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Zusammenfassung der 71. Auflage des Sydney Hobart Hochsee-Klassikers. Brutale Bedingungen führten zur Aufgabe von fast einem Drittel der Flotte.
Die Pressemitteilung
Das Rolex Sydney Hobart Yacht Race ist der ultimative Gral für jeden Segler. Bekannt als ‚Das Große Rennen‘ machte die 71. Auflage dieses Hochseeklassikers mit den dramatischsten Wetter- und Regattabedingungen seit mehr als einem Jahrzehnt ihrem Namen alle Ehre. Und zog eine Rekordzahl von 28 internationalen Teilnehmern an, darunter die erste chinesische Yacht überhaupt.
Am Zweiten Weihnachtstag startete das Feld von 108 Yachten im majestätischen Hafen von Sydney bereits unter einem unheilvollen, grauen Himmel, gleichwohl salutiert von einer Überfülle an Begleitbooten und hunderttausenden von Sehleuten an Land. Mit Einbruch der Dunkelheit begann das Rennen seine wahren Farben zu zeigen und verlangte unter den Teilnehmern einen hohen Zoll.
Das Einsetzen des gefürchteten ‚südlichen Knackers‘ brachte Wind von vorn in Sturmstärke. Innerhalb von Minuten mussten die Crews auf eine Winddrehung um 180 Grad reagieren und quasi alle Luken dicht machen für die kommenden 18 Stunden.
Über den gesamten Kurs und die folgenden zwei Tage verteilt gaben 31 Yachten auf. Die Gründe reichten von gebrochenen Steuersystemen über zerrissene Segel bis hin zu strukturellen Schäden als Resultat aus dem ständigen Hämmern der Rümpfe auf den rauen Ozeanwellen.
Amateure und Profis gleichermaßen erklärten dies schnell zu einem ‚echten‘ Hobart, und ergänzten, es seien mit die härtesten Bedingungen gewesen, die sie jemals erlebt hätten. Sicherheit und Seemannschaft, einer für alle, alle für einen – das hatte für das gesamte Feld von mehr als 1.500 Sportlern zu jeder Zeit höchste Priorität, als es die Küste von New South Wales entlang ging.
Die Favoriten der Gastgeber, die 100 Fuß langen Supermaxis Wild Oats XI und Perpetual Loyal, waren unter den Opfern der ersten Nacht und mussten ihren Hoffnungen auf einen Sieg nach gesegelter Zeit frühzeitig begraben. Bob Oatleys Team kehrte mit zerstörtem Großsegel tief enttäuscht nach Sydney zurück, nach historischen acht Triumpfen mit der Wild Oats XI außer Stande, erneut Erster im Ziel werden zu können.
Das kam Jim Clark und Kristy Hinze-Clark und ihrer Comanche zu pass, jenem 100-Fuß-Maxi, der 2014 beim Rolex Sydney Hobart Race sein Debüt gab. Seitdem war das US-Team rund um die Welt angetreten, hatte Rekorde gebrochen und bei den prestigeträchtigsten Regatten viel „Silber“ abgeräumt, darunter beim Rolex Fastnet Race. Außerdem wurde der 24-Stunden-Weltrekord auf 618 Seemeilen verbessert, was die Comanche unstrittig zum derzeit schnellsten Einrumpfboot der Welt machte.
Nur den Titel beim Rolex Sydney Hobart ließ das Team 2014 noch liegen. Als Kristy Hinze-Clark hörte, dass die Rambler 88 gemeldet hatte, fragte sie ihren Mann, ob er unter Umständen damit leben könnte, wenn der amerikanische Rivale möglicherweise den Streckenrekord bräche oder Erster im Ziel wäre.
„Niemals“, sagte Jim Clark und setzte alle Hebel in Bewegung, um sein Boot von Genua in Italien rechtzeitig nach Australien zu bringen. Außerdem sicherte er sich seine 20-köpfige Topcrew mit einigen der allerbesten Segler unter Führung des US-Skippers Ken Read. Der zweimal siegreiche America’s Cup-Steuermann und ISAF Rolex Weltsegler des Jahres 2014, der Australier Jimmy Spithill musste nur einmal durch die Stadt fahren, während Navigator Stan Honey, Vorschiffsmann Juggy Clougher sowie die Trimmer Dirk De Ridder und Richard Clarke, um nur einige zu nennen, aus der ganzen Welt einflogen, um dabei zu sein.
Eine Wildcard an Bord besaß Kristy Hinze-Clark, die als Co-Eignerin der Comanche noch nie zuvor an einem Hochseerennen teilgenommen hatte. Gar nicht ängstlich nahm das in Australien geborene Supermodel die Herausforderung an und segelte die 628 Seemeilen mit. Am Ende steuerte sie die 30-Meter-Megayacht vor enthusiastischen Fans über die Ziellinie.
