Boote haben Seelen. Vermutlich auch, weil jedes Boot einen Namen hat. Dieser besteht aus zwei Bestandteilen: dem Namen selbst und der Schrift, mit der er aufgebracht wird. Bei den Schriftarten kommt es häufig zu Unfällen
“Hallo, Stephan Boden hier. Sie haben ein 3D Bootsmodell bei mir bestellt und mir ein Foto des Bootsnamens mitgeschickt. Dazu eine Frage: Wie heißt das Boot?”
Diesen Anruf hatte ich tatsächlich mal. Ich produziere seit einigen Jahren im 3D Drucker so eine Art plastische Risszeichnungen von Segelbooten, klebe sie auf Karton und rahme sie im schwarzen Holzrahmen ein. Damit jedes Stück ein Einzelstück ist, wird der Bootsname in der Original-Schriftart auch 3D gedruckt und kommt unter das Boot. Dazu fordere ich von den Eignern immer ein Foto des Bootsnamens an, oder – wenn vorhanden – die Schriftart, in der er gedruckt wurde. Und da kommen wirklich manchmal drollige Fotos an. In diesem Falle war es ein sehr langer Bootsname, der in einer Frakturschrift gedruckt am Spiegel hing. Das Problem an dieser Fraktur: Man weiß überhaupt nicht, was da eigentlich steht? Frakturen sind oft diese Schriftarten, bei denen ein “s” wie ein “f” aussieht – da liest sich ein “Seestern” dann gern mal wie “Feeftern”. In diesem Fall wurde auch der Heimathafen und das Kürzel des Segelvereins in der sehr auswuchernden Fraktur geplottet. Irgendwie sah das als Gesamtgebilde aus wie der Scherenschnitt eines historischen Balkongeländers.
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