Olympiaklassen-WM: Starke deutsche Bilanz zur Halbzeit – Fünfmal auf Medaillenkurs

„Wir haben ein anderes Level erreicht“

Die deutschen Segler belegen zur Halbzeit der gemeinsamen WM in Scheveningen in fünf Disziplinen Plätze unter den Top vier. Das 470er Duo Diesch/Markfort hat sich auf den Silberplatz vorgeschoben, Buhl gelang ein Laufsieg.

Diesch/Markfort bei stärkerem Wind an den ersten Tagen. © World Sailing/ Sailing Energy
Credit: Sailing Energy / World Sailing. 12 August 2023.

Simon Diesch und Anna Markfort (Württembergischer Yacht-Club/Verein Seglerhaus am Wannsee/Joersfelder Segel-Club) haben sich hinter den führenden Japanern im 470er heute auf Gesamtrang zwei vorgesegelt. Vorschoterin Anna Markfort: „Wir haben ziemlich stark angefangen, das erste Rennen gewonnen und sind im zweiten Rennen Vierte geworden.“ Steuermann Simon Diesch weiter: „Im letzten Rennen haben wir dann vom Start weg die falschen Entscheidungen getroffen und vermeidbare Punkte gesammelt“ – es wurde ein 18. Platz. Diesch: „So lange Tage sind meistens ziemlich anspruchsvoll, vielleicht hat auch der Kopf nicht mehr so gut funktioniert, wie er sollte. Aber jetzt ist es so, wir müssen von jetzt an weitermachen. Morgen ist ein neuer Tag.“

Simon Diesch und Anna Markfort leiten eine Halse ein. © World Sailing/ Sailing Energy

Die amtierenden Weltmeister Luise Wanser und Philipp Autenrieth (Norddeutscher Verein Verein/Bayerischer Yacht-Club) konnten sich heute auf den achten Gesamtrang vorkämpfen, sind aber noch nicht ganz da, wo sie sein wollen. „Gemischte Gefühle“, fasste Vorschoter Philipp Autenrieth zusammen: „Für uns war der Tag mit den Plätzen acht, neun und zehn durchwachsen. Aber dadurch, dass es im ganzen Feld ziemlich Punkte gehagelt hat, sind wir jetzt nochmal sechs Plätze nach vorne gerutscht. Wir wollen natürlich eigentlich ganz vorne mitfahren, aber ich glaube wir können uns heute nicht beschweren.“

Steuerfrau Luise Wanser ergänzt: „Die Woche läuft ein bisschen schwierig für uns, wir boxen ganz schön. Aber wir geben nicht auf. Es ist relativ anspruchsvoll mit dem Strom, und dann haben wir manchmal relativ wenig Wind, da wird das ganze Feld sehr langsam. Es ist anspruchsvoll und ein extrem hohes Niveau. Das ganze Feld ist extrem dicht zusammen.“

„Wir gehen sehr optimistisch an die nächsten Tage“

Als dritte deutsche Mixed-Crew sind Malte und Anastasiya Winkel (Schweriner Yacht-Club/Norddeutscher Regatta Verein) heute in die 470er-Top Ten gefahren. Anastasiya Winkel: „Wir haben heute ein paar Plätze liegen lassen. Wir analysieren das jetzt und sorgen dafür, dass das morgen auf jeden Fall nicht noch einmal passiert. Es ist bis zum dritten Platz alles noch super eng und noch viel drin, wir gehen sehr optimistisch an die nächsten Tage.“

Max Stingele und Linov Scheel. © World Sailing/Sailing Energy

Die Seglerinnen und Segler im 49erFX und 49er kämpfen heute in drei letzten Rennen ebenfalls um den Einzug in die Medal Races. Mit Platz 13 haben Marla Bergmann und Hanna Wille (Mühlenberger Segel-Club) im deutschen Team die besten Chancen, die Top Ten zu erreichen. Bei den Männern liegen Max Stingele und Linov Scheel (Kieler Yacht-Club) als beste Deutsche auf Platz 19.

