Reaktionen die Malizia-Rekordfahrt: „Kühne Design-Entscheidungen haben sich ausgezahlt“

„Wir sind ans Limit gegangen“

Boris Herrmann und Malizia segeln noch unter dem Eindruck des neuen Weltrekords, den ihnen so schnell keiner nehmen wird. Die 641,13 Seemeilen in 24 Stunden bedeuten eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 26,71 Knoten.

Die Malizia-Pressemitteilung:

Will Harris freut sich über den Speed. © Antoine Auriol / Team Malizia

Die Crew von Malizia nahm sich einen kurzen Moment Zeit zum Feiern, nachdem sie am späten Freitagabend erfahren hatte, dass sie den seit Jahrzehnten hart umkämpften Streckenrekord über 24 Stunden gewonnen hat!

Die Crew, bestehend aus Skipper Boris Herrmann, Co-Skipper Will Harris, Rosalin Kuiper, Yann Eliès und dem Bordreporter Antoine Auriol, hatte am 26. Mai 2023 um 22:40 UTC in 24 Stunden 641,13 Seemeilen zurückgelegt. Während der fünften Etappe des Ocean Race stellte sie damit bei stürmischem Wind und flacher See im Nordatlantik einen neuen Weltrekord für Einrumpfyachten auf. 

Nachdem die Wettfahrtleitung die Rekordzahl offiziell bestätigt hatte, fielen sich die Segler in die Arme, riefen ihr Team an Land an und feierten kurz gemeinsam per Videocall.

Schäumendes Wasser über der Schaltzentrale von Malizia. © Antoine Auriol / Team Malizia

Die neue Bestmarke bedeutet dem Skipper Boris Herrmann, der bei der Entwicklung der neuen IMOCA-Yacht eng mit dem französischen Designer VPLP zusammengearbeitet hat, sehr viel. Nach dem Gewinn der langen Südpolarmeer-Etappe, dem Gewinn der Roaring Forties Trophy (schnellste Passage vom Kap der Guten Hoffnung zum Kap Hoorn) und dem neuen 24-Stunden-Weltrekord gibt es keinen Zweifel daran, dass sich die zum Teil kühnen Design-Entscheidungen von den Konstrukteuren und Boris  ausgezahlt haben. Die Rennyacht Malizia – Seaexplorer hat sowohl den IMOCA- als auch den 24-Stunden-Rekord für Einrumpfboote mit Crew gebrochen.

Boris Herrmann kommentierte: „Gratulation an das ganze Team! Wir können es immer noch nicht richtig glauben und haben erst gezögert zu feiern. Aber nun sind wir super glücklich. Es ist toll zu sehen, dass das Boot so gut funktioniert. Wir hatten außergewöhnliche Bedingungen mit einer flachen See und einem sehr starken Wind, der die ganze Zeit aus der richtigen Richtung kam. Wir haben die Segel nicht gewechselt, wir haben ein Reff ein- und ausgefahren, so dass wir für diese beiden Momente langsamer wurden, aber ansonsten hat uns nichts gebremst. Nur selten bremste eine steile Welle das Schiff, die meiste Zeit flog das Boot 27 bis 34 Knoten perfekt über die See; es fühlte sich wirklich entspannt an.“

Boris Herrmann entspannt ein wenig nach der Rekordfahrt. © Antoine Auriol / Team Malizia

Boris Herrmann fügte hinzu: „Ehrlich gesagt haben wir nicht übertrieben gepusht. Wir glaubten nicht, dass wir es schaffen würden, den Rekord zu brechen. Also waren wir die meiste Zeit ziemlich entspannt – außer in den letzten drei Stunden, als uns plötzlich klar wurde, dass wir den Rekord tatsächlich brechen könnten. Und dann gab diesen einen epischen Moment, als die finale Meilenzahl auf dem Tracker sichtbar wurde! Ein großes Dankeschön an das unser Team an Bord und an Land. Und an unsere Partner, die all dies möglich gemacht und dieses erstaunliche Boot gebaut haben. Ich bin super stolz auf alle und auf Malizia – Seaexplorer.“

„Das schnellste Einrumpfboot der Welt in 24 Stunden zu sein, ist der Traum eines jeden Seglers“, kommentierte Pierre Casiraghi, Mitbegründer des Team Malizia und Vizepräsident des Yacht Club de Monaco. „Ich bin so stolz auf das Team und die ganze Arbeit, die es geleistet hat, um dieses Ziel zu erreichen!“

Rosalin Kuiper geschützt vor dem Spritzwasser. © Antoine Auriol / Team Malizia

Die fünfte Etappe des Ocean Race war rekordverdächtig: Das Schweizer Team Holcim-PRB konnte den bisherigen Rekord des 100-Fuß-Maxi-Monohulls Comanche, das von 15 Seglern gesegelt wurde, von 618 auf 640,9 Seemeilen verbessern. Weniger als 24 Stunden später schlug das Team Malizia seinen Konkurrenten im Ocean Race mit einer neuen Distanz von 641,13 Seemeilen.

