Travemünder Woche: 1200 Segler aus 20 Nationen in 26 Klassen

„Faszination des Sports…“

„Die 124. Travemünder Woche war eine perfekte Generalprobe für unser großes Jubiläum 2014 – dann gibt es die Travemünder Woche 125 Jahre. Wir hatten zehn geniale Tage, mit tollem Wetter und viel Sonne.

F16 Katamaran Kenterung
Abgang bei der F16 WM während der Travemünder Woche. © segelbilder.de/TW Fototipp SR-Leser Marc

Eine absolute Bereicherung war der in diesem Jahr neu aufgestellte SAP Sail Cube, der richtiges Segel-Public-Viewing möglich gemacht hat. Der kommentierte Segelsport auf Großleinwand und als Live-Sendung im Internet brachte die Faszination des Sports wirklich hautnah zu den Besuchern an Land.

Die von der Stadt Lübeck neu aufgebauten Sitzmöglichkeiten an der Strandpromenade machten daraus ein richtiges Segel-Kino-Erlebnis. Die Erklärungen und Analysen der einzelnen Wettfahrten für die Segler rundete das Angebot des neuen Technologie Partners, SAP, perfekt ab“, bilanzierte der Vorsitzende des Hauptveranstalters der Travemünder Woche, Lübecker Yacht-Club, Dierk Faust. „Wobei natürlich die Windbedingungen uns hier und da Schwierigkeiten bereitet haben“.

Faust spielte auf die vergangenen Tage mit anfänglicher Flaute und Schwachwindbedingungen an. Doch heute schien der Wind alles wieder gut machen zu wollen, was er in den vergangenen Tagen an Verzögerungen beschert hatte. Leider zu gut! Denn er blies mit rund 28 Knoten durch die Lübecker Bucht. Die einzigen Klassen, die starten konnten waren die Dickschiffe auf der Seebahn und die A-Cat auf der landnahen TV-Bahn von SAP.

Große Freude im Hobie-Village am Grünstrand als der oberste Wettfahrtleiter Walter Mielke die Rennen der anderen Bahnen wegen des zu starken Windes absagen musste. Emeric Dary / Maxime Blondeau aus Frankreich hatten im Hobie Wild Cat und Robbie Lovig / Andy Dinsdale im Hobie Tiger die Sicherheit Weltmeister zu sein.

„Wir hatten Wolken und Regen erwartet, aber die Bedingungen hier waren absolut fantastisch. Besonders positiv überrascht hat uns das Interesse der Öffentlichkeit als wir auf dem SAP Media Race Course gesegelt sind. So etwas haben wir noch nie zuvor erlebt. Aber auch die Tanzflächen auf der Meile haben uns sehr gut gefallen“, resümierten Emeric Dary / Maxime Blondeau.

„Wir wären heute zwar gern noch gesegelt, um noch einmal zu gewinnen und zu beweisen, dass wir wirklich die besten sind“, kommentierten sie den knappen Vorsprung vor den zweitplatzierten Dänen. „Wir finden die Entscheidung, nicht rauszugehen, aber richtig. Die Gefahr von Kenterungen und Brüchen wäre bei dem Wind einfach zu groß gewesen.“

Ob sie das Ergebnis heute noch hätten ändern können, werden Daniel / Nicolaj Bjornholt nicht erfahren, sie nehmen aber immerhin den Titel des Vize-Weltmeisters mit nach Dänemark. Die Bronzemedaille ging nach Deutschland, genauer gesagt nach Hamburg, zu Daniel Paysen / Nico Heinrich, dessen Sohn Tom gestern schon Weltmeister im Hobie Dragoon geworden war.

Ohne Training mit geliehenem Boot zum Weltmeistertitel. Dieses Kunststück haben Robbie Lovig / Andy Dinsdale in der Hobie Tiger-Klasse geschafft. Der Australier und der Deutsch-Franzose kennen sich schon lange und sind viel auch gegeneinander im Hobie 16 gesegelt. Gemeinsam saßen sie allerdings noch nie auf einem Boot.

„Wir hatten einen Trainingstag vor dem Event und haben gleich gemerkt, dass das Boot gut abgeht, da waren wir sehr zuversichtlich. Es lief wirklich richtig gut für uns, vor allem, weil wir eine gute Kommunikation an Bord haben“, sagte Vorschoter Dinsdale. „Wir möchten uns auch noch einmal bei dem Veranstalter für das tolle Event bedanken und bei SAP, die den Segelsport so gut rübergebracht haben. Ein Highlight für uns war, dass man sich seine eigenen Rennen abends noch einmal in Ruhe ansehen konnte – mit den Analysemöglichkeiten konnten wir noch einiges lernen.“

Aus den heute gesegelten Up-and-Down-Wettfahrten der Dickschiffe auf der Seebahn resultierten eine Reihe von Siegern, da die „großen“ im Segelsport, je nach Größe und Vermessung der Schiffe, in verschiedene OSC-Wertungsklassen eingeteilt sind. Die Ostsee-Cup-Gewinner nach fünf Wettfahrten hießen: Sören Hadeler (OSC I und J/80), „Sisqua“ / Bertil Balser / Segel Club Norderelbe (OSC II), „Expression“ / Jonas Erlandsson / Grömitzer Segel-Club (OSC III), „Snabelskoen“ / Björn Carstensen / Segler-Vereinigung Heiligenhafen (OSC IV), Cedo Nulli / Dieter Schorling / Lübecker Yacht-Club (OSC V). Die „Cedo Nulli“ gewann außerdem den Sparkasse zu Lübeck-Preis und den DSV Jubiläumspokal.

Einen weiteren Preis gab es für die besten jeder Klasse, die an beiden TW-Wochenenden teilgenommen hatten. Die Sieger dieses Stadtwerke Supercups waren: „Grace“ / Andreas Grasteit / Akademischer Seglerverein (OSC I), „NaUnd“ / Stefan Meining / Segler-Verein Herrenwyk (OSC II), „Expression“ / Jonas Erlandsson / Grömitzer Segel-Club (OSC III), „Snabelskoen“ / Björn Carstensen / Segler-Vereinigung Heiligenhafen (OSC IV), „Cedo Nulli“ / Dieter Schorling / Lübecker Yacht-Club (OSC V).

Als letzte Klasse auf dem SAP Media Race Course der 124. Travemünder Woche waren heute die A-Cat unter medialer Beobachtung. Mit 25 Punkten Vorsprung konnte sich der Deutsche Meister Thilo Keller vom Berliner Yacht-Club auf seinem Katamaran gegen die Konkurrenz durchsetzen. Als zweiter beendete Matthias Dietz aus Bietigheim-Bissingen seine Travemünder Woche. Dritter wurde der Hamburger Jörg Horn.

Die amtierenden Deutschen Tornado Meister Veit Hemmeter / Nico Lutz aus Lindau haben auch bei der Travemünder Woche die Konkurrenz weit hinter sich gelassen. Ihnen gelang ein beeindruckender Durchmarsch an Wettfahrtsiegen, der einzige zweite Platz galt als Streicher. Mit einer ebenfalls guten Serie aber doch elf Punkten Abstand erreichten Heiko Söhle / Thomas Noll vom Lübecker Yacht-Club Rang zwei. Der Segelclub Füssen Forggensee ist durch Josef / David Gunkel auf dem dritten Platz vertreten.

Volker Niedig von der Baltischen Segler-Vereinigung begann seine Serie bei den Contendern mit einem Frühstart, konnte sich dann aber steigern und siegte am Ende souverän mit neun Punkten Vorsprung vor Max Billerbeck vom Wassersportverein Kollmar, dem fünften der aktuellen deutschen Rangliste. Hannes Seidel vom Segelverein Potsdamer Adler hatte ebenfalls Startschwierigkeiten am Anfang, lieferte dann aber eine beachtliche Aufholjagd, die ihm am Ende Platz drei einbrachte.

