Stephan Bodens Kolumne: Wie die Stellungnahme des DSV eingeschätzt werden kann

Zwischen berechtigter Sorge und Eigeninteresse 

Das Bundesverkehrsministerium will die Sportschifffahrtsverordnung modernisieren. Klingt harmlos, sorgt aber – wie so oft – für Unruhe unter Seglern. Der Deutsche Segler-Verband (DSV) sieht die Sicherheit auf dem Wasser in Gefahr und warnt in seiner Stellungnahme vor einem „Qualitätsverlust“. Das ist dramatisch formuliert, aber nicht unbedingt belegt. Oder doch?

 

Zerreißprobe Sportbootführerscheine

 

„Der DSV unterstützt das Ziel, bürokratische Prozesse zu vereinfachen und zu digitalisieren, doch die geplante Abschaffung des amtlichen Sportbootführerscheins führt zu einem erheblichen Qualitätsverlust bei Ausbildung und Prüfung und gefährdet damit unmittelbar die Sicherheit auf dem Wasser.“ (Aus der DSV Stellungnahme zur geplanten Sportschifffahrtverordnung)

 

Nachdem vor ein paar Tagen vom Verkehrsministerium die neue Fassung der Sportschifffahrtsverordnung veröffentlicht wurde, war es nur eine Frage der Zeit, bis der DSV mit einer offiziellen Stellungnahme antwortet. Erwartbar war nicht nur die Stellungnahme, sondern sicher auch deren Inhalte. 

 

Sicherheit – ein gern genommenes Argument

Mit der Reform soll die Führerscheinvergabe digitaler und offener werden – auch für andere, private Anbieter. Der Verband schreibt zwar, er s“sträube sich nicht“ gegen  Digitalisierung und Öffnung, macht es in seiner Stellungnahme dann jedoch fortwährend. Bislang kontrollierten DSV und DMYV das Geschäft mit den Sportbootführerscheinen weitgehend allein. Prüfungen, Schulungen, Lizenzen – alles in DSV und DMYV Hand. Wenn das künftig auch private Anbieter dürfen, schrumpfen vor allem erst einmal die Einnahmen. Entsprechend laut fällt die Kritik aus. Wer das als reines Sicherheitsanliegen verkauft, kann in den Verdacht geraten, dass es in erster Linie ein Selbstanliegen ist.

Man darf sicherlich auch derzeit die Frage stellen, wie qualitativ hoch- oder geringwertig die Ausbildung und Prüfung zum SBF See ist und ob es sinnvoll ist, Leute mit einer 12 Meter Segelyacht loszulassen, die für den Schein weder gesegelt sind, noch ein Segelboot steuern mussten, sondern ein kleines Motorboot auf dem Binnensee. Da habe ich bislang noch nie eine Stellungnahme bezüglich Sicherheitsbedenken vom DSV gehört. Mir war noch nie klar, weshalb es einen SBF Binnen getrennt für Motor und Segel gibt, der SBF See aber nicht. Man könnte als Segelverband sicher vor langer Zeit auf die Idee gekommen sein, das zu ändern, wenn man solch starke Sicherheitsbedenken hat. Kritiken an der Ausbildung in Deutschland gibt es schon lange, fraglich ob sie gehört bzw. ernst genommen wurden. 

Der Gesetzgeber muss indes noch genauer definieren, wie die Qualitätssicherung bei Ausbildung und Prüfung aussehen soll. Denn sonst kann die ganze Sache wirklich sprichwörtlich „aus dem Ruder“ laufen. Die Bedenken des DSV sind in dieser Hinsicht also nicht ganz unberechtigt, werden aber in der Stellungnahme sehr drastisch ausgeführt. Das Wort „kann“ hätte durchaus mal öfter eingesetzt werden können, das würde der Stellungnahme generell sehr gut tun. 

Zu Begrüßen ist in jedem Fall eine Digitalisierung. Da hat es bislang ja gehapert. DMYV und DSV hätten diesen Bereich übrigens auch von sich aus vorantreiben können. Wenn aber zur Anmeldung ein PDF analog ausgedruckt und analog per Post verschickt werden muss, auf der DSV Seite mit „Online-Antrag“ bezeichnet wird, weiß man, wo das Thema Digitalisierung noch Nachhilfebedarf hat. Das ist wohlwollend höchstens ein „Hybrid-Online-Antrag“. 

 

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4 Antworten zu „Stephan Bodens Kolumne: Wie die Stellungnahme des DSV eingeschätzt werden kann“

  1. waterman

    sagt:

    Vor X-Jahren gab es schon einmal eine politische Initiative, die eine Deregulierung des Wassersports anstrebte. Auch damals ging der DSV auf die Barrikaden und behauptete mit gefälschten Zahlen das dies unter dem Sicherheitsaspekt unverantwortlich sei. Leider sind die Machenschaften des DSV nach vielen Protesten und Austritten schnell in Vergessenheit geraten. Dieser Verein, der angeblich im Interesse aller Segler agiert und hier mal wieder zeigt das es vor allem um Machterhalt und handfeste eigene wirtschaftliche Interessen geht, gehört entmachtet.

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  2. Hans W.

    sagt:

    Segeln lernt man durch segeln, und nicht durch einen Schein. Man muss sich ja nur mal angucken, wie gut Leute segeln können, die an einer der Schulen an der Alster einen Schein gemacht haben. Die können Scheinsegeln, aber eben nicht segeln.
    Wieviele ernstzunehmende Unfälle werden eigentlich so von scheinlosen Schippern gemacht? Man ließt davon wenig bis gar nichts, und das ist wohl auch die Antwort.

    Wilfried Erdmann hatte übrigens keinen Segelschein…

    Es ist ein bisschen wie bei Autoführerschein,. Der wird immer teurer, zeitgleich darf man immer weniger, und die Unfälle gehen ausweislich der Versicherungsprämien auch nicht zurück.

    1. Ralf

      sagt:

      „Wilfried Erdmann hatte übrigens keinen Segelschein…“
      Und Helmut Schmidt war bis ins hohe Alter starker Raucher. Ergo kann Rauchen ja nicht gesundheitsschädlich sein. Oder?

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      1. Hans W.

        sagt:

        Mensch Ralle, segeln ohne Schein verursacht keinen Krebs! Und Zitronenfalter falten auch keine Zitronen.

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