Der SailGP Circuit hat eine spektakuläre Show in New York abgeliefert. Erstmals gelang es Nathan Outteridge mit seinen Japanern die Australier zu schlagen. Die Briten kenterten.
Russell Coutts hatte den Rennkurs vor Manhattan schon mit der America’s Cup World Series ausprobiert, als er noch im Besitz der Kanne war. Die Rennen mit den AC45 Foilern zwischen den Häuserfronten verliefen sportlich eher mühsam. Beim letzten Auftritt blieben die Kiwis an der Starttonne hängen und rasten dann als Letzte mit einer Böe am ganzen Feld vorbei (Video Zusammenfassung). Ob es schon ein Omen war für den späteren Cup-Sieg in Bermuda?
Aber die Wasserfläche inmitten von New York mit den täglich Tausenden Touristen bietet sich an, um Segeln der Öffentlichkeit zu präsentieren. Und so brachte Coutts auch seinen neuen SailGP in die Stadt. Nach der Flaute in Sydney und dem Sturm in San Francisco sollte sich die neue Rennshow auch bei den instabilen Bedingungen auf dem Stadtkurs beweisen.
25 Knoten Böen
Es funktionierte. Die F50 Foiler sind deutlich besser geeignet für ein solches Revier als die AC45F, da sie sich früher und verlässlicher auf ihre Tragflächen heben. Aber es spielte eben auch das Wetter mit. Bei Böen bis zu 25 Knoten Wind knackten die Katamarane mehrfach die 40 Knoten-Marke und knallten dann wieder spektakulär mit ihren Schwimmern ins Wasser.
Diese Art des Segelns entlockte den Tausenden Zuschauern – der Veranstalter gibt die Zahl von 30.000 an – Ohs und Ahs, zeigte aber auch wie gefährlich drehende, böige Winde für diese Art des Hochgeschwindigkeitsegelns sind. Der amerikanische Wing-Trimmer Riley Gibbs verletzte sich am Rücken, als er im Cockpit bei einem Aufschlag des Rumpfes von einer Welle erwischt und aus der Balance gebracht wurde. Er habe sich verdreht, als er das Über-Bord-Gehen verhinden wollte und dabei eine Rückenverletzung erlitten.
In der Kürze der Zeit konnte nur der GBR-Shoreteam-Manager Gibbs Posten übernehmen. So segelte das Heimteam am ersten Tag chancenlos hinterher, wurde zeitweilig sogar überrundet. Die Situation änderte sich am zweiten Tag, als Ersatzmann Tom Johnson eingeflogen wurde. Die Amerikaner bestätigten, dass sie eigentlich auf einem guten Entwicklungsweg sind, als sie sich mit einem Sieg im Abschlussrennen noch auf Gesamtplatz drei nach vorne schoben.
Arbeit mit dem Daten-Analysten
Die Arbeit mit den Daten-Analysten Phil Crain lohne sich immer mehr, heißt es aus dem Team. Er wertet live Daten vom eigenen Team aus und von den gegnerischen. Zwischen den Rennen kann er Trimmer und Skipper damit füttern. Insbesondere Einstellungen der Foil und Wing-Winkel sind entscheidend.
Aber in New York kam es auch ganz klassisch auf die Beobachtung des Wassers an. Wo haut eine Böe ins Rigg, wann muss man die Segel aufmachen? Die Briten zeigten, was passiert, wenn man auf dem falschen Fuß erwischt wird. Sie kenterten kurz vor dem ersten Rennen und schlugen so hart mit dem Profilsegel im Wasser auf, dass die Struktur am Topp beschädigt wurden.
Die Segler hingen wie Spinnen im Netz, ein Segler schaffte den Absprung. Schafft es auch die Veranstaltung sich im Rennen um die Gunst der Segel-Zuschauer vom Rest des Feldes abzusetzen? In New York hat der SailGP gezeigt, dass er nach wie vor auf einem guten Weg ist. Die Präsentation und der Sport genügt höchsten Ansprüchen.
Die Kenterung:
Dabei waren die Rennen von dramatischen Rythmus-Wechseln geprägt. Extreme Highspeed-Phasen im 40-Knoten-Bereich wechselten sich ab mit Drift-Momenten als die Katamarane kaum mehr als 5 Knoten Fahrt machten. Diese Unterschiede sorgten für extreme Verschiebungen, wenn auch nicht an der Spitze.
Outteridge deutlich vorne
Nathan Outteridge zeigte als Steuermann des Japan SailGP Teams zusammen mit seinen ex Artemis Teamkollegen Ian Jensen (Wingtrimmer), Luke Parkinson (Flight Controller) und den japanischen Grindern seine Ausnahmestellung bei dieser Art des Segelns und gewann die erste von drei SailGP Auflagen. Der bisherige Sieger Tom Slingsby hatte mit seinem Australia SailGP Team diesmal deutlich das Nachsehen gegen seine ehemaligen Nationalmannschaftskollegen.
In den fünf Fleetraces konnte er das Team Japan nur einmal besiegen, und setzte damit eigentlich die Serie von San Francisco fort. Damals hatte er aber noch beim finalen Match Race vorne gelegen und dadurch den Sieg geholt. Diesmal klappte es nicht.
Das Duell war durchaus spannend. Im Prestart holte sich Slingsby einen Penalty ab, weil er zwar eine Lee-Überlappung hergestellt, aber dann zu aggressiv geluvt und eine Berührung verursacht hatte. Er musste Outteridge eine Länge Vorsprung geben, überholte aber wieder nach der ersten Halse, nur um eine Runde später das gleiche Schicksal zu erleiden. Auf dem Vorwindkurs raste Japan mit einer Böe vorbei.
Das finale Match Race:
„Ich bin erleichtert, weil wir wirklich einen Sieg brauchten“, sagt Outteridge nach dem Rennen. „Wir haben es verdient zu gewinnen, und ich bin stolz auf die Bemühungen der Crew. Die Aussies sind zweifellos das Team, das es zu schlagen gilt, und ich denke, jetzt hat sich das Spielfeld ausgeglichen.“
Konkurrenz hängt weit zurück
Das gilt allerdings nur für die beiden Top-Teams. Die Hoffnung, dass die Konkurrenz schneller aufschließen könnte, hat sich bisher nicht bestätigt. Der Neuseeländer Phil Robertson zeigte zwar mit dem chinesischen Team einige sehr starke Starts und lieferte zwei dritte Plätze ab, aber eine Verringerung des Abstandes zu den beiden Top-Teams ist kaum zu erkennen.
Zuletzt war es noch den Briten um 49er-Champs Dylan Fletcher und Stuart Bithell zuzutrauen gewesen, vorne ranzukommen, und bei den wegen der Kenterung nur zwei absolvierten Rennen am Sonntag segelten sie auf die Ränge vier und drei. Aber gegen die beiden australischen Skipper sahen sie keine Sonne. Möglicherweise nimmt ihnen die heiße Phase der Olympia-Vorbereitung im 49er nun mehr von der Konzentration als ihnen lieb ist.
Slingsby muss mit einer solchen Ablenkung nicht mehr klarkommen, aber dafür steckt sein Flight Controller und Taktiker Jason Waterhouse mittendrin in der Olympia-Action. Er ist mit Lisa Darmanin der aktuell schnellste Nacra 17-Pilot der Welt. Dennoch droht Gefahr. Nathan Outteridge spielt selber im Nacra17-Olympia-Zirkus mit – Schwester Haylee an der Vorschot – und könnte Waterhouse im Kampf um den australischen Olympia-Spot in Bedrängnis bringen. Aber der SailGP scheint für ihn Priorität zu haben.
Franzosen enttäuschen
Für die Franzosen Billy Besson und Marie Riou scheint das noch nicht der Fall zu sein. Die viermaligen Nacra17-Weltmeister aus der Pre-Foiling-Ära der Klasse kommen mit den Tragflächen noch nicht besonders gut zurecht und sind auf Rang 32 der Weltrangliste zurückgefallen. Entsprechend müssen sie sich für Olympia reinhängen und scheinen beim SailGP keine Fortschritte machen zu können.
New York jedenfalls zeigt , dass sich die ersten beiden Teams noch weiter vom Rest des Feldes entfernt haben. Und das ist für Organisator Russell Coutts eine alarmierende Nachricht. Die Attraktivität der Veranstaltung soll sich eigentlich auf Dauer daraus speisen, dass sich die Teams auf der Ergebnisliste mit den Onedesign-Katamaranen häufiger durchmischen. Und gerade die instabilen Winde vor New York boten genug Überholspuren. Aber Überraschungen gab es diesmal nicht. Nur der eine Rennsieg der Amerikaner änderte die Reihenfolge im für die beiden Führenden unbedeutenden Rennen. Ob sie bewusst auf die Bremse traten?
Der nächste Halt der SailGP-Tour ist Cowes in Großbritannien (10. und 11. August) bevor Ende September das Finale in Marseille startet. Dort soll es in einem finalen Match Race um eine Millionen Dollar gehen. Es ist kaum daran zu zweifeln, dass sich Japan und Australien wieder gegenüber stehen werden.
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