Starboot-WM: Die Stars der Stare vor Kiel

Das Who is Who der Starboote

Die Liste der Favoriten bei der 99. Starboot-Weltmeisterschaft vor Kiel (4. bis 11. September) ist lang. Nachdem mit dem amtierenden Europameister und zweifachen Olympia-Teilnehmer Enrico Chieffi und Ferdinando Colaninno (Italien) sowie den Vize-Europameistern Hubert Merklebach/Kilian Weise (Überlingen) frühzeitig zwei Titelaspiranten gemeldet hatten, ist die Zahl der Stars unter den Startern stetig gewachsen. Insgesamt haben 86 Crews aus 18 Nationen zur WM gemeldet, die im Rahmen der Kieler Woche (4.-12. September) ausgetragen wird. „Die Teilnehmerzahl übertrifft unsere Erwartungen. Wir freuen uns über das qualitativ und quantitativ so starke Teilnehmerfeld“, erklärt der Organisationsleiter Dirk Ramhorst (Kieler Yacht-Club).

Frithjof Kleen (hier bei der EM an Bord von Giovanni Coppo/Italien) ist vor Kiel Vorschoter von Diego Negri (Italien). Foto: Hrvoje Duvanci

Die Starter-Liste liest sich wie das Who is Who der Starboot-Klasse. Gemeldet haben unter anderem Titelverteidiger Mateusz Kusznierewicz/Bruno Prada (Polen/Brasilien), der dreimalige Vizeweltmeister Diego Negri (Italien) mit Frithjof Kleen (Berlin), der zweimaligen Olympiateilnehmer Jake Lilley (Australien/2016 und 2020 im Finn), der fünffache Europameister im Laser und zweifache Olympia-Medaillengewinner Tonci Stipanovic (Kroatien),  Eivind Melleby (Norwegen/Olympiateilnehmer, Volvo-Ocean-Race-Segler 2008/2009 und Starboot-Weltmeister 2017) sowie der fünffache Olympia-Teilnehmer Xavier Rohart (Frankreich), der bei Weltmeisterschaften im Finn und später im Star insgesamt sieben Medaillen holte.

Der fünffache Europameister im Laser und zweifache Olympia-Medaillengewinner Tonci Stipanovic (Kroatien) mit Vorschoter Tudor Bilic gehören ganz sicher zu den Top Ten-Kandidaten. Foto: Hrvoje Duvanci

Mateusz Kusznierewicz, der einst im Finn Siege hamsterte und mit Gold und Bronze bei den Olympischen Spielen sowie zwei WM-Titeln sein Ausnahmetalent unter Beweis stellte, wechselte in das Zweimann-Kielboot, in dem er 2008 und 2019 WM-Gold holte. Und nachdem 2020 die Star-WM Pandemie-bedingt ausfiel, tritt der Segler des Jahres aus dem Jahr 1999 nun als Titelverteidiger vor Kiel an. Dass der 46-Jährige in Topform ist, bewies er zusammen mit seinem Vorschoter Bruno Prada bereits im Frühjahr beim traditionellen Barcadi-Cup vor Miami/USA. Mit acht Siegen in allen acht Wettfahrten dominierte das Duo die hochkarätige Konkurrenz und gewann als erste Crew überhaupt seit der Gründung des Wettbewerbes im Jahr 1927 mit einem glatten Durchmarsch.

Die Titelverteidiger sind das Maß der Dinge: Mateusz Kusznierewicz (Polen/r.) und Vorschoter Bruno Prada (Brasilien). Foto: ssl

Das Kieler Revier kennen sowohl Mateusz Kusznierewicz, der 1998, 1999 und 2002 im Finn sowie 2005 die Kieler Woche im Star gewann, als auch sein brasilianischer Vorschoter Bruno Prada, der sich 2010 an der Vorschot des brasilianischen Ausnahmeseglers Robert Scheidt den Kieler-Woche-Sieg im Star sicherte. Zusammen haben Scheidt/Prada Olympisches Silber (2008) und Bronze (2012) für ihr Heimatland geholt. In diese Erfolgsserie fallen auch drei gemeinsame WM-Titel. Während Scheidt nach einem kurzen Abstecher in den 49er wieder in den Laser zurückkehrte, blieb Prada dem Star treu und gewann 2016 an Bord des Amerikaners Augie Diaz WM-Gold. Vor Kiel wird es die Konkurrenz schwer haben, dieses routinierte, erfolgreiche Duo zu bezwingen.