Rosalin Kuiper sagte: „Was für ein unwirkliches Gefühl – es ist der Traum eines jeden Seglers, den Geschwindigkeitsweltrekord für Einrumpfboote zu brechen. Es gibt Teams, die das seit Jahren planen und auf die richtigen Zeitfenster warten – und wir machen das zwischendurch bei einem Ocean Race. Ich bin so stolz, ich bin stolz auf das Boot und ich bin stolz auf das Team. Wir haben gepusht und der Welt bewiesen, dass wir ein sehr schnelles Boot haben, wir haben das schnellste Boot der Welt, wir zeigen es allen. Für mich hat das mehr Bedeutung als alles andere, es ist ein ganz besonderer Moment. Ich bin sehr glücklich!“

Salzbuckel Yann Eliès.So schnell war er noch nie auf einem IMOCA. © Antoine Auriol / Team Malizia

Die Etappe begann mühsam für das deutsche Spitzenteam, das in den ersten Tagen Schwierigkeiten hatte, sein Tempo zu finden. Doch dann kamen sie in Fahrt, kämpften um jede Meile – und tun dies auch weiterhin, um beim Überqueren der Ziellinie in Aarhus die maximale Punktzahl zu erreichen. Niemals aufzustecken ist etwas, wofür das Team Malizia nach den Problemen mit dem Mast im Südpolarmeer ein Sinnbild geworden ist, und der Kampf um diesen Rekord ist ein weiteres Zeichen für diese Haltung. In echter Seemannsmanier stieß das Team mit einer Flasche Talisker x Parley Wilder Seas Whisky auf den Erfolg an und bedankte sich beim Ozean und den Elementen für den Erfolg.

Die 5. Etappe wird voraussichtlich am Montag in Aarhus enden. Es sind noch knapp 1.000 Seemeilen zu segeln, und es ist noch alles drin in dieser intensiven, schnellen und mit doppelter Punktzahl bewerteten Etappe. Die Navigation in der Ostsee wird kniffelig werden, aber Boris Herrmann und sein Team setzen auf ihren Heimvorteil.

Quelle: Malizia

6 Antworten zu „Reaktionen die Malizia-Rekordfahrt: „Kühne Design-Entscheidungen haben sich ausgezahlt““

  1. Martin Kühlwein

    sagt:

    Schade das solche Leistungen nicht erbracht werden können ohne das der deutsche erhobene Zeigefinger hoch schnellt und eine CO2 Diskussion daraus wird. Bedenken…ermahnen….und besser wissen….freudlos deutsch. Ich findes klasse das es Menschen gibt die ein solches Projekt betreiben…pushen und daraus Entwicklungen ableiten. Respekt Boris und weiter so.

    16
    5
  2. Leo

    sagt:

    Die haben bisher alles richtig gemacht, meiner Meinung nach. Der Umwelt Gedanke wird mit der Malizia weiter getragen. Toll was und wie es die Mannschaft umsetzt und noch nebenbei ein Etmal Rekord mitnimmt! Gratulation!

    10
    3
  3. Jörg

    sagt:

    Es sind die selben Motive, die Dich veranlasst, diesen wahnsinnig wichtigen Beitrag zu verfassen.

    8
    4
  4. rudi seibt

    sagt:

    Und wozu das alles? Eitelkeiten bedienen. Spaß haben, Geld verdienen wie andere supertrooper auch. Bin gespannt auf die Gesamt-co2-Bilanz. Die sicher wertvollen Meerwasser-Messungen hätte es ganz gewiss auch kostengünstiger gegeben.

    8
    61
    1. Bluemoon

      sagt:

      Ihre nachdenkliche Meinung verstehe ich.
      Würde aber beides sehen : Menschen (auch ich) freuen sich – vor allem als Team (das der Malizia ist übrigens super sympathisch) und in Fairness – immer besser und eben schneller zu werden.
      Und neuerdings nachhaltiger zu Leben.
      Letzteres ein weiteres Race we must win.

      22
      4
    2. PL_mika.x

      sagt:

      Vielleicht sollte man auch sehen das hier Technische Entwicklung stattfindet die später helfen kann co2 zu sparen. und das mit friedlichen Mitteln. Nicht wie so oft aus Militärischen gründen.

      11
      8

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert