Route du Rhum: Das IMOCA-Genie Francois Gabart dümpelt kurz vor dem Ziel in der Flaute

Alles nach Plan?

Gabart kurz nach dem Start zu RdR© macif

Gabart kurz nach dem Start zu RdR© macif

Heute Nachmittag will Francois Gabart nach einer nervenaufreibenden, weil schwachwindigen Umrundung der Insel Guadeloupe in der IMOCA-Klasse siegen. Letzte Nacht meldete er sich von Bord

Seine erste Teilnahme bei der Route du Rhum sollte genauso gekrönt werden wie die erste Teilnahme bei der Vendée Globe – mit einem Sieg! „Alles andere wäre enttäuschend!“ äußerte sich Francois Gabart vor dem Start der Einhand-Transatlantik-Regatta.

Ein wenig anmaßend, könnte man meinen… doch der 31jährige Youngster unter den IMOCA-Recken darf sich solche Sprüche erlauben, denn er ist in unter seinen Kollegen als „Vollsympath“ beliebt, fungiert in französischen Modezeitschriften-Rankings als einer der „sympathischsten Sportler der Nation“ und ist beliebter Ehrengast bei unzähligen Segler-Partys entlang der französischen Atlantikküste. Kurz: Ein Typ, dem man alles andere als Arroganz nachsagen kann.

Gabart bei der "Kartenarbeit" © macif

Gabart bei der „Kartenarbeit“ © macif

Zudem gilt Gabart prinzipiell eher als ruhiger Typ. Große  und kleine Medienauftritte meistert er zwar bravourös, doch am liebsten überzeuge er mit Leistungen auf See, gibt er gerne bei Interviews zum Besten.

Start-Ziel-Sieg?

Und diese herausragenden Leistungen kann er nach seinem bravourösen Sieg bei der Vendée Globe nun auch bei der Route du Rhum vorweisen. Ähnlich wie dem Ultime-Sieger Loick Peyron gelang Francois Gabart bis jetzt ein Start-(fast)Ziel-Führung. Auch er setzte sich auf seiner IMOCA Open 60 „Macif“ konsequent von den ersten Meilen an die Spitze der schnellen Monorumpf-Flotte, auch er gab die Führung kein einziges Mal ab.

Der einzige Unterschied: Gabart hatte einen weitaus hartnäckigeren Verfolger als Peyron.

Jeremie Beyou machte auf „Maitre Coq“ 12 Tage lang über die gesamte Strecke hinweg mächtig Druck.

So berichtete Gabart schon auf halbem Wege von Bord der „Macif“, dass ihm Kollege Beyou sprichwörtlich „den Schlaf raube“. Da die Konkurrenten mitunter mit 40 Meilen und weniger Abstand unterwegs waren, musste Gabart „aufpassen wie ein Wachhund“…  Denn die IMOCA halten zwar verlässlich ihren Kurs unter Autopilot, doch optimaler Speed wird letztendlich nur mit Handsteuerung und ständigem Segeltrimm erzielt.

Kurz nach dem Startschuss die Führung übernommen – jetzt in der Flaute wenige Meilen vor dem Ziel © macif

Kurz nach dem Startschuss die Führung übernommen – jetzt in der Flaute wenige Meilen vor dem Ziel © macif

Wacheschieben bis zum Umfallen

Gestern berichtete Gabart einer Journalistin der französischen Sportzeitung „Equipe“  von Bord, wie nervenaufreibend das alles ist. „Da reicht ein kleines technisches Problem, du bastelst drei Stunden bei deutlich reduziertem Speed und bist plötzlich nur noch Zweiter!“

Eine Situation, die ihm erspart blieb, aber den Schlaf raubte. „Du schiebst Wache bis zum Umfallen!“

Weniger als 300 Seemeilen vor dem Ziel konnte Gabart in stark drehenden Windabschnitten schließlich den Vorsprung (bis jetzt entscheidend) vergrößern. Er sagte dazu: „Ich weiß nicht, ob ich vielleicht ein wenig mehr Glück hatte, etwas besser gesegelt bin oder ob Jeremie einfach nur Pech hatte… jedenfalls vergrößerte sich unser Abstand von 30 auf 100 Seemeilen. Aber auch die können schmelzen, wie Eis in der Sonne der Karibik! Und glaubt mir: Hier auf dem Schiff ist es gerade verdammt heiß!“

Zu diesem Zeitpunkt segelte Gabart mit achterlichem Wind auf Guadeloupe zu – Beyou fuhr unter ähnlichen Bedingungen die gleiche Geschwindigkeit.

