Wind und Wasserstände machen es den ORC Worlds 2023 weiter schwer, im Fahrwasser zu bleiben. Sturmtief Zacharias hat sich festgesetzt, sorgt weiterhin für hohe Windgeschwindigkeiten und abfließendes Wasser aus der Kieler Bucht.
Die heftigen Böen zogen so einen weiteren dicken Strich durch die Planungen für die Langstrecke der Weltmeisterschaft der seegehenden Yachten. Erneut schickte Principal Race Officer Eckart Reinke die Yachten auf ein Küstenrennen, um die Beanspruchung für Mensch und Material klein zu halten. Allerdings konnten zum Start am Morgen in der Kieler Innenförde nur die Klassen B und C auf den Kurs gehen.
Die A-Klasse hielt es im Hafen. Einige der großen Yachten konnten wegen des großen Tiefgangs nicht auslaufen. Mit dem Sturm ist das Wasser aus dem Olympiahafen von Schilksee abgeflossen, und mit aufgesetztem Kiel kamen die Yachten nicht aus den Boxen. Nach zunächst zweistündiger Startverschiebung wurde das Dienstag-Rennen für die A-Klasse komplett abgesagt.
Für die „Tutima“-Crew um Kirsten Harmstorf-Schönwitz (Hamburg) kam der Absage für die Klasse A zum richtigen Zeitpunkt. Auf der DK46 hatte sich im Rennen am Montag die Mastschiene vom Mast gelöst, die Reparaturversuche im Hafen blieben ohne Erfolg. So wurde die Yacht am Morgen zur Knierim Yachtwerft in den Nord-Ostsee-Kanal überführt und der Mast gezogen, um die Schiene wieder fest zu verkleben. „Wir hoffen, dass wir es gefixt bekommen. Es wird aber einige Stunden dauern, bis wir wieder in Schilksee sind. Deshalb sind wir nicht böse darum, dass das Wasser im Hafen abgelaufen und ein Start nicht möglich ist“, so Kirsten Harmstorf-Schönwitz.
Andere Teams hatten ihre Probleme rechtzeitig bis zum Morgen lösen können. Der norwegischen „Sons of Hurricanes“ von Jon Sverre Hoiden (Klasse B) hatte es am Montag das Großsegel komplett aus den Lieken gehauen. Doch das Team hatte bis zum Start am Dienstag ein Ersatz-Großsegel durch die Vermessung gebracht. Damit waren alle 29 Yachten der Klasse B und 67 der Klasse C wieder am Start.
Doch der Wind forderte erneut seinen Tribut. Insgesamt sieben Yachten aus den Klassen B und C gaben in Spitzenböen von erneut über 40 Knoten ihre Rennen auf. Darunter auch die junge Mannschaft der „Charly Whisky“. Die Crew aus Wismar hatte erst vor zwei Wochen einen Mastbruch erlitten und ist zur WM mit einer geliehenen Yacht, einer Farr 30, angereist. Doch gleich im ersten Rennen brach ihnen das Profil-Vorstag, das sie teuer ersetzen mussten. In der zweiten Wettfahrt gaben sie nun aus Sicherheitsgründen auf, um nicht weiteren Materialschaden zu erleiden.
So lagen im Hafen nach der Rückkehr von der Wettfahrt Frust und Freud eng beieinander. Strahlende Gesichter gab es auf der polnischen „Windwhisper 44“. Die Crew der Grand Soleil 44 um Eigner Marcin Sutkowski hatte bereits die erste Wettfahrt berechnet gewonnen, ließ nun sogar die vermeintlich schnelleren Yachten hinter sich und war als erstes Boot im Ziel. Der erneute Sieg nach berechneter Zeit stand damit früh fest. „Wir haben am ersten Tag viel gelernt und das in Speed umgesetzt. Aber es war viel Arbeit in den heftigen Böen, deshalb haben wir am Grinder durchrotiert“, berichtete „Windwhisper“-Navigator Aksel Magdahl. „Die Bedingungen der vergangenen waren am oberen Ende der Range. Da hat sich kaum jemand getraut, den Spinnaker zu ziehen. Wir waren vorbereitet, unser Boot ist für viel Wind optimiert, aber es ist noch mehr gewesen, als wir erwartet haben. Aber wir sind gerade das Fastnet bei noch mehr Wind gesegelt – allerdings mit einem anderen Boot.“
Auch auf der benachbarten „Sirena“, der Swan 42 von Peter Buhl (Dänemark), war man ebenfalls guter Stimmung: „Es waren harte Bedingungen, aber wir lieben Ocean Racing. Die Wettfahrtleitung hat die richtige Entscheidung getroffen, statt des Langstreckenrennens ein Coastal Race zu segeln. Es ging sehr sportlich da draußen zu, auch wenn wir nicht den Spinnaker gesetzt haben“, berichtete der „Sirena“-Eigner Buhl.
Nach nun zwei Wettfahrten liegt in der Gruppe B die „Windwhisper 44“ vor der „Sirena“ und der Landmark 43 „White Shadow“ (Torkjel Valland, Norwegen) auf Titelkurs. Beste deutsche Yacht ist hier die „Intermezzo“ von Jens Kuphal (Berlin) auf Rang sechs, ebenfalls eine Landmark 43.
In der Gruppe C hat sich die estische „Shadow“ von Harles Liiv an der Spitze behauptet, segelte den zweiten Sieg in Folge ein. In der Parallelgruppe punktete die „Aquaplay“ von Max Habeck (München) mit einem Sieg und kletterte nach Rang vier am Vortag auf Rang zwei im Zwischenklassement. „Das lief sehr gut für uns heute. Wir sind unter Gennaker aus der Förde raus, haben das Tuch aber rechtzeitig weggenommen, so dass wir auf der Kreuz gewinnen konnten. Auf dem Downwinder danach haben wir wieder den Gennaker gezogen, mussten ihn aber runter nehmen, als uns eine Leine gerissen ist. Doch die Jungs vorn haben gut gearbeitet, so dass wir ihn noch einmal setzen konnten“, berichtete Steuermann Gordon Nickel. „Das war wirklich eine spaßige Runde heute.“ Hinter der „Aquaplay“ ist die punktgleiche „Matilda 4“ von Juss Ojala (Estland) platziert. Alle drei führenden Yachten sind J122.
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