Rohde aus Rotenburg am Ruder landete einen überlegenen Hattrick und behielt in der ORC III/IV zum Auftakt eine weiße Weste. Die „RubiX“ ist sechs Punkte zurück Zweite, nur zwei Zähler vor drei punktgleichen Verfolgern.
Ein Zweikampf auf Augenhöhe gab es in der Klasse ORC II. Torsten Bastiansen behielt mit der „Veolia“ nur aufgrund zweier Tagessiege bei einem vierten Platz das bessere Ende vor der punktgleichen „Sporthotel“ von Kalle Dehler für sich, der dreimal in Folge zweiter Sieger war. Mit etwas konstanteren Winden, aber weiter mäßig kühlem Schauerwetter soll der Kiel Cup am Dienstag mit den Rennen vier bis sechs fortgesetzt werden.
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