SailGP Team Germany: Erik Heil über das Crewbuilding und die Chancen in Chicago

"Wir sind sehr realistisch"

Erik Heil ist Skipper und Steuermann für das Germany SailGP Team. Der 33-Jährige bringt 49er WM-Silber und zwei olympische Bronzemedaillen mit ins Spiel. Im Interview spricht er über die neue Herausforderung.

Erik Heil© Bob Martin for SailGP

Willkommen in der Weltliga des Segelsports! Wie lange hast Du für das erste deutsche SailGP Team gekämpft?
Zum ersten Mal habe ich mich vor zweieinhalb Jahren an den SailGP Gründer Sir Russell Coutts gewandt. Dann bin ich immer am Ball geblieben. 2022 gab es Gespräche zwischen Russell Coutts und Thomas Riedel, dessen Unternehmen Riedel Communications schon länger das Tech-Paket für Übertragungen von SailGP Rennen bereitstellt. Im Herbst kamen Thomas Riedels Business-Welt und unsere Segelwelt zusammen. Seitdem haben wir gemeinsam mit Sebastian Vettel und weiteren großartigen Leuten daran gearbeitet, das Germany SailGP Team aufzubauen.

Wie habt Ihr die Mitglieder ausgewählt?
Wir haben eine gute Mischung aus Neulingen, erfahrenen SailGP Athleten und guten Olympioniken gewählt. Es ist uns wichtig, dass wir neue Athleten fördern, aber andererseits wollen wir es uns am Anfang nicht zu schwer machen. Die Segeltage auf den Booten sind sehr begrenzt und daher muss in kurzer Zeit viel gelernt werden.

Auf welche Fähigkeiten habt Ihr bei den Seglern besonders geachtet?
Die Fähigkeiten, die wir gesucht haben, waren eine gute Einstellung, Erfahrung und vor allem ein guter Charakter. Wir glauben, dass es sehr wichtig ist, ein Team zu bilden, das das Potenzial hat, sich gegenseitig zu verstehen und sich langfristig zu inspirieren.

Ihr werdet auf Ausnahmesegler wie den australischen SailGP Dominator Tom Slingsby, America’s-Cup-Verteidiger Peter Burling oder – mit dem viermaligen Goldmedaillengewinner Sir Ben Ainslie – auf den erfolgreichsten Olympiasegler der Sportgeschichte treffen…
Es ist Ehre und Herausforderung zugleich, in dieser Liga antreten zu dürfen. Es sind Leute, die man in olympischen Spielen in verschiedenen Disziplinen immer wieder an der Spitze gesehen hat.

Die erfahrensten Segler und Seglerinnen im SailGP kommen auf Hunderte Einsatztage. Wie viel Erfahrung konntet Ihr bis zu Eurem ersten Einsatz beim Rolex United States Sail Grand Prix in Chicago sammeln?
Wir hatten drei Tage im Simulator in Belfast und siebeneinhalb Tage auf dem Boot, also insgesamt zehneinhalb Tage.

Was hilft auf dem Weg nach vorne?
Wir haben mit den Daten im SailGP Zugang zu etwas, das es so bei Olympia nicht gibt: Bist du beispielsweise nicht zufrieden mit einer Wende, schaust du dir die Daten später an und vergleichst Punkt für Punkt, wie sie sich von den Wenden der Gegner unterscheidet. Es ist fantastisch, über die Oracle-Cloud Zugriff auf die Daten der Gegner zu haben, die aufwendig aufbereitet und zur Verfügung gestellt werden.

Du bist jetzt der erste Deutsche, der einen F50 gesteuert hat. Wie ist das Gefühl, auf diesen Geschossen über das Wasser zu jagen?
Bei meinem ersten Einsatz war ich noch als Gast auf dem spanischen Boot dabei. Wir sind mit 95 km/h von der Golden Gate Bridge in San Francisco losgejagt. Du nimmst jede Steuerbewegung mit den G-Kräften sehr direkt mit. Es ist enorm beeindruckend. Noch mehr, wenn man dann selbst am Steuer ist.

Und im Vergleich zum Skiff, dass du bei den Olympischen Spielen gesegelt bist?
Es ist einerseits eine andere Welt, weil es viele Manöver-Abläufe zu optimieren gilt. Da habe ich am Steuer den Hut auf, aber noch sehr viel zu lernen, was mir die erfahrenen Leute in der Crew leicht machen. Andererseits geht es auch darum, schnelle Entscheidungen zu treffen, koordinativ stark zu sein. Dafür habe ich, das haben mir die Leute oft gesagt, ein gutes Händchen.

Was ist Euer sportliches Ziel für das Rennen in Chicago?
Unser Ziel ist die Leistungsentwicklung. Wir sind sehr realistisch. Wir werden gegen die besten Segler der Welt in den schnellsten Booten der Welt auf einem sehr kurzen Kurs antreten. Im SailGP geht alles blitzschnell. Unser erstes Training gegen andere Konkurrenten auf dem Kurs wird einen Tag vor der Veranstaltung stattfinden. Wir glauben daran, dass wir in kurzer Zeit große Fortschritte machen können. Vielleicht können wir hier und da kleine Überraschungen zeigen, aber wir werden uns auf uns selbst konzentrieren.  

Quelle: SailGP Team Germany

2 Kommentare zu „SailGP Team Germany: Erik Heil über das Crewbuilding und die Chancen in Chicago“

  1. PL_oliver003 sagt:

    Bitte mehr davon

  2. PL_daffymcd78 sagt:

    auf geht’s, Daumen sind gedrückt

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert