Solitaire du Figaro: Riechers sensationell auf Rang 4 der ersten Etappe – links- oder rechtsrum?

Starker Auftakt!

Eigentlich dachten alle, dass der Deutsche Hochseeprofi Jörg Riechers bei der anspruchsvollen und konkurrenzstarken Einhandregatta Solitaire du Figaro höchstens wichtige Trainingseinheiten für seine Vendée Globe Kampagne erwarten durfte. Weit gefehlt! 

Jörg Riechers © olivaud/solo maitrte coq

Nach einer taktisch, strategisch und nervlich äußerst anspruchsvollen Etappe, überquerten heute Morgen kurz nach 10 Uhr Fred Duthil, Davy Beaudart und Philipp Hartz auf den Podiumsrängen die Ziellinie der 1. Etappe der Solitaire du Figaro 2022. Nur vier Minuten trennten Duthil von Hartz, zwischen Rang 1 und 2 lagen lediglich 61 Sekunden. Die beiden Figaristen lieferten sich auf der Zielkreuz ein Wendeduell in bester Laser-Manier; nach vier Tagen auf See nur vier Bootslängen Abstand – uff!
Auf Rang Vier aus deutscher Sicht DIE Überraschung: Jörg Riechers zeigt absolute Klasse in der extrem konkurrenzstarken Figaro-Klasse und finisht die Etappe höchst respektabel.
Zwei Mal hat Riechers während nervenaufreibender Leichtwindphasen aus eher suboptimaler Position heraus die Flotte auf der Suche nach mehr Wind mit einem Extremschlag verlassen. Zunächst in der Irischen See auf Höhe der Südwestspitze Englands. Ein Schlag, der im Nachhinein betrachtet vielleicht einen Vorteil hätte bringen können, wäre die Etappe nicht deutlich verkürzt worden. Statt hinauf zur Insel Skokholm vor der walisischen Küste zu segeln, sollte die Flotte nun einen Wegpunkt in der Mitte der Irischen See passieren.
Nach dessen Rundung musste sich Riechers auf Rang 30 einreihen – frustrierend.

Jörg Riechers auf seiner “Alva Yachts” © riechers

Dann galt es: Im Mainstream mitsegeln oder die etwas andere Route wählen?
Beim Passieren der taktisch schwierigen Scilly Islands entschieden sich die meisten bis dahin führenden und eng beieinander segelnden Figaristen das Verkehrstrennungsgebiet Süd Scilly an Steuerbord liegen zu lassen. Fünf Segler wählten jedoch die westliche Variante – darunter Jörg Riechers. Gleiches Szenario beim Verkehrstrennungsgebiet Ouessant, wo die östlich segelnde Führungsgruppe sich jedoch in den um fünf Knoten leichteren Winden vor der Insel Ouessant regelrecht verzettelte.
Dagegen zogen die später Top-Five-Platzierten mit teilweise 5-6 kn höherer VMC-Geschwindigkeit gnadenlos davon. Riechers versuchte übrigens auch in dieser Top-Gruppe nochmals ein kleines X-tra: Unter den Fünf war er der Einzige, der die wegen ihrer Strömungen berüchtigte “Raz de Sein” durchfuhr! 

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Michael Kunst

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5 Kommentare zu „Solitaire du Figaro: Riechers sensationell auf Rang 4 der ersten Etappe – links- oder rechtsrum?“

  1. avatar Sommer sagt:

    Erfolgreiche Figaro Segler wählen immer den Mittelweg, denn das ist statistisch erfolgreicher. Extremschläge sind meist ein Zeichen von Verzweiflung und fehlendem Bootspeed, auch wenn es manchmal hinhaut. Von Augenhöhe kann man da nicht sprechen.
    Trotzdem die Situation eiskalt ausgenutzt..

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  2. avatar Winter sagt:

    Super Happy für Jörg Riechers!

    Grundsätzlich keine Überraschung, da er absolut professionell und Urgestein in der französischen Hochseeszene ist. Aber was ein Comeback!!!

    “Wieder zeigt sich, dass Jörg Riechers auf Augenhöhe mit den besten Shorthand-Seglern der Welt steht. Mini Class, Class 40, nun Figaro: gib ihm ein konkurrenzfähiges Boot und er wird liefern.” Q.E.D.

    Wir brauchen unbedingt zwei deutsche Teilnehmer in der kommenden Vendee!

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  3. avatar breizh sagt:

    Gratulation an Jörg Riechers auch im Figaro Zirkus vorne mitzumischen. Wirklich Respekt, eine verdammt kompetetive Serie. Vielleicht ist ja ein Podiumsplatz bei der Solitaire drin, aber dafür sind ja noch einige Schläge nötig. Wenn man die Erfahrung und nötigen Ortskenntnisse hat dann kann man auch vor Point du Raz vorbeisegeln und die sollte er ja durch seine langjährige Regatten/Törns in diesem Revier haben und damit Strömungen und das Wissen haben, wo man besser nicht ein Nickerchen macht …
    Den Gedanken, wie er auf einem konkurrenzfähigen IMOCA abschneiden würde, hatte ich auch vor kurzem. Wäre wirklich spannend zu sehen. Aber leider kommt die mare Zeit mit drei Booten gleichzeitig für ihn nicht wieder. Drücken wir die Daumen, dass es noch zu einer IMOCA Kampagne kommt und dass er jetzt erstmal die Solitaire Du Figaro Kampagne aus deutscher Sicht mit Spitzenplätzen spannend macht.

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  4. avatar PL_berthneutze sagt:

    Wieder zeigt sich, dass Jörg Riechers auf Augenhöhe mit den besten Shorthand-Seglern der Welt steht. Mini Class, Class 40, nun Figaro: gib ihm ein konkurrenzfähiges Boot und er wird liefern. Navigatorisch etwas waghalsig, aber offensichtlich nicht unüberlegt.
    Vielleicht steht ihm sein etwas sperriger Charakter im Weg um auch bei IMOCA seinen Fussabdruck zu hinterlassen

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  5. avatar Jorgo sagt:

    Der Mann hat was drauf!

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