Jörg Riechers hat beim Mini-Transat gute Chancen, Platz zwei zu erreichen, seit ein großer Konkurrent hinterher segelt. Andreas Deubel musste mit einem Schaden auf den Kapverden pausieren.
Am Wochenende ist die Mini-Transat-Regatta durch einen Beitrag von Nils Kaben in der ZDF Sportreportage (Video) einem großen Publikum bekannt geworden und Jörg Riechers mag das als Ansporn verstanden haben. Jedenfalls gibt er gerade richtig Gas und hat plötzlich sogar die Chance, noch Rang zwei in der Gesamtwertung zu erreichen.
Der Franzose Ian Lipinski segelt nach wie vor erwartungsgemäß vorne außer Reichweite und ist wohl nur durch einen Schaden zu stoppen. Aber dahinter schöpfen einige Segler die Hoffnung Platz zwei zu erreichen. Der schien nach der ersten Etappe auch schon schwer zu erreichen, da Arthur Léopold-Léger fast gleichauf mit Lipinski ins Ziel kam und sie ein 60 Meilen Polster für den Ritt über den Atlantik verschaffte.
Aber Léger musste einen Ruderschaden auf den Kapverden stoppen und ist als 19. mit gut 460 Meilen Rückstand schon aus dem Rennen, wie der Etappen-Dritte Méne der mit ähnlichen Problemen nach Dakar abgelaufen ist.
So hat sich zurzeit ein Duell um den vakanten zweiten Platz entwickelt, denn die aktuellen Raumschots-Bedingungen schmecken den Plattbug-Konstruktionen offenbar am besten. Und Jörg Riechers misst sich auf direktem Kurs mit dem Schweizer Simon Koster, der 15 Meilen voraus liegt und auch aus der ersten Etappe einen kleinen Vorsprung mitbringt.
Der nächste Konkurrent um das Podium, Romain Bolzinger, ist nach dem aktuellen Stand als vierter, von den beiden überholt worden. Aber da dürfte das letzte Wort noch nicht gesprochen sein. Denn der Wind wird leichter, und gerade Riechers hat mit seiner „Lilienthal“ bei flauem Rückenwind auf der ersten Etappe Schwächen gezeigt. Er kann dann nicht so tief halten wie die direkten Gegner. Eine bessere Ausgangslage für diesen Abschnitt des Mini-Transats hätte er sich aber nicht wünschen können.
Probleme bei Deubel
Da geht es einem anderen Deutschen nicht ganz so gut. Andreas Deubel war mit seinem älteren Serien-Mini gut in die zweite Etappe gestartet und auf Rang 24 im verbliebenen 55-Boote-Feld der Serien-Klasse bei den Kapverden angekommen, aber dann gab es wieder Probleme mit der Windanlage. Schon bei der ersten Etappe musste der Hamburger in den Mast klettern (Video).
Der versierte Mini Transat-Finisher Chris Lükermann berichtet nach einem Telefonat mit Deubel auf dessen Seite:
Er konnte die zwei Probleme an Bord beheben:
1. Problem war – wie schon auf der ersten Etappe – die Windmessanlage. War auf der 1. Etappe die Funkantenne noch in das Rädchen des Windmessers geraten und hatte diesen blockiert, hatte die Antenne dieses Mal das Rädchen direkt kaputt geschlagen.
2. Problem waren kaputte Bolzen am Großbaum. Die konnten getauscht werden.
Beide Probleme wären auf See nicht reparierbar gewesen. An das Rad der Windmessanlage kommt Andreas vom Mast aus nicht heran ohne das gesamte Konstrukt abzubauen und anschliessend wieder fest zu nieten.
Er hat daher in Mindelo das Boot um 90° auf die Seite gedreht und die Reparatur an der Mastspitze vom Steg aus durchgeführt.
Gegen ca. 19 Uhr Ortszeit hat er, nachdem er regelkonform 12 Stunden an Land verbracht hat, wieder abgelegt und befindet sich nun auf der Aufholjagd.
Er hat durch den Boxenstopp 20 Plätze verloren und ist auf dem 46. Platz in das Rennen eingestiegen.
Für Andreas und die anderen Segler stand dann eine wichtige Entscheidung an: Er muss die nordwestlichste Insel der Kapverdischen Inseln, Santo Antao, rechts liegen lassen.
Die Insel ist an ihrer höchsten Stelle 1979m hoch. Bei den nordöstlichen Winden bildet sich daher ein langer Windschatten, für den es zwei Möglichkeiten gibt:
– ca. 20-30 Seemeilen südlich der Insel in Richtung Westen abbiegen und versuchen, den Windschatten zu umgehen.
– direkt an der Küste entlangsegeln und auf lokale Winde hoffen.
Lina Rixgens hat sich hervorragend direkt an der Küste durch den Windschatten gemogelt, auch Oliver Tessloff ist heute durch den Windschatten gefahren.
Dass ich mit Andreas telefoniert habe ist übrigens legal. Solange er an Land ist, darf er Hilfe von aussen annehmen, erst wenn er wieder unterwegs ist gelten die Regeln des Rennens, d.h. wie gehabt kein Kontakt zur Aussenwelt.
Lina Rixgen liegt als 34. deutlich besser im Rennen als auf der ersten Etappe und Oliver Tessloff hat bei der schweirigen Kapverden-Passage dann doch Boden verloren. Er segelt aber stark in den 20er Plätzen und kann noch die Top-Ten angreifen.
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