Der Sommer 2022 gehört zu den wärmsten Sommern in Europa seit Beginn der Aufzeichnungen. Dies spiegeln auch die Analysen des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) für weite Bereiche der Nordsee und Ostsee wider. Das BSH verzeichnete darüber hinaus mehrere marine Hitzewellen – mindestens fünf aufeinanderfolgende Tage mit ungewöhnlich hohen Temperaturen. Wärmere Meere beeinflussen nicht nur die Meeresumwelt, sondern auch das Wetter und Klima.
In der Nordsee lagen die Oberflächentemperaturen im Sommer 2022 insgesamt über dem langjährigen Mittel – besonders im südwestlichen Teil. Dort war es mehr als 1 Grad wärmer als im langjährigen Mittel und damit der wärmste Sommer seit 1997. Nach Norden und Osten hin nehmen die Abweichungen zum langjährigen Mittel ab. An der BSH-Messstation „Feuerschiff Deutsche Bucht“ wurde im Juni eine marine Hitzewelle registriert, bei der die Temperaturen in drei Meter Wassertiefe bis zu 2 Grad über dem langjährigen Mittel lagen. Insgesamt dauerte sie 8 Tage an.
In der Ostsee lagen die Oberflächentemperaturen im Sommer 2022 großflächig 1,5 Grad über dem langjährigen Mittel. In den Bereichen vor der deutschen Küste betrug die Abweichung zum langjährigen Mittel 1 Grad. Das gilt auch für die Mecklenburger Bucht und die Pommersche Bucht. An der BSH-Messstation „Leuchtturm Kiel“ wurden zwei Hitzewellen im Juni/Juli und im August/September registriert. Die erste dauerte 10 Tage an, die zweite 19 Tage. Die Temperaturen in 0,5 Metern Wassertiefe lagen dabei bis zu 3 Grad über dem langjährigen Mittel.
Der Klimawandel führt zu einem Energieüberschuss, der zu über 90 Prozent als Wärme im Meer gespeichert wird. Wärmere Meere haben weitreichende Folgen für die Meeresumwelt. Zum Beispiel verändert sich dadurch das Vorkommen und die Verbreitung von Arten wie Fischen. Außerdem haben die Meere einen großen Einfluss auf das Wetter- und Klimageschehen. So beeinflussen die Temperaturen des Nordatlantiks zum Beispiel den Verlauf des Winters in Mitteleuropa.
Das BSH analysiert wöchentlich die Oberflächentemperaturen in Nordsee und Ostsee basierend auf Daten aus der Fernerkundung, von Messstationen und Schiffen. Aus den Wochenmitteltemperaturen im Juni, Juli und August wurde für diese Analysen ein Sommermittel gebildet. Die Abweichungen sind die Differenzen zwischen dem Sommermittel 2022 und dem langjährigen Sommermittel von 1997 bis 2021. Das BSH leistet mit der langfristigen Überwachung und Analyse der Oberflächentemperaturen einen wesentlichen Beitrag, um Auswirkungen des Klimawandels in den Meeren besser zu verstehen.
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