Nach einem Ruhetag steigen heute Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer (Kieler Yacht-Club) wieder in die Regatta ein. Von Platz vier gehen die Kieler in die letzten Rennen der Finalphase – heute entscheidet sich auch im Nacra 17, wer in das Medal Race einzieht.

„Ein bisschen Dusel musste ich auch haben“

Philipp Buhl auf Platz zwei im letzten Rennen – aber ein Frühstarter vor ihm wird disqualifiziert. © World Sailing/Sailing Energy

Im ILCA 7 freute sich Philipp Buhl (Norddeutscher Regatta Verein/Segelclub Alpsee Immenstadt) über einen Rennsieg und einen sechsten Platz: „Ich bin ziemlich glücklich, weil es wie zu erwarten ein recht schwieriger Tag war. Im ILCA tun wir uns generell ein bisschen schwer mit der Strömung und aktuell wird die Strömung von Tag zu Tag stärker. Zum Schluss hatten wir heute bis zu zwei Knoten.“ Es gab etliche Frühstarts, die Buhl erfolgreich vermied. Er konnte sich mit guten Entscheidungen nach vorne manövrieren. „Ein bisschen Dusel musste ich auch haben“, sagte der 33-Jährige lachend; „und den hatte ich.“

In der Einhandjolle der Männer fiel gestern auch die Entscheidung über die Gold- und die Silverfleet. Mit Philipp Buhl (3.), Nik Aaron Willim (Norddeutscher Regatta Verein, 24.) und Philip Walkenbach (Segelverein Potsdamer Adler, 69.) segeln ab heute drei Deutsche in der Goldflotte.

Die ILCA 6-Frauen warteten gestern vergeblich darauf, aufs Wasser geschickt zu werden, somit erfolgte der Split in Gold- und Silverfleet nach nur vier Quali-Rennen. Julia Büsselberg (Verein Seglerhaus am Wannsee) geht als Vierte in die Finalphase, auch Hannah Anderssohn (Warnemünder Yacht-Club, 50.), Pia Kuhlmann (Schaumburg-Lippischer Seglerverein, 52.) und Laura Schewe (Kieler Yacht-Club, 54.) sind in der Goldflotte dabei.

„Alle hier wissen, dass es um die Olympiastartplätze geht“

Leonie Meyer. © World Sailing/Sailing Energy

Ein guter zweiter Tag der Quali-Phase war es für die deutschen Kitesurferinnen und -surfer, allen voran Leonie Meyer (Norddeutscher Regatta Verein): Sie konnte zwei Rennen gewinnen und liegt auf Gesamtrang vier. Leonie fühlt sich wohl auf dem Revier: „Ich mag die Nordsee, das Wetter; es ist gut, dass es hier nicht so heiß ist wie in Marseille.“

Auch der an der Nordsee aufgewachsene Jannis Maus (Cuxkiters) war  sehr erfolgreich unterwegs. Mit einem Rennsieg und ausschließlich Top-Sieben-Platzierungen konnte er sich auf Gesamtrang sieben verbessern. Jannis Maus: „Ich konnte die Bedingungen heute mit kleiner Welle, starker Strömung und einigen Winddrehern gut ausspielen. Das Niveau hier ist einfach sehr hoch. Alle hier wissen, dass es um die Olympiastartplätze geht, und zeigen die entsprechende Performance.“

Die erst 21-jährige Windsurferin Theresa Steinlein (Norddeutscher Regatta Verein) konnte an ihrem ersten WM-Tag einen Rennsieg feiern und liegt nach fünf Rennen auf dem elften Platz der iQFOiL-Flotte.

Sebastian Kördel. © World Sailing/Sailing Energy
Credit: Sailing Energy / World Sailing. 15 August 2023.

Ihr Teamkollege Sebastian Kördel (Norddeutscher Regatta Verein) wollte den Tag gestern indes einfach nur abhaken: „Es lief ziemlich mies für mich. Ein Kursrennen war ganz OK, da konnte ich mich bei sehr wenig Wind mit einem vierten Platz durchretten. Aber bei den Slalomstarts der nächsten beiden Rennen habe ich gepatzt, war einfach einmal zu spät dran und dann so in den Abwinden, dass ich in einer Halse stehengeblieben bin. Beim zweiten Rennen dachte ich, ich wäre zu früh, und habe das Gas rausgenommen vor der Linie. Einen Frühstart wollte ich auf keinen Fall riskieren“.

