Dieser Tage wird viel darüber diskutiert, wie Segeln für Zuschauer attraktiver werden kann. Die Olympia-Übertragung aus Marseille war in diesem Zusammenhang ein Desaster – besonders wegen des mangelnden Windes. Seitdem hat sich der Druck erhöht, die Formate zu ändern. Nun wird experimentiert.

Der Segelsport werde zur „Lotterie“, die „Entfremdung vom Breitensport“ werde noch weiter fortschreiten, der „Charakter des Segelns zerstört“ – Micky Beckett macht seinem Ärger Luft. Der britische Weltranglisten-Erste im ILCA7 hat mit einem ausführlichen Social-Media-Beitrag für Aufmerksamkeit gesorgt. Dabei geht es um die aktuellen Änderungen, die der Weltseglerverband im Vorfeld der nächsten Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles vorantreibt.
Er gibt damit den Druck von oben weiter. Denn das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat die Vertreter des Segelsports nach dem unbefriedigenden Auftritt in Marseille 2024 deutlich kritisiert und Änderungen angemahnt. In Frankreich waren insbesondere die andauernden Schwachwindbedingungen wenig zielführend, um dem Sport neue Fans zuzutragen.

Aber insbesondere das Format steht in der Kritik. Das IOC mahnt in seiner Olympischen Agenda 2020 und der Nachfolgeagenda 2020+5 unter anderem an, medial attraktiver zu werden durch eine verständlichere und fernsehtauglichere Aufbereitung. So war es nicht hilfreich, dass die Niederländerin Marit Bouwmeester im ILCA6 so erfolgreich segelte, dass sie schon vor dem doppelt zählenden, nicht streichbaren Medalrace einen solchen Punktevorsprung gesammelt hatte, dass sie im Finale eigentlich nicht mehr hätte antreten müssen.
Drei Jahre zuvor in Japan war es in der ILCA7-Klasse (Matt Wearn AUS), bei den 470er Männern (Belcher/Ryan AUS) und im Finn Dinghy (Giles Scott GBR) ebenso. Bei zahlreichen Weltcups ist ein solches Szenario ebenfalls schon eingetreten. Daher haben die neuen Disziplinen Formula Kite und IQFoil schon für die vergangenen Olympischen Spiele Formate eingeführt, die mehr Spannung bei der Entscheidungsfindung generierten.
Allerdings sorgte auch die Geschichte der Britin Emma Wilson für große Kritik, die mit unglaublichen 31 Punkten Vorsprung in das Dreier-Finale gegangen war, dort aber in dem einen Rennen nur Bronze gewann. Sie kündigte danach an, ihre Karriere zu beenden, um ihre mentale Gesundheit nicht zu gefährden. Wenige Monate zuvor war ihr Ähnliches bei der WM widerfahren, als auch 60 Punkte Vorsprung nicht halfen, das wenige Minuten dauernde, alles entscheidende Finalrennen zu gewinnen.

Die IQ Foiler haben ihr Format inzwischen ein wenig modifiziert und die Siegchancen für gute Leistungen aus der Vorrunde durch Bonuspunkte im Finale erhöht. Dennoch wird der bisherige Charakter des Segelsports, bei dem Konstanz, Technik und Ausdauer belohnt wurden, „zerstört“ – so sieht es jedenfalls Micky Beckett, der sich nun in seiner ILCA7-Klasse mit ähnlichen Formaten konfrontiert sieht.
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