Die 505er kommen im nächsten Jahr für ihre Internationale Deutsche Meisterschaft nach Travemünde. Bei der „Generalprobe“ auf der TW 2013 erarbeiteten sich Jens Olbrysch / Oliver Thies aus Starnberg durch eine bessere Platzierung im letzten Rennen einen hauchdünnen Vorsprung vor Stefan Köchlin und Andreas Achterberg. Das Team aus Molfsee startete hier unter dänischer Flagge, weil sie die Segelnummer des kurzfristig geliehenen Segels nicht mehr rechtzeitig hatten verändern können. Platz drei ging an die Brüder Lennart und Frederik Tasche aus Nordrhein-Westfalen.

Bestes Team im International 14, einem sportlichen Zweimann-Trapez-Skiff, wurden Oliver Voss / Per Blohm vom Kieler Yacht-Club. Oliver Voss ist der zweite Vorsitzende der Klassenvereinigung und mehrfacher Deutscher Meister. Dahinter folgten mit Eike Ehrig / Jan-Martin Lührs zwei weitere Kieler sowie Dirk Rother / Kai Lassen vom Lübecker Yacht-Club auf Platz drei.

Marius Knippscheer aus Essen hat sich mit einem knappen Vorsprung den Sieg in der Musto Skiff-Klasse gesichert. An zweiter Stelle platzierte sich Heiko Schneider vom Yachtclub Westfalia Arnsberg. Platz drei in der noch verhältnismäßig jungen Bootsklasse belegte Schneiders Clubkollege Simon Bollongino.

Ein Hauch maritimer Nostalgie wehte heute über die Trave auf der sonst bei den nachmittäglichen SAP Trave Races schnelle kleine Jollen unterwegs sind. Zum Niederegger Cup versammelten sich gut ein halbes Duzend großer Traditionssegler mit Baujahren von 1820 bis 1957 in der Siechenbucht. Von dort ging es die Trave hinunter und auf einen Dreieckskurs in die Lübecker Bucht.

„Sportlich gesehen ist dieses Jahr der Katamarane mit sechs WM und einer German Open ein voller Erfolg gewesen. Es gab noch nie so viele Weltmeisterschaften wie in diesem Jahr. An vier Tagen mussten wir die Starts verschieben, heute konnten einige Klassen gar nicht starten. Dennoch haben wir über 280 Wettfahrten starten können, die Segler haben damit fast 30 Tausend Seemeilen zurückgelegt. Insgesamt starteten 26 Klassen auf acht Bahnen, plus dem neuen SAP Media Race Course und der Segelarena Trave.

Mit der neuen TV-Bahn an der Nordermole und dem medialen Equipment dahinter ist ein persönlicher Traum vom Segelsport zum Anfassen für mich wahr geworden“, resümierte Jens Kath, stellvertretender Geschäftsführer der Travemünder Woche gGmbH und sportlicher Leiter der TW. Über 1200 Segler aus 20 Nationen gingen bei den Wettfahrten der diesjährigen Travemünder Woche an den Start.

„Wir haben durchweg positives Feedback von den Seglern bekommen – vor allem die Segler der Medienbahn waren begeistert. Aber auch die Daheimgebliebenen. Ich habe eine SMS aus Südafrika bekommen, wie toll es ist, von dort aus im Livestream die Rennen der Hobie WM zu sehen und die Freunde und Bekannten anfeuern zu können“, lachte Kath. Die Meldezahlen seien nicht so hoch wie in den vergangenen Jahren, doch das Wichtigste sei, dass alle Segler „sich wohl fühlen und zufrieden sind.“

„Und das haben sie tatsächlich alle getan“, pflichtete der oberste Wettfahrtleiter, Walter Mielke, Jens Kath bei. „Mit den Rennen der Segel-Bundesliga hatte die TW ein weiteres Highlight. Mir persönlich hat die Public-Viewing Area mit dem SAP Sail Cube sehr gut gefallen – das hat so keine Segelsport-Großveranstaltung.“

„SAP selber und auch alle anderen großen und kleinen Partner der Travemünder Woche, wie die boot Düsseldorf, Volkswagen, Holsten oder Marinepool sind durchweg zufrieden mit der Veranstaltung. Besonders der Mittwoch mit dem Volksbank Rotspon Cup hat allen sehr gut gefallen“, zog auch Ann-Birgitta Kolberg, Geschäftsführerin der LYC Marketing GmbH, ein positives Fazit.

