Erstaunliche J/70-Premiere mit neuem Team auf der schwachwindigen Alster. Die starken Liga-Teams dominieren. Ein Aufsteiger präsentiert sich besonders gut gegen einige Favoriten.
Was für ein Kontrast. Am vergangenen Wochenende stürmt es bei Eiseskälte über die Alster und die eine oder andere J/70 fliegt aus der Kurve. Nun weht es lieblich mit knapp über fünf Knoten bei teilweise zweistelligen Temperaturwerten. Der Hamburger Segel-Club hat zu seiner ersten J/70-Regatta gerufen, und 22 Teams sind zur Frühjahrs-Verbandsregatta I gekommen, um mit 17 J/24 den Saisonauftakt beim HSC zu feiern.
Es ist eine Premiere für unser neues Team mit Klaus Brinkbäumer am Steuer, der seinen 505er gegen die J/70 getauscht hat. Bei einer Körpergröße von zwei Metern bietet das Kielboot dann doch mehr Bewegungsfreiheit.
Silke bringt Alster Know-How
Wo ordnet man sich ein, bei einem solchen Auftakt, der von den heißen Bundesliga-Teams zur Saison-Vorbereitung genutzt wird? Zwar haben wir mit HSC-Steuerfrau Silke Basedow auch viel Alster-Know How an Bord, aber sie ist diesmal erstmals für die Fock- und Gennaker-Schot zuständig.
Sie möchte Klaus gerne in das HSC-Zweitliga-Team einbauen. So ergibt sich eine interessante Kombination mit Florian Thölen, der auf dem Vorschiff längst große Routine und Power einbringt. Ob mit dieser Crew die erste Hälfte erreichbar ist?
Immerhin segeln wir nach Klassenregeln eine normale Ranglisten-Regatta und nicht im Liga-Modus. Da geht es nicht ganz so eng zu. Also müssen Motor, Anker und Kette sowie diverse Ausrüstungsgegenstände eingeladen werden. Nur zwei Segler dürfen die Beine außenbords hängen und der Bereich vor dem Mast ist tabu.
Talentplatz angestrebt
Die Alster gibt sich zahm am Samstag, weist die üblichen oft unkalkulierbaren Windlöcher auf, und wir belegen mit Rang sieben einen erstaunlichen Talentplatz. Das Schiffchen scheint Klaus zu liegen. Einige Jahre hat er in den USA eine J/24 gesteuert. Die Erfahrung lässt sich offenbar übertragen. Zum Geburtstag hat er auch noch einen Gennaker geschenkt bekommen, und dieses rote Tuch scheint ordentlich zu ziehen.
Jedenfalls rauschen wir etwas ungläubig im zweiten Lauf ganz vorne ins Ziel. „Der Start in Lee, war ziemlich Okay…“ würde Frank Schönfeldt singend kommentieren. Schließlich macht er diese Taktik höchst persönlich fünf Minuten früher mit seiner J/24 vor, und legt den Grundstein für einen souveränen Gesamtsieg in dieser Klasse.
Auch in Rennen drei liegen wir plötzlich vorne nach ein paar glücklichen Entscheidungen auf der Startkreuz, und es fühlt sich langsam irgendwie unheimlich an für eine solche Premiere. Aber dann holt uns die Realität ein. Der optimale Weg ist durch eine J/24-Phalanx versperrt, die mit ihren Genuas ordentlich Windschatten spenden, und zack ist der zweite Sieg auch schon verspielt.
Erstliga-Aufsteiger ganz vorne
Aber das wäre wohl auch zu viel des Guten. So gewinnt das neu formierte Liga-Team vom Erstliga-Aufsteiger Blankeneser Segel-Club mit Max Augustin am Steuer und Alster-Fuchs und 505er-Eltmeister Claas Lehmann als Taktiker vor dem neuen NRV-Team mit Florian Haufe am Rohr. Denn am Sonntag kommt mangels Wind kein Rennen mehr zustande.
Punktgleich geht Rang drei an den VSaW, der die Crew um Tim Elsner an den Start bringt. Alle ersten drei Teams werden in dieser Besetzung den Liga-Auftakt Ende April in Friedrichshafen am Bodensee bestreiten. Da könnten die Bedingungen ähnlich sein.
Nun hat das Gros der Flotte aber erstmal die Boote auf die Trailer gepackt, um wie fast alle Liga-Teams über Ostern zum Gardasee zu fahren. Wir werden in unserer Konstellation erst wieder am 1. Mai bei der MAIOR in Kiel angreifen. Dann mal sehen, wie es bei ein wenig Welle klappt.
Ergebnisse Frühjahrs-Verbandsregatta I J/70
Ergebnisse Frühjahrs-Verbandsregatta I J/24
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