MaiOR Meldungen: Auftakt für ORC-Weltmeister und erstmals für Yardstick-Yachten

Yardstick-Szene motivieren

Es ist traditionell das erste Kräftemessen des Jahres für die deutschen Big Boats: Vom 29. April bis 1. Mai erwartet der Kieler Yacht-Club ORC-vermessene Yachten und die Einheitsklasse J/70 wieder zur traditionellen MaiOR-Regatta vor Kiel-Schilksee. Erstmals wird die Regatta auch für Yardstick-vermessene Yachten ausgeschrieben. Das Meldeportal ist geöffnet. Hier ist auch die Ausschreibung zu finden. 

Dirk Clasen (Regatta Vereinigung Elbe) ist mit seiner H39 „Ginkgo“ bei der MaiOR am Start. Foto: S. Klahn

„Unser Ziel ist es, die Eigner von Yardstick-vermessenen Booten zu aktivieren. Wir haben dort ein großes Potential an Aktiven, die ja auch Spaß an den Mittwochsregatten haben“, so der oberste Wettfahrtleiter und Seebahnchef Eckart Reinke. Bisher seien die Yardstick-Aktiven nicht erreicht worden, aber es gelte, zwei, drei Jahre zu testen, welches Potential in dieser Szene stecke. „Wir möchten die Regattaszene erweitern und beleben“, so der International Race Officer, der seit dem Vorjahr auch Obmann im Ausschuss Seesegeln des Deutschen Segler-Verbandes (DSV) ist.

Der Schulterschluss mit Bertil Balser, Vorsitzender der Regattavereinigung Seesegeln, ORC-Vize Hans-Eckard von der Mosel und Johannes Christophers, Leiter der DSV-Abteilung Technik und Seeregatten, ist vollzogen, die Ziele sind klar gesteckt. Mit kleinen Schritten nach der Pandemie sollen Flotte und Regattaszene im Hinblick auf die WM 2023 wieder geweckt und gestärkt werden. Die MaiOR 2022 bildet den Auftakt.

„Wir hoffen, dass das Meldeportal im April noch einmal richtig glüht, und viele die Early Entry Fee nutzen“, so Reinke. Starter aus Dänemark, Deutschland und Malta haben sich bereits eingetragen. „Der Mittelbau in der Seesegel-Regatta-Szene wird dringend benötigt.

Wir haben Top-Crews auf höchstem Niveau, die bei WM und EM ganz vorn mitsegeln und die deutsche Flagge auf Nord- und Ostsee oder dem Mittelmeer vertreten. Und wir haben eine wirklich große Basis an Vereinsregatten-Seglern, die wir jetzt mit ansprechen. Dazu ist übrigens Go4Speed ideal. Dieses Trainingswochenende eine Woche vor der MaiOR bietet die Chance für echte Lernkurven bei Regatten. Gewichtsverteilung an Bord, Startverhalten und vieles mehr stehen auf dem Programm. Ich kann nur allen empfehlen, dort mitzumachen und es vielleicht eine Woche später schon zu testen“, so Reinke, der nach dem jetzigen Meldestand zunächst mit zwei ORC-Gruppen (I/II sowie III/IV) plant. Insgesamt sind sechs Wettfahrten angesetzt: täglich ein Up-and-Down, danach Round the Canes. Ob auch die J/70 – hier sind zehn Wettfahrten geplant – mit auf die gleiche Bahn in der Strander Bucht gehen, ist vom Meldeergebnis abhängig. Und es besteht die Hoffnung auf ein Yardstick-Feld.