Highnoon vor Guadeloupe?

Doch das nervenaufreibendste Stück stand Francois Gabart noch bevor. Von Bord berichtete er weiter: „Ich weiß, dass es hinter Guadeloupe immer nahezu windstill ist. Mal muss man sich so nah wie möglich unter Land durchfummeln, um ein paar Windstriche mitzukriegen, dafür aber höllisch auf die Fischernetze aufpassen. Oder aber das Glück ist einem weiter draußen hold. Es kann passieren, dass man fünf Stunden in totaler Flaute steht und die Jungs hinter dir kommen mit 15-20 Knoten Speed angerauscht. Doch Ihr könnt Beyou gleich mal ausrichten, dass er ruhig kommen soll! Ich bin bereit für ein Duell auf den letzten Meilen. Der Sieg schmeckt dann umso besser!“

Geschwindigkeiten, von denen Gabart derzeit nur träumen kann © macif

Geschwindigkeiten, von denen Gabart derzeit nur träumen kann © macif

Um 14 Uhr MEZ fuhr Gabart heute in genau dieser Flautenzone mit einer Geschwindigkeit von 4,9 Knoten, nachdem er zuvor teilweise 0,8 Knoten „auf der Uhr“ hatte. Distanz zum Ziel: 29,6 Seemeilen. Distanz zu Beyou: 56 Seemeilen. Dessen Geschwindigkeit: 10,0 Knoten.

Gabart dürfte derzeit reichlich schwitzen. Nicht nur wegen der tropischen Temperaturen.

Übrigens: Mittlerweile sind alle Maxi-Trimarane in Pointe-a-Pitre angekommen und die ersten beiden Multi-50-Trimaran-Skipper genießen gerade ihren Willkommens-Rum: Erwan le Roux auf „Fenetre Cardinal“ und Lalou Roucayrol auf „Arkema“

Website der Veranstaltung

Tracker mit vorläufigen Ergebnissen und Zwischenständen aller Kategorien

 

Michael Kunst

Näheres zu miku findest Du hier

3 Kommentare zu „Route du Rhum: Das IMOCA-Genie Francois Gabart dümpelt kurz vor dem Ziel in der Flaute“

  1. AD sagt:

    immer diese Nörgler, schlimm….anstatt sich über aktuelle Berichterstattung zu freuen, lieber meckern. Vor nicht alt zu langer Zeit musste man auf die nächste Segler Bravo oder ähnliches lange (viel zu lange) warten. Derzeitig gibt es täglich mehrfach Infos aus der schönen Seglerwelt. Heute bekommt man dadurch viel mehr mit aus der internationalen Segler comunity.
    Also ganz Schlicht und Einfach ein großes Lob an SR und Kollegen. Weiter so.

  2. MH sagt:

    Liebes segelreporter Team,

    da hatte ich aber mit deutlich mehr und aktuellerer Berichterstattung gerechnet – Schade. Es schien so, als ob die regionale Nähe zur Bundesliga und evtl. eigenes Engagement dort, Eure Prioritäten in diese Richtung verschoben hatten.
    Der Technikbericht entschädigt dafür ein wenig. Gerne auch hier von mehr!
    LG

  3. T.K. sagt:

    Interessant auch die Klasse „Rhum“
    Hier segelt der „olle Sack“ Sir Robin Knox-Johnston mit schlappen 75 Jahren heute zwischenzeitlich auf Rang 3!!!!!!
    Unfuckible fassbar!
    Na det is doch mal was Berichtenswertes.
    OK zwischenzeitlich ist er wieder auf Rang 4 aber da geht noch was.
    75 scheint kein Alter für die Route zu sein. Die alten Herren sind scheinbar das Mass der Dinge bei dieser RdR!
    – Gabart – mal ausgenommen 😉

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