Unabhängig vom geballten Knowhow an Bord war es jedoch kein leichtes Stück Arbeit für Ken Read. Neun Stunden nach dem Start erlitt das Team einen schweren Schaden am linken Steckschwert, das unter dem Boot hin und her schlug. Zu dem Zeitpunkt bestand das Risiko, dass das schlagende Schwert den reinen Kohlefaserrumpf beschädigt. Deshalb beeilte sich die Crew, das Schwert abzuschneiden. Aber als das Schwert abbrach, riss es ein Ruderblatt mit, was das gesamte Steuerungssystem erheblich beeinträchtigte.
Der konsternierte Skipper Ken Read rief den Regattaleiter beim veranstaltenden Cruising Club of Australia an und berichtete vom Missgeschick; aber das Rennen der Comanche war noch nicht vorbei.
„Das ist erst der Fall, wenn wir sagen, wir können nicht mehr weiter. Wir stoppten und nahmen alle Segel runter. Wir begannen tatsächlich, rückwärts nach Sydney zurück zu treiben. Dann sah ich Werkzeug. Und wenn diese Jungs Werkzeug auspacken, ist das üblicherweise das gute Zeichen, dass sie eine Idee haben. Plötzlich hörst du es Sägen und Schleifen“, sagte Read.
Während die Reparatur lief, diskutierte Read die Situation mit den Wachführern. Und sie entschieden einstimmig, das Rennen erst im Ziel zu beenden. „Diese Crew würde eine Wettfahrt niemals aufgeben, wenn sie es nicht zwingend müsste“, ergänzte Eigner Jim Clark.
Das Team kämpfte sich zurück, zäh und ausdauernd, und demonstrierte dabei große Geschlossenheit. Bald schon hatte es die Führung von George Davids Rambler 88 zurückerobert, die in der Nacht an die Spitze vorbeigezogen war.
Gut gesegelt mit dem australischen Veteran und Navigator Andrew Cape an Bord für die Strategie und Taktiker Brad Butterworth aus Neuseeland schien alles für die Rambler 88 zu sprechen, die sich anschickte, nach dem Sieg bei Rolex Middle Sea Race im Oktober wieder vorne zu sein. Aber die Comanche kam nach der Mitternachtsreparatur wiedererstarkt zurück und lag später klar vorne.
Am Dock der Constitution Wharf in Hobart feierten Jim Clark und Kristy Hinze-Clark, indem sie den begehrten Illingworth Cup in die Höhe hielten. „Das war wirklich dramatisch, aufregend und nun die totale Genugtuung. Eine der besten Sachen, die ich jemals gemacht habe“, sagte Hinze-Clark stolz und präsentierte die wohlverdiente, gravierte Rolex Yacht Master II für den Sieg nach gesegelter Zeit.
Diese Ausgabe des Rolex Sydney Hobart bot eine volle Bandbreite von Bedingungen und forderte alle Teilnehmer heraus, wahre Seemannschaft zu zeigen. Als das Wettersystem mit dem Südsturm durchgezogen war, schlief der Wind ein. Die verbreiteten Windlöcher machten zunächst die Hoffnungen der Rambler 88 auf den Sieg zunichte. Danach verlor die amerikanische Maxiyacht auch noch das Verfolgerduell gegen Syd Fishers Ragamuffin 100, als ein großartiger, taktischer Schachzug nur wenige Meter vor der Ziellinie George Davids Team auf den dritten Platz verwies. Das war eine schöne Überraschung für den 88-jährigen Eigner Syd Fisher, der an seinem 48. Rolex Sydney Hobart Race teilnahm.
Aber das Rennen war noch lange nicht zu Ende. Mit 74 weiteren Booten draußen auf See galt es nun für solche, wie den Franzosen Eric de Turckheim auf der Teasing Machine und die Gesamtsiegerin des Rolex Fastnet Race, Courrier Leon, geskippert von Gery Trentesaux, ihre Chancen zu wahren. Nach langer Anreise von Europa kommend, war Trentesaux einer der kleinsten, aber der mächtigsten im Feld.
In einem Rennen, das nach berechneter Zeit in Handicap-Wertung entschieden wird, ist es je nach Wetterbedingungen wahrscheinlich, dass ein Boot mittlerer Größe gewinnt. Das war dieses Mal nicht anders.
Während die Schnellsten schon lange in Hobart festgemacht hatten, bahnte sich das Gros des Felds noch seinen Weg über die Bass-Straße zur Insel Tasmanien. Einige hofften dabei auf einen Zieleinlauf in Hobart mit einer korrigierten Zeit, die für den Gesamtsieg und den Tattersall’s Cup reichen könnte.