Weltmeister Michael Berghorn (Kieler Yacht-Club) beginnt mit der „Halbtocken 4.5“ ab der MaiOR 2022 die Vorbereitung auf die WM 2023. Foto: www.segel-bilder.de

„Ich rechne mit 25 Booten“, so RVS-Chef Bertil Balser mit Blick auf die ORC-Teilnehmerliste. Der North-Sails-Mann hat bereits durch zahlreiche Telefonate erfahren, dass noch Starter in der Warteschleife sind. Die zögerliche Meldemoral habe sich auch während der Pandemie nicht geändert, so Balser, der selbst auf der „Intermezzo“ (OTG-Team, Jens Kuphal, Berlin) oder der „Tormund“ (Jan Meincke/Kiel/Malta) an Bord gehen möchte. „Die X-Treme32 ist ein sehr interessanter Flitzer“, so Balser, der ansonsten zur Stammcrew der „Sportsfreund“ (Axel Seehafer/Heiligenhafen) gehört. Doch die X-41 plant in diesem Jahr, erst zur EM vor Norwegen in den Regatta-Circuit einzugreifen. Der Einstieg in den Beruf, Familien- und/oder Firmengründung reißt zu große Lücken in die Personaldecke auf der „Sportsfreund“.

Wer vom 29. April bis 1. Mai bei der MaiOR in der ORC I/II-Wertung vorn mitspielen will, der muss es mit dem amtierenden Weltmeister aufnehmen. Michael Berghorn und Crew hatten sich im Vorjahr vor Tallinn (Estland) mit ihrer „halbtrocken 4.5“, einer Miles 45 Custom, den WM-Titel nach einem harten Duell mit der „Outsider“ (Bo Teichmann/TP52) von Eigner Tilmar Hansen (Kiel) gesichert. Berghorn verzichtet dieses Jahr auf die Titelverteidigung im Mittelmeer und bleibt seinem Heimatrevier Nord- und Ostsee treu. „Wir hatten die Titelverteidigung vor Porto Cervo in Italien angepeilt, aber ich hatte Bedenken wegen Corona. Nachher liegt das Schiff da, und wir kommen nicht immer dahin. Und als ich dann erfuhr, dass die WM 2023 in Kiel ist, haben wir uns entscheiden, uns ganz und gar auf 2023 zu konzentrieren. Von jetzt an ist alles auf die WM 23 ausgerichtet“, so Berghorn, der bis dahin ein volles Programm fährt. Nach der MaiOR stehen die Nordsee-Woche, die Kieler Woche, die IDM im Rahmen der Warnemünder Woche und die ORC-EM vor Hankö/Norwegen im Regattaplan 2022. „Die Teilnahme an der Nordsee-Woche ist ein Muss. Ich war so oft dabei, da ist die Teilnahme zum 100-jährigen Jubiläum selbstverständlich. Auch Rund Skagen nach Kiel steht auf dem Programm. „Da sind wir zweimal Zweiter geworden“, so Berghorn. Der Hattrick sei jedoch nicht das Ziel. 

Dazu wird auch die „halbtrocken 4.5“-Crew erweitert. „Ich plane eine stärkere Rotation und nicht ein A- und B-Team“, so Berghorn mit Rücksicht auf die Urlaubspläne der Mannschaft. Mit an Bord sind ab sofort zwei Profis. Neben dem Dänen Jes Gram-Hansen steigt neu auch der Niederländer Frans Hinfelaar auf die „halbtrocken 4.5“. „Wir haben einiges vor“, erklärt Berghorn, der schon jetzt für die Kieler WM 2023 wirbt. Dann trifft sich die ORC-Elite vom 4. bis 12. August zur Weltmeisterschaft vor Kiel-Schilksee. „Wir erhoffen uns bis zur WM einen Schub für die deutsche Big-Boat-Szene“, so Reinke. Die 151 Offshore-Yachten 2014 bei der letzten ORC-WM vor Kiel sind ein bisher unerreichtes Etmal.

Egal, ob mit einer X-332, der X-41 (Foto) oder jetzt wieder mit der X-35: Torsten Bastiansen ist seit 18 Jahren Dauerkunde bei der MaiOR. Foto: www.segel-bilder.de

