The Ocean Race: Reparatur in schwindelerregender Höhe – Team Malizia repariert Mast

Episches Teamwork!

Nach der Entdeckung des 30 Zentimeter langen Risses, macht sich die Malizia-Crew an die Reparatur. Wenig wind, aber alte Dünung und Seegang erschweren die Raparturen hoch oben im Mast-Topp.

Will Harris kann nicht mehr warten und klettert freiwillig in den Mast. 
Antoine Auriol / Team Malizia

Bei Tagesanbruch am Donnerstagmorgen wollte das Bootsteam mit der Reparatur beginnen, die vom Technikerteam fachmännisch vorbereitet worden war, musste dies aber wegen des schlechten Seegangs verschieben, der es unglaublich gefährlich gemacht hätte, mit den Arbeiten am Rigg zu beginnen. Ziel ist es, ein Stück Kohlefaser über den beschädigten Mast zu laminieren. Im Laufe des Vormittags bessert sich der Seegang nur geringfügig.

Das Team beginnt, das Material im Boot vorzubereiten und holt alles, was es braucht, aus den Ersatzteilbeuteln, wie es das Team an Land angewiesen hat. Nico (Lunven) konzentriert sich darauf, das Boot auf Kurs zu halten und die Umgebung zu managen, und Antoine dokumentiert alles, jeder hat seine Aufgabe!

Boris ist derjenige, der alle Abteilungen koordiniert und mit dem Land und unserem technischen Team (den Quellen des Wissens) kommuniziert, während Rosie das Laminat vorbereitet. Fragen müssen im Voraus geklärt werden: Wer geht nach oben, wer mischt das Harz, wer macht die Fasern nass, haben Sie alles, was Sie brauchen?

Boris koordiniert die Arbeiten, hilft mit, wo Hände benötigt werden.. Bild:
Antoine Auriol / Team Malizia

Sie haben strenge Anweisungen vom technischen Team, das auf Abruf bereitsteht, um alle Fragen zu beantworten. Drei Stapel Kohlefasern müssen vorbereitet werden, sie haben nur begrenzte Vorräte von allem, also ist Genauigkeit der Schlüssel, es gibt keinen Raum für Fehler! Jeder Stapel besteht aus sechs Materialstücken, die sternförmig aufgetragen werden müssen, damit sie funktionieren, und dann wird Harz hinzugefügt.

Die Stücke werden geschnitten, aber die Fläche muss vorbereitet werden, bevor Harz oder etwas anderes verwendet wird. Will Harris wird ungeduldig und geht freiwillig auf den Mast und beginnt mit der Vorbereitung der Fläche. Es herrscht wenig Wind, was das Vorankommen erleichtert, aber der Seegang ist immer noch unangenehm, und die Wellen von über drei Metern Höhe machen die Reparatur zu einer Herausforderung. Will muss die beschädigte Stelle mit einem Bosch-Elektrowerkzeug abschleifen, um eine ebene Fläche zu schaffen, auf die die Karbonlaminatplatten aufgebracht werden können. Der Prozess dauert lange, weit über eine Stunde, in der er gegen den Mast hin- und hergeschleudert wird und der Kohlestaub Will von Kopf bis Fuß bedeckt!

Das Team kommuniziert direkt mit Will über Bluetooth-Headsets. So können sie mit ihm in Kontakt bleiben, ihm Anleitung und moralische Unterstützung von unten geben und auch alle Fragen, die Will hat, direkt an das Technikteam stellen. Als er wieder unten ankommt, schickt Boris ihn zum Ausruhen und Essen, denn er muss wieder auf den Mast, um das Laminat auf die betroffene Stelle aufzutragen, was sehr anstrengend ist!

Will Harris mit den Spuren seiner Anstrengungen im Mast. Bild: Antoine Auriol / Team Malizia

Der nächste Teil ist ein Wettlauf mit der Zeit!! Sobald du anfängst, das Harz hinzuzufügen, hast du 25 Minuten Zeit, um es auf den Mast zu bringen. Dies ist eine Mischung aus Geschicklichkeit und Kommunikation. Will geht auf das Rigg, um Spabond aufzutragen, und dann sagt er dem Team unten, dass er bereit ist, den ersten Stapel nach oben zu schicken. Rosie beginnt bei null Minuten mit der Vorbereitung des Harzes (ein komplizierter Vorgang auf See), und wenn man einmal angefangen hat, hat man maximal 25 Minuten Zeit. Die Laminatstapel werden der Reihe nach auf einer Plastikfolie nass gemacht (10 Minuten sind vorbei). Sobald das erledigt ist, wird der Stapel in einen Eimer gelegt und mit einer Winde den Mast hinauf zum wartenden Will gezogen (15 Minuten sind vorbei)! Will bringt dann den ersten Stapel am Mast an und teilt dem Team unten mit, dass Stapel eins fertig ist. Erst dann kann Rosie damit beginnen, die nächste Charge Harz für Stapel zwei und dann für Stapel drei zu mischen. Der ganze Prozess dauert Stunden, und die ganze Zeit ist Will auf dem Mast!