Am Mittwochabend kam Paul Clitheroes TP52 Balance ins Ziel und übernahm die Gesamtführung. Aber es blieb immer noch eine gute Chance für Shane Kearns Sparkman & Stephens 34 Quikpoint Azzurro, die mit neun Knoten vor dem Wind die tasmanische Küste entlang preschte. Sie hätte es schaffen können, die Balance noch zu schlagen.
Clitheroe war eisern: „Sie haben mich die ganze Nacht wach gehalten! In welcher Sportart kannst du mit einem modernen 52-Füßer aus Karbon gegen einen alten 34-Füßer antreten, der mit einer Kreditkarte gekauft wurde. Jeder von uns beiden hätte gewinnen können. Es kam auf die letzten fünf Minuten an. Das war eine tolle Sache!“
Dann war klar, dass Australiens berühmtester Finanzguru und seine Crew der Balance Gesamtsieger sind. Nachdem sie schon zurück nach Sydney geflogen war, kehrte die Mannschaft sofort nach Hobart zurück, als sie von der Nachricht erfuhr. Dort bekam das Team den heißbegehrten Tattersall’s Cup und die gravierte Rolex Yacht Master für Clitheroe.
„Ich begann das Segeln im Alter von acht Jahren mit einem Boot wie einem Holzschuh auf einem Binnensee. Aber es sind Törns wie diese, die dir die Gewissheit geben, dass dies ein außergewöhnlicher Sport ist. Es motiviert Kinder, in ein kleines Dingi zu springen und mit diesem gesunden Sport anzufangen. In welchem anderen Sport weißt du, dass deine direkten Gegner anhalten und dir helfen würden, wenn du mitten in der Nacht in Not gerätst. Ich bin stolz, ein Teil dieses Sports zu sein. Und ich bin stolz auf mein Team und die Menschen in dieser Gemeinschaft. Ich fühle mich geehrt, diese Trophäe zu gewinnen und mit diesen Kerlen zu segeln, meiner Crew. Das ist ein absolutes Privileg“, so Paul Clitheroe.
Gerade noch rechtzeitig für die Siegerehrung kam die Yacht Myuna III ins Ziel. Sie beendete das Rennen in etwas mehr als fünf Tagen und 20 Stunden um 9.09 Uhr Ortszeit am Neujahrstag.
Das Rolex Sydney Hobart Yacht Race ist der Beweis für den Fakt, dass jedes Detail zählt. Nach Monaten der Vorbereitung, mehr als 600 gesegelten Seemeilen und extrem herausfordernden Bedingungen kam es am Ende wieder mal nur auf Minuten an.
Als die 71. Auflage zu Ende ging, einte die Teilnehmer eine tiefe Genugtuung über das gemeinsam Erreichte. Ihre Blicke und Hoffnungen richten sich bereits auf eine Wiederkehr zum nächsten Rolex Sydney Hobart am Zweiten Weihnachtstag 2016.
Über das Rolex Sydney Hobart Yacht Race
Das Rolex Sydney Hobart überwindet sonst erkennbare Grenzen des Segelsports. Es zieht Politiker, Wirtschaftsgrößen, Sporthelden und die Creme der professionellen Segler an. Und trotzdem, getreu seiner Wurzeln, setzt sich der Kern des Felds immer noch aus Amateuren zusammen, die die Herausforderung und das Abenteuer über alles andere stellen. Rolex begleitet dieses Rennen seit 2002 als Partner.
Die schnellsten Boote benötigen üblicherweise nur zwei Tage, während der überwiegende Teil des Felds mit vier bis fünf Tagen auf See rechnen muss. Wetter und Seegang können dramatisch wechseln und beuteln die Aktiven oft. In 1998 verursachten schwere Stürme in Bass-Straße den Untergang von fünf Yachten. Sechs Menschen verloren ihr Leben. Die Antwort der Organisatoren war pro-aktiv: Umgehend nach dem Desaster wurden neue Sicherheitsmaßstäbe und -richtlinien entwickelt, die weltweit berücksichtigt werden.
Das Rolex Sydney Hobart 2015 in Zahlen
5.828 – Gesamtzahl der gestarteten Yachten in der Geschichte des Rolex Sydney Hobart
2015 markierte die 71. Auflage des Rennens.
108 Yachten starteten das Rennen, 77 kamen ins Ziel, 31 gaben auf.
2 Tage, 8 Stunden, 58 Minuten und 30 Sekunden – so lange brauchte die Comache als schnellstes Schiff 2015.
3 Tage, 3 Stunden, 50 Minuten und 45 Sekunden – diese Zeit benötigte die Gesamtsiegerin Balance für das 628 sm lange Rennen.
Syd Fischer, Eigner/Skipper der Ragamuffin 100, war mit 88 Jahren ältester Teilnehmer.
Tony Cable von der Duende baute seinen Teilnahmerekord auf 50 Rennen aus.
Die Wild Oats XI hält den Rolex Sydney Hobart-Rekord mit 8 Siegen nach gesegelter Zeit.
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