Am ersten Tag hatte Kördel nach einem unverschuldeten Crash eine Wiedergutmachung in Höhe des Durchschnittswerts aller Quali-Rennen bekommen. „Gestern wurde der Durchschnitt von 1,6 auf 10,3 nach oben gepusht, das war natürlich doof und bringt mich vom ersten Platz hin auf den dritten“, erklärte Sebastian Kördel. Ein Trost: „Im letzten Rennen habe ich den Start gut getroffen und mit Abstand gewonnen. Insgesamt also ein ziemlich schlechter Tag, aber ich bin guter Dinge. Der Speed ist da.“

„Wir haben ein anderes Level erreicht“

DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner sagte zur Halbzeit der Weltmeisterschaft: „Die Weltmeisterschaft ist das erste große Qualifikations-Event für die Olympischen Spiele 2024. Auch die interne Qualifikation im ILCA 7 und im Nacra startet bei diesem Event. Bisher läuft es in den einzelnen Disziplinen überwiegend gut. Wir konnten in vielen Disziplinen Rennen gewinnen. Verglichen zur Halbzeit bei der WM 2017 in Aarhus stehen wir jetzt in Den Haag besser da. Wir haben ein anderes Level erreicht. Das stimmt mich zuversichtlich und zeigt, dass wir gut gearbeitet haben.“

Bei den Para-Klassen werden heute die letzten Rennen gesegelt. Heiko Kröger (Norddeutscher Regatta Verein) steht im 2.4mR bereits als Weltmeister fest, da sein Punktevorsprung von der Konkurrenz nicht mehr einzuholen ist. Jens Kroker (NRV/SCPC/YCBG) geht als Viertplatzierter in die letzten Races der Hansa 303, im RS Venture Connect starten Tim Trömer und Nadine Löschke (FC St. Pauli) aus siebter Position.

Die Finalrennen werden live übertragen:

Allianz Sailing World Championships – Ergebnisse nach Tag 5

Nacra 17
4. Platz: Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer

49er
19. Platz: Max Stingele und Linov Scheel
26. Platz: Fabian Rieger und Tom Heinrich
45. Platz: Jakob Meggendorfer und Andreas Spranger

49erFX
13. Platz: Marla Bergmann und Hanna Wille
21. Platz: Inga-Marie Hofmann und Catherine Bartelheimer
23. Platz: Maru Scheel und Freya Feilcke
38. Platz: Charlotte Henkel und Carolina Horlbeck

470er
2. Platz: Simon Diesch und Anna Markfort
8. Platz: Luise Wanser und Philipp Autenrieth
9. Platz: Malte und Anastasiya Winkel
23. Platz: Theresa Löffler und Christopher Hoerr
26. Platz: Theres Dahnke und Matti Cipra

iQFOiL Männer
3. Platz: Sebastian Kördel
51. Platz: Jonne Heimann
78. Platz: Fabian Wolf

iQFOiL Frauen
11. Platz: Theresa Steinlein
42. Platz: Alisa Engelmann
48. Platz: Lena Erdil
65. Platz: Helena Wanser

Formula Kite Männer
7. Platz: Jannis Maus
18. Platz: Florian Gruber
41. Platz: Jan Vöster

Formula Kite Frauen
4. Platz: Leonie Meyer
52. Platz: Mareike Weber

ILCA 7
3. Platz: Philipp Buhl
24. Platz: Nik Aaron Willim
71. Platz: Philip Walkenbach
81. Platz: Nico Naujock
87. Platz: Justin Barth

ILCA 6 (heute keine Rennen)
4. Platz: Julia Büsselberg
50. Platz: Hannah Anderssohn
52. Platz: Pia Kuhlmann
54. Platz: Laura Schewe
80. Platz: Linda Hensel

Ergebnisse Sailing Worlds The Hague 2023

Quelle: DSV

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