Wenn der letzte Flicken angebracht ist, entfernt Will den Kunststoff und muss das Teil an seinen Platz rollen und den Bereich reinigen. Will muss den Vorgang in stockdunkler Nacht mit einer Stirnlampe zu Ende bringen. Nach 2-3 Stunden werden sie ihre Arbeit überprüfen, und nach 6-12 Stunden sollte die Stelle ausgehärtet sein. Morgen bei Sonnenaufgang wird das Team wieder auf den Mast klettern, um die Stelle zu überprüfen!

Ziel ist es, dass das Team nach der Reparatur mit vollen Segeln segeln kann. Der Mast sollte nach der Reparatur wieder voll belastbar sein. Sollte dies nicht der Fall sein, kann das Team mit einem kleinen Vorsegel und einem reduzierten Großsegel (ein Reff) weitersegeln.

Nachdem Will wieder sicher an Land ist, meldet sich Boris Herrmann bei der Gruppe „Malizia at Sea“ mit den Worten: „Episches Teamwork, Jungs, danke für all eure Unterstützung – jetzt können wir nur noch die Daumen drücken und abwarten, ob es gut geht“, und er schließt mit den Worten: „Großen Respekt an Will, es erfordert so viel Mut, so viele Stunden in der Dunkelheit bei 3 Meter Seegang dort oben zu sein“.

Diese Momente mögen zunächst verzweifelt erscheinen, aber das Zusammenkommen des Teams, die harte Arbeit, das Durchhaltevermögen und die menschliche Ausdauer, die sich vereinen, sind unter solch unwirtlichen Bedingungen unglaublich. Wir werden euch morgen früh auf dem Laufenden halten, wie es weitergeht! Drückt uns die Daumen!

14 Antworten zu „The Ocean Race: Reparatur in schwindelerregender Höhe – Team Malizia repariert Mast“

  1. Amelia

    sagt:

    Tolle Teamleistung. Aber unverantwortlich finde ich das Will ohne Schutzmaske schleift. Die Fasern eingeatmet können sich in der Lunge festsetzen und Krebs verursachen, ähnlich wie bei Asbest.

  2. PL_wilokalle

    sagt:

    Ich weiß,der Vergleich hinkt,aber die Fußballprofis sollen sich die
    Berichte und Videos mal ansehen ,von der Ungerechtigkeit der
    Bezahlungen mal ganz abgesehen Allen fünf kompletten Teams Höchste
    Anerkennung und die richtigen WINDE

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  3. Olaf Seibert

    sagt:

    Was ist dagegen die wohl behütete Arbeit auf der ISS!? Absolut grandios was auf der Malizia geleistet wird! W. Harris, man kann sich nur verneigen!

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  4. Büchsenschütz, M.

    sagt:

    Habe großen Respekt vor denen die da diese schwere Arbeit leisten. Hut ab

  5. Holger Sievers

    sagt:

    Egal welches Boot, man kann Allen nur wünschen, dass Sie heil und gesund im Ziel ankommen. Hochachtung an die Leistungen, trotz vorheriger Vorbereitung, die bei dem TOR erbracht werden.
    SY Snegge, z.Zt. Teneriffa

  6. Gerhard Gehring

    sagt:

    Diese Leistung von Bill Harris und dem Team
    Ist eine Auszeichnung wert!!!
    Kaum einer mag sich die Schmerzen vorstellen die jemand aushält in den Schwankungen hoch am Mast.

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  7. mirko.hepp@arcor.de

    sagt:

    Vielleicht kann jemand erklären, welche Segel Malizia jetzt noch fahren kann? Und wie geht das mit so einem Fallenschloss? Zieht man das mit dem Fall und Segel nach oben und es rastet dort oben am Mast ein? Oder ist das am Mast dauerhaft befestigt? Vielen Dank im Voraus!

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    1. Till

      sagt:

      das Team hat dem schaden nach zu urteilen das FR0 also fractional Code Zero verloren. das Fall davon ist wie es ausschaut im Eimer. gefahren werden können dann noch alle 8 anderen vorsegelt, es sind noch 2 große downwind Segel an Board, die sollten beide am fall am masttop angeschlagen sein, abgesehen davon gibt es noch diverse Starkwind Segel die tiefer angeschlagen werden.

      wie genau das Fallenschlossfunktioniert ist abhängig vom verwendeten Fallenschloss, grundsätzlich ist dieses am Mast befestigt und am Segel ist das Gegenstück welches dann oben im Mast einrastet. Es gibt die Vermutung dass in der Öffnung dieses Teil saß:

      https://www.sail-world.com/news/209073/Nick-Black-Internal-versus-External-Halyard-Locks

      ich vermute aber eher dass es ein externes Halyardlock war, dieses kann man weiter unten auf der Seite sehen.

