Es ging so gut los für das SSL Team GER beim entscheidenden Viertelfinalrennen in Gruppe 2. Paul Kohlhoff gelang bei dem bisher stärksten Wind ein perfekter Start und die drei Gegner sind zu spät.
Mit gutem Speed verteidigt das deutsche Boot die Führung, liegt komfortabel vorne und scheint eine solide Kontrolle aufbauen zu können. Die rivalisierenden Niederländer segeln fünf Längen achteraus noch hinter den Ungarn. Daraus ergibt sich ein schöner Puffer für die Gesamtwertung.
Plötzlich kippen die Ungarn nach Luv. Der Wind dreht um gut 90 Grad nach links, die Segel stehen back – auch GER segelt nahezu gegen eine Wand und die Segel schlagen auf die Backbordseite. Ein fieser Dreher. GER verliert die Führung an Ungarn, liegt aber noch deutlicher vor den Niederländern. Es spielt keine Rolle. Das Rennen wird abgebrochen.
Gut zweieinhalb Stunden dauert es, bis der nächste Startversuch erfolgt. Die Wettfahrtleitung wartet, bis sich der Wind stabilisiert. Kohlhoff versucht wieder die Luvseite am Startschiff anzupeilen. Aber diesmal lassen die in der Gesamtwertung deutlich führenden Ungarn die Türe nicht offen wie beim gestrigen dritten Lauf.
Es beginnt ein dramatisches Rennen:
Die Strafe ist mag unverhältnismäßig sein – ein Ärgernis. Der Call soll verhindern, dass etwa durch das Ausfahren des Spriets eine Überlappung hergestellt wird, oder ein Cross plötzlich nicht mehr funktioniert, weil das Boot länger ist. Das ist nun nicht der Fall, aber Regel ist Regel. In den Vorrunden sind ebenfalls Teams bestraft worden. So wird daraus ein Unforced Error. Das kontrollierte Rennen gerät außer Kontrolle.
Nach dem Strafkreis liegt GER auf dem letzten Platz und NED segelt vor dem Wind vom abgeschlagenen vierten Rang auf Platz zwei vor. Dann geht auch noch der Spi-Drop daneben und es sieht nicht gut aus.
Aber das Team kämpft. Als die Niederländer um den ex Laser-Weltmeister und Finn-Vize-Weltmeister Nicolas Heiner am Steuer und Taktiker Bart Lambriex (dreifacher aktueller 49er Weltmeister) die enge Deckungsposition kurz vor der Luvtonne aufgeben, schließt GER die Lücke kurz vor der Luvtonne mit einer Rechtsdrehung des Windes. Auch Chile schließt damit wieder auf. Ungarn segelt vorneweg. Die übrigen drei Boote nähern sich gleichauf der Luvtonne.
Game Over. Schade! Das war wirklich knapp. Das deutsche Team hat sich gut verkauft. Nach der Krankheit vom eingeplanten Steuermann Markus Wieser hatte es eine schwierige Aufgabe zu erfüllen. Die Kohlhoff-Brüder sind in der Steuermann-Taktiker-Kombination auf diesem Boot noch nicht gesegelt – auch wenn sie beim Youth America’s Cup schon in dieser Rollenverteilung unterwegs waren.
Die Live-Übertragung:
Aber besonders auch der Rest der Crew um Fock-Trimmer Thomas Plößel, Doppel-Olympia-Bronze-Gewinner, und Groß-Trimmer Magnus Simon Liga-Champ und ClubSwan50-Weltmeister zusammen mit Starboot-Doppelweltmeister und Teamchef Frithjof Kleen hat eine schöne Entwicklung genommen.
Das Ergebnis in Gruppe 1 ist relativ klar. Match Race-Weltmeister Ian Williams mit RC44-Profi-Taktiker Nic Asher führen das britische Boot zu vier souveränen Siegen. Die Franzosen zeigten schon in der Vorrunde gemischte Leistungen, sichern aber denkbar knapp im finalen Duell mit dem Überraschungsteam aus Malaysia den Platz im Halbfinale. Dänemark hat keine schlagkräftige Crew zusammenstellen können.
Das knappste Ergebnis hat in Gruppe 3 stattgefunden. Zwar ist Robert Scheidt am Steuer des brasilianischen Bootes nach schwächeren Vorrundenrennen immer besser in Fahrt gekommen und er lieferte nach zwei Siegen auch im Finale einen überragenden Start ab, der bis zur Hälfte des Rennens die Führung bescherte.
Aber dann überholte der junge Kiwi Nick Egnot-Johnson (25), amtierender Match Race Weltmeister, am Steuer des NZL-Bootes geführt von Taktiker Chris Main, langjähriges Crewmitglied von Taylor Canfields Match-Race-Siegerteam, die Brasilianer auf dem ersten Vorwindkurs.
Auf dem zweiten Spikurs zum Ziel, schienen dann auch noch die starken Australier passieren zu können. Es kam zu einem echten Fotofinish:
Dabei spielt dieses Ergebnis für Brasilien gar keine Rolle. Umso mehr aber für die siegreichen Neuseeländer. Lägen die Aussies vorne, kämen sie wie Brasilien auf 14 Punkte und die Kiwis wären mit 13 Punkten draußen.
In der Gruppe 4 segeln die Spanier erstaunlich stark und halten Italien mit Vasco Vascotto in Schach. Das Ausscheiden der Schweiz um Skipper Eric Monnin ist dagegen eher eine Überraschung.
Nun sieht das Halbfinale wie folgt aus:
Am 2. Dezember wird der SSL Gold Cup fortgesetzt.
Schade! War an Dramatik nicht zu überbieten – leider ein bisschen Pech und fehlende Routine …. aber Wahnsinns- Geschwindigkeit an der Kreuz. Der Paul hat ein Händchen…, bravo! Wäre zu schön gewesen die weiteren Runden zu sehen.