Boris Hermann liegt nach der Reparatur des Großsegel-Risses wieder auf Kurs. Aber so interessant die Vendée Globe auch ist – er will ein größeres Rennen gewinnen: Den Kampf gegen den Klimawandel.
Der deutsche Skipper Boris Herrmann segelt an Bord seiner Yacht Seaexplorer – Yacht Club de Monaco im Rahmen des Vendée Globe Rennens nun schon seit über 60 Tagen allein um die Welt – unter anderem durch das entlegene Südpolarmeer. Während er an einer der härtesten Hochseeregatten der Welt teilnimmt, weitet Boris die Kenntnisse der wissenschaftlichen Gemeinschaft über den Klimawandel im Ozean aus.
A Race We Must Win – Ein Rennen, das wir gewinnen müssen
Seit drei Jahren sammelt das Team Daten mittels eines SubCtech-Ozeanlabors, das an Bord installiert ist und Instrumente verwendet, wie sie ähnlich auch auf großen Forschungsschiffen eingesetzt werden.
Das autonom arbeitende Labor pumpt Meerwasser in und durch den Kiel nach oben und misst kontinuierlich drei Hauptparameter: CO2-Wert, Temperatur und Salzgehalt – jeweils an der Meeresoberfläche. Diese Parameter ermöglichen es den Wissenschaftlern, die Auswirkungen des Klimawandels auf den Ozean besser verstehen zu können, und gleichzeitig festzustellen, wie der Ozean den Klimawandel mäßigt. Bisher gab es so gut wie keine Daten aus diesen abgelegenen Regionen; nun erhält die wissenschaftliche Gemeinschaft mit Hilfe von Boris und Seaexplorer zum ersten Mal ein Bild über den Gesundheitszustand des Südlichen Ozeans im Rahmen einer Weltumseglung.
Eine umweltpolitische Herausforderung
Dr. Stefan Raimund, wissenschaftlicher Berater des Teams, kommentierte: „Es ist immer wieder spannend, wissenschaftliche Daten von einem Rennboot aus zu erhalten! Es ist ein unglaublicher Datensatz, vor allem die Daten aus dem abgelegenen Südatlantik – diese sind sehr wertvoll für uns. Dieses Gebiet ist ein weißer Fleck auf der Landkarte der CO-Beobachtungen und macht Ihren Beitrag so wichtig für die wissenschaftliche Gemeinschaft.“
Die Partner-Wissenschaftler des Teams, Dr. Peter Landschützer vom Max-Planck-Institut für Meteorologie und Dr. Toste Tanhua von Geomar, Kiel, bereiten aktuell die bisher erhaltenen Daten für die Eingabe in die SOCAT-Datenbank vor. Diese Datenbank stellt ihre Daten weltweit allen Wissenschaftlern zur Verfügung. Forscher können diese frei zugänglichen Daten nutzen, um den globalen Kohlenstoffkreislauf besser zu verstehen oder in komplexe Computermodelle für Vorhersagen des Klimawandels einzuspeisen.
Dr. Tanhua sagte: „Der Südatlantik und das Südpolarmeer sind eine ziemliche Unbekannte in Bezug auf Klimadaten, obwohl sie eine wichtige Rolle im globalen Klima spielen. Das macht diese Art von Daten so wertvoll für uns und es ist sehr spannend für die Ozean-Klimaforscher diese zu analysieren.“
Dr. Landschützer fügte hinzu: „Die von Seaexplorer gesammelten Daten werden bereits für das Global Carbon Budget 2020 genutzt: Dies ist eine der einflussreichsten wissenschaftlichen Studien zum Kohlenstoffkreislauf in der Welt und die Tatsache, dass das Team so dazu beiträgt, ist wirklich beeindruckend.“
Für Boris geht diese wissenschaftliche Mission Hand in Hand mit dem Regattasport – daher war es eine einfache Entscheidung, der wissenschaftlichen Gemeinschaft zu helfen, während er in den entlegensten und unwirtlichsten Gebieten der Welt sein Rennen bestreitet. Das zusätzliche Gewicht war nie ein Problem, da das gesamte Team den wissenschaftlichen Beitrag als eine viel größere Mission betrachtet.
Boris kommentierte: „Die Vendee Globe ist ein Rennen, das ich gerne gewinnen würde, aber es gibt ein viel größeres Rennen, das Rennen, das wir gewinnen müssen: Das Rennen gegen die Zeit, um Lösungen für den Klimawandel zu finden. Das ist etwas, was uns gemeinsam mit unseren Partnern sehr am Herzen liegt und beschäftigt. Ein besonderer Dank gilt all unseren Partnern, insbesondere dem Yacht Club de Monaco, Kühne+Nagel, MSC, CMA CGM und Hapag-Lloyd, die sich hinter diesem gemeinsamen Ziel vereinen und an Lösungen arbeiten. Dies ist mehr als ein Rennen, dies ist auch eine wissenschaftliche Reise mit unseren wissenschaftlichen Partnern und der IOC-UNESCO.
Die Bedeutung der Ozeane kann nicht genug hervorgehoben werden, denn ohne die Ozeane gäbe es kein Leben auf der Erde. Als Hauptakteur in unserem Klimasystem speichern sie mehr als 90 % der überschüssigen Wärme aus dem Strahlungsantrieb und sie absorbieren etwa ein Viertel des jährlich vom Menschen ausgestoßenen CO2. Doch der Anstieg des Wärmegehalts sowie die CO2-induzierte Versauerung beeinträchtigen die Gesundheit der Ozeane. Deshalb verfolgen wir unsere Mission der Meeresforschung, um diese unglaubliche Wildnis zu schützen. Ich hoffe, dass ich Viele durch dieses Rennen inspirieren kann, mehr für den Schutz unseres Klimas zu tun.“
Schifffahrts- und Yacht-Branche vereinen sich hinter einem Ziel
Darüber hinaus haben unsere beiden Hauptpartner, Kühne+Nagel und der Yacht Club de Monaco, jeweils eigene Initiativen zur CO2-Messung. So hat Kühne+Nagel hat die digitale Plattform seaexplorer entwickelt, die über die Kohlenstoffemissionen von verschiedenen Seetransportdiensten weltweit berichtet sowie visualisiert und den Kunden damit ermöglicht, den Dienst mit den geringsten CO2-Emissionen zu wählen.
S.D. Fürst Albert II. von Monaco sagte am Tag vor dem Start der Vendée Globe: „Ich begrüße die Initiative von Boris, dessen Umweltaktionen wir durch den Yacht Club und meine Stiftung unterstützen. Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen für uns. Im Einklang mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen für 2030 müssen wir uns in den nächsten zehn Jahren auf die Ozeanografie konzentrieren, um unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse zu untermauern und die Entwicklung neuer Lösungen zu fördern, die hoffentlich die Spirale der Verschlechterung der Gesundheit unserer Ozeane umkehren.“
Das Ziel der CO2-Reduzierung hat auf Betreiben des Yacht Club de Monaco auch wichtige Akteure im Luxusyacht-Sektor mobilisiert. So wurde der Superyacht Eco Association (SEA) Index ins Leben gerufen hat – ein Maßstab zur Messung der Umweltauswirkungen von 40+m Yachten. Der SEA-Index hilft Eignern, ihre Umweltleistung zu bewerten und zu verbessern, mit dem Blick, ihre Kohlenstoffemissionen zu reduzieren.
Das Video von Boris am Neujahrstag, in dem er die unsere wissenschaftliche Mission und die Gesundheit der Ozeane spricht:
Quelle: Malizia – A race we must win
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