Knarrblog: Der unelegante Drachen-Auftakt auf der Alster

Hochgefühl abgewürgt

Das ist der Groove

Schlag für Schlag machen wir Boden gut. Das ist der Groove. Jeah. Alles fügt sich. Jedes Manöver, jede Entscheidung passt. Da ist es wieder dieses Gefühl, dessen Fehlen die Winter-Auszeit so grausam macht. Dieses Spiel mit Wind und Boot, es ist einfach das coolste auf der Welt.

Selbst der schwere Drachen fühlt sich an wie ein Flugboot, wenn er etwas mehr Luft als die anderen bekommt, sich etwas weiter zur Seite legt, etwas kraftvoller den Bug in die Wellen klatscht, etwas höher an den Wind geht. Yessss, das ist es.

Dritter an der letzten Tonne. Nur noch ein kurzer Anlieger ins Ziel. Spi weg, Fock ausrollen und …shit. Pffffft. Das eingewickelte Spifall würgt die Luft aus der Genua und das Hochgefühl aus der Birne. Drei Ausroll-Versuche, Trouble-Shooting ausbaufähig, zwei Boote rutschen durch. Das eigentlich erfreuliche Rennen fühlt sich dann doch an wie eine Niederlage.

Nach zwei Jahren zerschlissen

Unsteteter Wind sorgt für die Absage weiterer Rennen an diesem Tag. Die Serie wird am zweiten Wochenende fortgesetzt. Der denkwürdige Samstag nimmt seinen Lauf. Sechs Rennen sind geplant. Da geht noch was.

Die ganze Woche hat die Vorfreude angedauert. Auch unser Neuer Henning Sohn, alias Tiger, passt glänzend ins Team. Er muss auch große Erwartungen erfüllen. Schließlich war Jörg nach zwei Jahren auf der „Dragonheart“ so zerschlissen, dass er für drei Jahre einen Job in Afrika angenommen hat. Wohl um die Batterien aufzuladen.

Wir hatten etwas Sorge, dass der Neue erst einmal etwas Probleme haben würde, den intellektuell extrem hochwertigen Gesprächen auf dem Boot folgen zu können. Erfahrungsgemäß sind BWLer auf diesem Gebiet etwas einfacher gestrickt als der gemeine Jurist und Journalist.

Meister des tiefgründigen Humors

Langsam tastet sich der Tiger heran. Aber es dauert nicht lange, da punktet er erstmals in der Disziplin des tiefgründigen Humors, der für das Ableisten des Dienstes auf diesem besonderen Drachen so wichtig ist. Nun mag man das von einem ex Grinder beim United Internet Team Germany nicht unbedingt erwarten. Aber der Mann hatte sich im anstrengenden Dänen-Team damals zum Winschen-Chef hochgearbeitet. Und inzwischen ist ihm auch locker der Sprung in die „echte“ Berufswelt geglückt. Er arbeitet jetzt bei einem Hamburger Wind-Energie-Unternehmen.

So scheint er auch gewappnet für die Erfahrung am Sonntag Morgen. Man muss sie schließlich mit Humor nehmen. Ich federe also beschwingt über den Steg zum Ergebnislisten-Check, vermute uns so auf Rang vier, finde uns aber oben nicht auf der Liste, rutsche mit dem Finger nach unten und sehe dann das fiese OCS im letzten Lauf. Frühstart. Auch bei den beiden anderen Rennen müssen wir uns irgendwie verzählt haben. Gesamtplatz zehn. Ärgerlich.

An diesem Sonntag kommt auch sonst keine Freude mehr auf. Wir dümpeln auf die Bahn, treiben um das Startschiff dann weist der Wettfahrtleiter uns den Weg zurück in den Hafen. Der Bojenleger hat an der Luvtonne die Leiche eines seit Tagen gesuchten 13-jährigen Ruderers gefunden. Alle weiteren Rennen werden abgesagt.

Ergebnisse Drachen Frühjahrsregatta 2013

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

2 Kommentare zu „Knarrblog: Der unelegante Drachen-Auftakt auf der Alster“

  1. k sagt:

    Das Beste an SegelReporter!

  2. bowman sagt:

    „Dieser Sport kann so gemein sein.“ HERRLICH

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