OTG nach Etappensieg beim Ocean Race Europe in Führung– Gesamtsieg möglich

„Krasses Psychospiel im Mittelmeer“

Die Nacht nach dem überraschenden Etappensieg des Offshore Team Germany beim The Ocean Race Europe ist vorüber. Der Blick auf das Scoreboard nach dem Erfolg von Genua/Italien offenbart ein Bild, das niemand zuvor für möglich gehalten hätte. Das OTG steht in der Imoca-Klasse auf Platz eins – verfolgt von den Favoriten „LinkedOut“ (Frankreich) und „11th Hour Racing“ (USA). Doch das Rennen ist noch nicht vorüber. Das finale Coastal Race von Genua entscheidet über die ersten drei Plätze. Alles ist offen.

Der Sieg bei der dritten Etappe übertraf alle Erwartungen des Offshore Team Germany. Foto: sailing energy / The Ocean Race

Wenn morgen um 12:15 Uhr vor Genua der Startschuss zum finalen Coastal Race fällt, geht das OTG entspannt an den Start. Denn ein Podiumsplatz in der Gesamtwertung des Rennens ist der Crew nicht mehr zu nehmen. Das übertrifft alle Erwartungen. Das Briefing für den Abschluss des Europarennens ist für heute Abend angesetzt.

Doch vor dem Blick nach vorn, geht für die Mannschaft noch einmal der Blick zurück auf die erfolgreiche 600-Seemeilen-Etappe von Alicante/Spanien nach Genua, bei der die „Einstein“ nach fast vier Tagen auf See gestern um 11:36 Uhr die Ziellinie kreuzte.

Stimmen aus dem Team Offshore Team Germany: 

Robert Stanjek (Skipper): Ganz großartiges Rennen, dieses letzte Leg. Wahnsinnige Mannschaftsleistung. Ich bin gefühlt drei, vier Jahre älter geworden. Es war nicht unser Ziel, uns von der Flotte zu entfernen. Aber manchmal kommt es anders, als man es plant. Alle unsere Routings führten nördlich der Balearen, das war für uns eine klare Ansage. Ich dachte, andere Teams würden sich ebenso entscheiden. Wir fanden guten Druck und haben uns wie verrückt von der Flotte entfernt. Innerhalb von fünf, sechs Stunden war der Split so groß, dass wir unser eigenes Rennen segeln mussten. Ein mental krasses Psychospiel im Mittelmeer. Immer wieder der einschlafende Wind, Flauten, dann setzt er irgendwo ein, dann fahren von hinten die Schiffe drauf. Aber coole Leistung im Endeffekt. Einer der Schlüsselfaktoren für mich war Benjamin [Dutreux] in diesem Rennen. Er ist ein sehr guter Navigator, ein sehr klarer und harter Stratege. Wir haben gut zusammengearbeitet. Auf seinen Rat hin bin ich ein größeres Risikomanagement eingegangen. Er hat einen großartigen Job gemacht. Wir haben es ins Ziel gebracht. Hammer. Vielleicht ein kleines Stück Segelgeschichte für Deutschland. Cool, ich freue mich ganz riesig.

Annie Lush (Pit): Wir haben gewonnen. Es war lang, zwischendurch gab es gruselige Phasen. Aber es fühlt sich sehr gut an. Es war ein langer Kampf, ohne dass wir irgendwelche Konkurrenten gesehen hätten – außer am Bildschirm. Ich denke, wir haben unser Shore-Crew sehr nervös gemacht. Aber es war richtig, an der Küste zu bleiben. Toll, in diesem Team zu sein. Ich hoffe, das ist noch nicht das Ende.

Benjamin Dutreux (Navigator): Unglaublich. Eine harte Prüfung für dieses Team. Ein verrücktes Rennen, eine verrückte Mannschaft. Perfekt! Das erste Rennen in einem Imoca und dann gleich ein Sieg.

Phillip Kasüske (Grinder): Mega, oder! Ich bin so erleichtert, dass wir jetzt endlich im Ziel sind. Die Odyssee ist vorüber. Es war so megahart, nicht körperlich anstrengend, aber mental ziemlich auslaugend. Die ganze Zeit nach Wind suchen. Stehenbleiben, losfahren, stehenbleiben, losfahren. Die letzte Nacht kamen die anderen von hinten immer dichter. Wir hatten kein Wind vorne. Am Ende haben wir es gerettet ins Ziel, sind mega happy und zufrieden.

Jens Kuphal (Teammanager): Ein mutiger Plan ist immer Teil des Erfolgs. Das heißt aber nicht, dass man ihn auch so umsetzen kann. Ich freue mich sehr, dass alles genauso geklappt hat, wie es sich unser Navigator Benjamin Dutreux und das Team um Robert Stanjek vorher überlegt haben. Der Sieg der dritten Etappe ist eine perfekte Voraussetzung, um entspannt in das letzte Rennen am Samstag zu gehen. Wir haben schon jetzt viel mehr erreicht, als wir es uns erhofft haben.

Michael End (CEO): Schon, dass wir sicher einen Platz auf den Podium haben, ist für uns ein toller Erfolg. Dass wir jetzt morgen sogar um den Sieg beim The Ocean Race Europe segeln können, ist eine weiterer Meilenstein auf unserem Weg, Deutschland im Offshoresegeln wieder auf den Plan zu bringen. Das ganze Team arbeitet hart daran, morgen eine gute Leistung zu zeigen.

OTG liegt aktuell in Führung. Foto: Screenshot / The Ocean Race

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