Die deutschen Hoffnungen liegen dabei vor allem auf den Schultern des Starboot-Klassen-Präsidenten und entthronten Europameisters Hubert Merklebach. Der 58-Jährige segelt erst seit dem Vorjahr mit Kilian Weise (27) zusammen.  „Top Ten ist realistisch, alles andere hängt von der Tagesform ab“, so Merklebach. Die EM-Vizemeisterschaft und der Deutsche Meistertitel in diesem Jahr sprechen jedoch für die gute Form 2021.

Der fünffache Olympia-Teilnehmer Xavier Rohart (Frankreich) gehört zu den Medaillenhamstern. Egal, wo er antritt. Foto: Hrvoje Duvanci

Auch die deutschen Vorschoter Markus Koy und Frithjof Kleen schielen Richtung Podium.  Marcus Koy ist bei Jörgen Schönherr (Dänemark) an Bord. Der Hamburger hat bereits America’s-Cup-Luft geschnuppert und war 2007 Mastmann im United Internet Team Germany beim Louis Vuitton Cup. Danach konzentrierte sich der North-Sails-Berater auf das Starboot und hamsterte drei EM-Titel mit drei verschiedenen Steuerleuten – 2008 mit Robert Stanjek, 2010 mit Johannes Polgar und 2014 mit Hubert Merkelbach.

Frithjof Kleen ist seit Jahren einer der erfolgreichsten Starboot-Vorschoter. 2011 wurde der gebürtige Berliner als erster Vorschoter zum Weltsegler des Jahres gewählt. Der heute 38-Jährige ist ein gefragter Starboot-Vorschoter, gewann zudem 2008 den WM-Titel in der Klasse Swan 45, ist erfolgreicher Drachen-Trainer und stieg bei zahlreichen Segelgrößen wie Robert Scheidt (Brasilien/fünffacher Olympia-Medaillengewinner), Alexander Hagen (Hamburg/zweifacher Olympiateilnehmer und zweifacher Weltmeister), Peter Oleary (Irland/zweifacher Olympia-Teilnehmer) und George Szabo (USA/Star-Weltmeister 2009) an Bord. Zu den größten Erfolgen zählt zweifelsohne der 6. Platz bei den Olympischen Spielen 2012 vor Weymouth (Großbritannien) an der Vorschot von Robert Stanjek.

Der damalige Sparringspartner der Deutschen auf dem Weg zu den Spielen in Großbritannien war der Italiener Diego Negri, zu dem Kleen nach den Spielen häufiger ins Boot stieg. Eine Europameisterschaft und drei Silberne Sterne stehen gemeinsam zu Buche. Nun gilt es für Diego Negri, den Fluch des ewigen Zweiten bei Starboot-Weltmeisterschaften (2008, 2014, 2016/jeweils ohne Kleen) abzulegen. Der Weltmeister von 2014, Frithjof Kleen, beim Titel an der Vorschot von Robert Stanjek, soll dabei mitwirken. „Kiel ist unser Ziel. Wir trainieren seit Anfang August auf dem Gardasee für diese WM. Für mich ist es zudem so etwas wie nach Hause zu kommen“, so Kleen, der zwischen Berlin und Riva del Garda (Italien) pendelt. In seiner zweiten Heimat Italien ist Kleen Sportdirektor des Ausbildungszentrums der Star Sailors League. Sein drittes Zuhause ist das Starboot. „Ich freue mich riesig, endlich wieder vor Kiel zu segeln“, blickt er auf die WM in Deutschland. „Natürlich wird es schwer, Mateusz und Bruno zu schlagen. Aber irgendwann muss es doch gelingen. Und es wird Zeit, Diego ist ja auch schon 50“, flachst Kleen, für den die Titelverteidiger das Maß der Dinge sind.

Die vom 31. August bis 3. September vor Kiel geplante Junioren-WM der Stare musste indes wegen geringer Meldezahlen genauso wie die zur Kieler Woche geplante Fareast-WM abgesagt werden. Doch mit einem verringerten Meldegeld wurde den Junioren der Start bei der Star-WM schmackhaft gemacht.

Unterstützt wird die Starboot-WM von der Landeshauptstadt Kiel, dem Land Schleswig-Holstein, den Partnern Helly Hansen und Heineken sowie den Förderern Heinz Nixdorf-Verein und Voigt-Logistik.

Eine Antwort zu „Starboot-WM: Die Stars der Stare vor Kiel“

  1. Andreas Borrink

    sagt:

    Zweifellos ein sehr hochkarätiges Feld – aber wohl eher eine EM als eine WM. Gerade mal fünf Meldungen aus Übersee, keine Brasilianer, nur drei Amis, auch keine Engländer. Für ein echtes „who is who“ fehlt da mindestens die halbe Weltspitze. Aber toll: die Oldies Diercks/Braasch sind dabei – good luck Männer!

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