Einen kleinen Ausblick auf das kommenden Jubiläumsjahr wollte Jens Kath schon wagen: „2014 werden wir das Spektrum aller Meisterschaften ausschöpfen. Es wird Jüngsten und Jugendmeisterschaften, Deutsche Meisterschaften, Europameisterschaften und Weltmeisterschaften geben. Dabei stehen auch viele Nachwuchsklassen im Fokus. So auch bei der Anschlussveranstaltung nach der TW. Dann wird es nämlich die 420 WM geben.“ „Aber auch das Landprogramm wird mit einigen Überraschungen aufwarten“, versprach auch Dierk Faust.

An Land bot sich den Besuchern auf 80 Tausend Quadratmetern ein feines Festival mit allem was das Leben genussvoll macht. „Insgesamt 200 Standbetreiber unterschiedlichster Größe und mit einem abwechslungsreichen und sehr differenzierten Angebot haben die TW zu einem sehr erfolgreichen Event in Travemünde gemacht. Von Jung bis Alt war wirklich alles vertreten.

Vor allem die Holsten Beach Area hat sich mit mehr Energie und einem Programm auch für die ältere Generation präsentiert – das Ensemble mit dem SAP Sail Cube und der Lotsenbühne hat Platz und Raum geschaffen die Angebote wirklich zu nutzen. Das ausgebaute Wein Carre und die regionalen Angebote wie „Pfaffenglück“ oder Bio Burger aber auch der internationale Feinkostbereich mit beispielsweise den italienischen Köstlichkeiten ist sehr gut angekommen“, sagte Uwe Bergman am Ende der Veranstaltung. „Die eine Million-Marke der Gäste haben wir sicher nicht geknackt. Besonders mit der zweiten Hälfte der Veranstaltung kam auch die Hitze – da sind viele Leute eher am Strand geblieben.“

„Über 300 Ehrenamtliche der TW plus die ehrenamtlichen Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks und des Deutschen Roten Kreuzes sind während der zehn Tage im Einsatz gewesen. Viele von ihnen arbeiten aber auch das ganze Jahr über für die TW – dafür möchte ich mich ganz herzlich bedanken“, schloss der Geschäftsführer der Travemünder Woche, Sebastian Amend.

Heute noch an Land zu erleben: Musik der Casting-Show-Stars Michael Schulte („The Voice of Germany“) und Björn Paulsen („The X-FAKTOR“), eine Schlemmermeile, die von Bratwurst über Fischbrötchen auch Flammkuchen und Quark anbietet und viel Kleinkunst mit Clowns, Trommlern oder Breakdancern. Außerdem das 50 Meter große Riesenrad. Emotionaler Höhepunkt wird das Höhenfeuerwerk um 22 Uhr 45 sein.

Pressemitteilung: Anne Stadtfeld

Ergebnisse Travemünder Woche

Eine Antwort zu „Travemünder Woche: 1200 Segler aus 20 Nationen in 26 Klassen“

  1. Christian

    sagt:

    sehr hübscher Abflug des F16-Teams. Sowohl in der A-Note als auch in der B-Note gibt es vielleicht nicht die maximale, aber doch ein hohe Punktzahl.

    Dass ein erst 12-jähriger Steuermann die F16-Konkurrenz düpiert hat inkl. der Brüder Sach, ist auch eine tolle Geschichte. Er dürfte wohl der jüngste Weltmeister in einer Erwachsenen-ISAF-Klasse aller Zeiten sein, oder?

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