Traditionell am Start bei der MaiOR ist auch Torsten Bastiansen (Flensborg Yachtculb) mit der X-35 „Sydbank“. Der fünffache Deutsche Meister, zweimalige Vize-Weltmeister und Vize-Europameister ist amtierender Kieler-Woche-Sieger und zählt vor Kiel immer zu den Favoriten. Die Historie der „Xen“-, „Veolia“- und „Sydbank“-Crews begann bereits 2003 mit der X-332Sport „SailtronXpress“. 2004 wurde dann die Grundlage für 18 Jahre gemeinsames Regattasegeln durch den Zusammenschluss von Torsten Bastiansen und den Flensburgern Sven und Lars Christensen zum „No limits“-Team geschaffen. Und seit dem Gründungsjahr stehen Go4Speed und MaiOR fest im Regattakalender. „Die Kombi ist ein perfekter Auftakt für die Saison. Das Team kommt damit rechtzeitig in die Vorbereitung und kann während der MaiOR eine erste Standortbestimmung im Verhältnis zum Bootshandling und zur Konkurrenz bekommen. Mit dem Ergebnis kann das Team dann die Erkenntnisse in Feinjustierungen umsetzen, um zu den Saison-Höhepunkten Kieler Woche und Internationale Deutsche Meisterschaft die beste Form abzurufen“, so Kiel-Fan Bastiansen.

Nach dem Ausstieg von Kirsten Harmstorf („Tutima“) und Anke Scheuermann („Akka“) hat sich um Steuerfrau Neele Hannes (Hamburger SC) mit der „RubiX“ (X-332) ein neues Frauenteam gefunden, das zur MaiOR am Start ist.

Und in der J/70 haben mit Melanie Kohlhoff und Florentina Kraft bisher zwei Steuerfrauen gemeldet. „MaiOR und Kieler Woche gehören natürlich für mich als Kielerin zum geliebten Pflichtprogramm. Schön, dass MaiOR nach der langen Corona-Pause wieder stattfindet“, freut sich Melanie Kohlhoff. Die erfahrene Skipperin, zurzeit in der Biscaya auf Törn, hatte sich in den Vorjahren mit ihrer Frauencrew durchaus spannende Kämpfe mit Ehemann und Deckspezialist Peter Kohlhoff geliefert.

Die MaiOR-Wettfahrten zählen zusammen mit dem Kiel-Cup im Rahmen der Kieler Woche (20. bis 22. Juni), der IDM See im Rahmen der Warnemünder Woche (7. bis 10. Juli), den Travemünder Woche Up-and-Downs (23./24. Juli) und dem Saisonfinale vor Olpenitz (28./29. September) zur Gesamtwertung des RVS-Cups/Inshore.

Das Meldegeld ist gestaffelt. Bis zum 11. April beträgt es für Yachten über 14,5 Meter Länge 290 Euro (danach 410 Euro), für Yachten von 10.50 bis 14.50 Meter Länge 250 Euro (danach 350 Euro), unter 10.50 Meter 220 Euro (danach 305 Euro). Für J/70-Boote liegt die Early Entry Fee bei 200 Euro, ab dem 11. April beträgt das Meldegeld 275 Euro.

Terminplan:
Registrierung: Donnerstag, 28. April, von 17 bis 20 Uhr, Freitag, 29. April, von 8 bis 10 Uhr im Olympia Segelcenter Schilksee.
Regatten: Freitag, 29. April, bis Sonntag, 1. Mai. Erster Start Freitag um 12 Uhr.
Geplante Wettfahrten: J/70 zehn, ORC und Yardstick sechs.
Wertung: Zwei Wettfahrten sind für eine Gesamtwertung nötig. Ab vier gesegelten Wettfahrten gibt es einen Streicher.

Zur Vorbereitung: Go4Speed
Ein Wochenende vor der MaiOR-Regatta bietet der DSV ein Vorbereitungstraining an. Beim Go4Speed-Praxistraining am 23. und 24. April in Schilksee nehmen die international erfahrenen Trainer Chuck Allen und Andreas „AJ“ Josenhans jede Yacht unter die Lupe und geben wertvolle Tipps in Sachen Trimm, Crewarbeit, Kommunikation und Taktik. Das erworbene Wissen können die Crews bei Trainingswettfahrten direkt umsetzen, und im Anschluss werden die Beobachtungen der Coaches gemeinsam ausgewertet. Die Anmeldung ist unter www.dsv.org möglich.

Quelle: KYC / Hermann Hell

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