      meine Vermutung zum Aufbau ist folgender: das Fall wurde an der defekten Öffnung aus dem Mast geführt und läuft ca 60-70cm weiter oben in ein externes Fallschloss welches selbst durch eine größere und verstärkte Öffnung im Mast mit einer mehrfach geführten Leine oder einer Bandschlinge befestigt ist. Die Vermutung habe ich da ich solch eine Konstruktion schonmal bei einem class 40 mit liegendem Mast gesehen habe, sowie durch die Bildern von Malizia von oben die man in dem Yacht Artikel „Das ist die neue Malizia“ sehen kann und die Bilder eines Imoca One Design Mast den man auf der Imoca Website Sehen kann. außerdem spricht dafür dass der Auslass so gearbeitet war dass die Leine nach oben ausgeführt wird und dass das Fall nun nach der Reparatur wieder nach oben läuft. der Schaden ist dann entstanden indem das Fallschloas gebrochen und das Fall dadurch aus der Umlenkung im Schloss frei gekommen ist. danach hat das Segel das fall durch den Mast gearbeitet bis es schlussendlich im Wasser lag.

      neben den beiden Konstruktionen gibt es auch Fallschlösser im Mast bei denen sozusagen einfach das Fall geklemmt wird. diese finden aber eher auf kleineren Booten Verwendung.

      generell haben aber alle gemein dass die last des Segels oben am Mast befestigt wird und nicht zurück zum Deck geführt wird, dadurch bricht unter Belastung nämlich gerne mal der Mast.

      Also ja du ziehst das Segel mit dem Fall nach oben wo es mit einem passenden Teil am Ende der Torsionsleine/Draht in das Schloss, welches nach einer der vorher erklärten Variante am Mast befestigt ist, einrastet. nochmaliges Ziehen am Fall öffnet das Schloss und lässt ein bergen des Segels wieder zu.

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      1. mirko.hepp@arcor.de

        sagt:

        Dass das Fall nach Mastaustritt nach oben läuft macht Sinn. Dann verstehe ich auch, warum das nach der Reparatur auch wieder nutzbar ist.
        Vielen Dank Till!

        1. Till

          sagt:

          ob dieses Fall noch nutzbar ist, ist schwierig zu sagen. jedenfalls nur wenn das Fallschloss getauscht wurde. aber es gibt noch mindestens 3 andere Fallsysteme für vorsegel. es wird ja teilweise sogar mit 2 Vorsegeln gefahren. also bleiben genügend alternativen.

      2. Till

        sagt:

        kleiner Nachtrag, im aktuellen Video von Rosi sieht man wie die ganze Fallkonstruktion funktioniert.

        wie von mir vermutet ist ein externes Fallschloss an den Ösen am Mast befestigt, dieses ist mit einer Rundschlinge an einem Bolzen durch den Mast fixiert.

        das Fall selbst verläuft weitestgehend im Mast und Tritt ca 1 Meter unterhalb des Fallschloss aus dem Mast aus. die Umlenkung führt dann über einen Block im Fallschloss, durch das Fallschloss und dann nach unten. hier wird das Segel mit dem Gegenstück des Fallschloss eingehakt.

        offensichtlich hat es tatsächlich das gesamte Fallschloss zerrissen und dadurch konnte der schaden entstehen, das Vorsegel hat dann beim ins Wasser fallen am Fall gezogen, das Fall konnte nicht schnell genug ausrauschen oder hat einen Anschlag und hat so den Riss an der Mastdurchführung erzeugt.

        offensichtlich ist Malizia mit der Reparatur aber wieder voll einsatzbereit.

        1. eku

          sagt:

          Liest zwar jetzt eh keiner mehr, aber ich kann mir einen zynischen Kommentar nicht verkneifen:
          Fallenschlösser sind schlicht Schxxße!
          Ihr glaubt nicht wie oft ich meinen HC 17 schon auf die Seite legen musste um das Segel runter zu bekommen …
          Ich weiß! Nicht genug Power auf dem Vorliek usw.
          Das System ist Prinzipbedingt echt anfällig.
          Also wenn man Segler in Schwierigkeiten bringen will: Fallenschlösser einbauen und den Schlüssel über Bord werfen.

          Bitte nicht ganz so ernst nehmen

          1. Till

            sagt:

            zwar erst spät gesehen, aber du hast absolut Recht, wobei das Fallenschloss vom hobie ohnehin kompletter Mist ist. noch schlimmer sind nur die vom Dart18/20, die funktionieren in 75% der Fälle nicht. hingegen sind die von Topcat ziemlich gut, da simpel und die vom Nacra F18 usw sind wirklich top. die hier verbauten Konstruktionen sind deutlich besser da das Schloss nach Ziehen am Fall definitiv entriegelt, andererseits gibts dann eben andere Probleme. cool finde ich nach wie vor den Aufbau an den RS Feva/Terra/100 usw. da gibt’s einfach kein Schloss sondern eine klemme unten am Mast, mit Knoten im fall. Das funktioniert absolut immer, geht aber nur bei kleinen Segeln mit einem Mast der nicht so sehr belastet wird.

  8. PL_sibylle_j

    sagt:

    Die Daumen sind fest gedrückt. Diese Leistung verdient nun wirklich einen erfolgreichen Abschluss. Das wichtigste ist aber dir Sicherheit der Mannschaft.

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