Das Verständnis für Winddreher- und böen sowie für Welle und Strömung waren der Schlüssel zum (bisherigen) Erfolg.
Das zeigte sich beim ersten Auftritt von Segel-Legende Robert Scheidt (Brasilien) zum Auftakt der zweiten Kieler-Woche-Hälfte. In seiner inzwischen dritten olympischen Disziplin, dem 49er, legte der fünfmalige Olympiamedaillen-Gewinner bei schwierigen Bedingungen gleich mal mit einem Tagessieg los. Insgesamt rangiert er nach drei Rennen auf Rang zwei. Auch die 470er-Superstars Mathew Belcher/Will Ryan (Australien) müssen in ihrer Klasse vorerst mit der Verfolgerrolle vorlieb nehmen. Für die beiden deutschen Führungen in den acht vor Kiel vertretenen Olympia-Disziplinen sorgen Frederike Loewe/Anna Markfort im 470er und Victoria Jurczok/Anika Lorenz im 49erFX.
49er
„Der gute Start war der Schlüssel“, sagte Robert Scheidt nach seinem Auftaktsieg. Gemeinsam mit seinem Vorschoter Gabriel Borges startete er perfekt in die Regatta, erwischte die Dreher auf der Startkreuz ideal und konterte die Gegner auf der zweiten Kreuz aus, nachdem er unter Gennaker kurzzeitig überlaufen worden war. „Wir hatten eine gute zweite Runde bei sehr schwierig zu segelnden Bedingungen“, so Scheidt nach dem Tagessieg. In dem Stil ging es zwar nicht ganz weiter, aber mit weiteren Platzierungen in den Top-Rängen muss er sich aktuell nur hinter den Neuseeländern Josh Porebski/Trent Rippey einreihen. Sehr gut gelang auch den deutschen Bronze-Medaillen-Gewinnern von 2016, Erik Heil und Thomas Plößel, die Rückkehr auf ihr Heimrevier. Nach verhaltenem Auftaktrennen arbeiteten sie sich auf Rang drei vor.
49er FX
Victoria Jurczok/Anika Lorenz konnten mit dem ersten Startschuss ihrer Klasse zur Kieler Woche zwar nicht an die Top-Ergebnisse der vergangenen Monate anknüpfen. Doch nach dem Patzer zum Auftakt (Platz 26) fanden sie in die Spur und ließen zwei Tagessiege zur aktuellen Führung im Feld der Skiff-Frauen folgen. Die starken Niederländerinnen Annemiek Bekkering/Marieke Jongens sind die stärksten Verfolgerinnen noch vor den Olympia-Zweiten Alexandra Maloney/Molly Meech (Neuseeland).
470er Frauen
Die deutsche Nationalmannschaft muss sich in dieser Olympia-Periode auf veränderte Rahmenbedingungen einstellen, da durch den Wegfall des Sailing Team Germany Sponsorengelder fehlen. Frederike Loewe/Anna Markfort (Greifswald) sind daher finanziell zwar weniger gut ausgestattet und auf Sponsorensuche, sportlich ist ihnen der Einstieg in ihre erste Saison im Senioren-Bereich aber gut gelungen. Nach guten Ergebnissen zum Saisonauftakt haben sie sich zur Kieler Woche vorerst an die Spitze des 470er-Frauen-Feldes geschoben. „Wir haben eine Trainingsgemeinschaft mit zwei Männer- und zwei Frauenmannschaften und einem gemeinsamen Bundestrainer. Das klappt sehr gut“, so Anna Markfort. „Seit der EM trainieren wir zu Hause, planen nach der Kieler Woche die Teilnahmen an der WM in Thessaloniki und dem Worlds-Testevent in Aarhus“, so Frederike Loewe. Ein Platz in den Top-20 ist dann das erklärte Ziel. Hinter den aktuell vor Kiel auf Platz zwei liegenden Australierinnen Carrie Smith/Jaime Ryan liegen die deutschen Team-Kolleginnen Nadine Böhm/Ann-Christin Goliaß (Buchloe) auf Rang drei.
470er Männer
Zweimal Rang zwei reicht für Mathew Belcher/Will Ryan (Australien) noch nicht, um die Spitzenposition bei den 470er-Männern zu übernehmen. Die Österreicher David Bagehr/Lukas Mähr nahmen ihnen die Tabellenführung durch den Sieg im zweiten Rennen ab. Nach dem Gewinn der Silbermedaille von den Olympischen Spielen 2016 haben Belcher/Ryan noch eine Rechnung offen. Ihr Erfolgstrainer Victor Kovalenko kündigte bereits den Angriff auf die Goldmedaille für die Spiele in Tokio an. Für die deutschen Crews wird es erst einmal darum gehen, den Kontakt zur Weltspitze herzustellen. Das ist Simon Diesch/Philipp Autenrieth (Deggenhausertal) mit Platz drei nach den ersten beiden Rennen zur Kieler Woche vorerst gelungen.
Finn
Die Kieler Woche ist eines der Erfolgsevents des Esten Deniss Karpak. Bereits 2014 und 2015 gewann er die Kieler Woche, und auch jetzt setzte er sich nach Tag eins an die Spitze des Finn-Feldes. Es folgen der Kroate Nenad Bugarin und der Pole Sebastian Kalafarski.
Laser Standard
Wie bei den Finns müssen sich auch die deutschen Laser-Segler nach Tag eins deutlich jenseits der Top-Ten einrichten. Ein italienisches Duo mit Marco Benini und Francesco Marrai hat hier die Führung vor Enrique Arathoon (El Salvadore) übernommen.
Laser Radial
Besser sieht es bei den Laser Frauen für das deutsche Team aus. Ex-Europameisterin Svenja Weger (Kiel) lauert auf Position zwei hinter Vasileia Karachaliou (Griechenland) und vor der US-Amerikanerin Erika Reineke.
Nacra17
Mit einem Sieg und zwei dritten Plätzen gelang dem Flensburger Team Jan Hauke Erichsen/Ann Kristin Wedemeyer ein guter Einstieg, allerdings mit einem Wermutstropfen. „Im zweiten Rennen lagen wir auch vorn, aber dann sind uns bei den drehenden Winden noch zwei Teams durchgerutscht. Aber insgesamt war es okay“, so Erichsen. Das Nacra-Feld ist angesichts der Umstellung der Klasse auf eine Foiling-Version in den kommenden Wochen noch nicht in stärkster Leistungsdichte am Start. Aber einige gerade bei leichten Winden starke Teams sind schon dabei, so dass der aktuell zweite Platz im Ranking hinter dem Rio-Dritten Thomas Zajac und Barbara Matz (Österreich) den Erwartungen entspricht. Auf Rang drei folgen die Belgier Kevin Bonnevie/Isaura Maenhaut.
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