Tour de France à la Voile: Ab 2015 löst der Trimaran Diam 24 die M34 ab

Relaunch auf drei Rümpfen

Ab 2015 die neue Einheitsklasse der Tour de France a la voile: Diam 24 © liot

Ab 2015 die neue Einheitsklasse der Tour de France a la voile: Diam 24 © liot

Gerade ist die Tour de France a la voile (TDV) mit enttäuschenden neun Teilnehmern zu Ende gegangen, da kündigt A.S.O. den Wechsel der Bootsklasse an.

Es war vorhersehbar und wohl auch Programm. Schon seit Jahren „kränkelt“ die einstige Prestige-Regatta, die traditionell bereits seit 1978 jährlich vor den französischen Atlantik- und Mittelmeerküsten ausgesegelt wird, aufgrund schwindender Teilnehmerzahlen. Und spätestens seit die französische Sportevent-Agentur A.S.O. (organisiert u.a. Ausdauersportevents wie die Tour de France, Paris Roubaix oder das weltgrößte MTB-Turnier „Roc d’Azur“) letztes Jahr auch bei dieser Tour das Heft in die Hand genommen hat, war sich die Szene einig: „Wer jetzt für die nächste TDV noch eine M34 kauft, hat entweder zuviel Geld in der Portokasse oder ein Brett vorm Kopf!“

Denn es liegt in der Natur dieser Regatta, dass eben nicht das aufwändige Konzept in Frage gestellt wird – so werden die Schiffe etwa nach den Atlantik-Etappen aufwändig per Laster zum Mittelmeer transportiert – sondern logischerweise die Einheitsbootsklasse, auf der gegeneinander gesegelt wird.

Obwohl erst seit knapp zwei Jahren auf dem Markt, segeln bereits 25 Einheiten © diam 24

Obwohl erst seit knapp zwei Jahren auf dem Markt, segeln bereits 25 Einheiten © diam 24

Traditionen über Bord geworfen

So kam, dass nach dem Ende der diesjährigen Tour de France a la Voile (TFV), bei der nur noch neun Boote, darunter sieben französische und zwei schweizer Teams am Start waren (Ergebnisse),  A.S.O. gestern bekannt gab, dass ab nächstem Jahr die Tour de France a la Voile auf einer neuen Bootsklasse bestritten wird.

Nach „Ecume de Mer“ (1978), First 30 (1979 bis 1981), Rush Royale (1982 und 83), Selection 37 (1984 bis 1991), JOD 25 (1992 bis 1998), Farr 30 (1999 bis 2010) und M34 (2010 bis 2014) wird im Juli 2015 auf der Einheitsklasse Diam 24 gesegelt. Der Clou: Die Diam ist der erste Trimaran und Mehrrumpfer in der über 25-jährigen „TdF a la voile“-Regattageschichte!

Nach einer mehr als einjährigen Hintergrundrecherche in der europäischen Segelszene, nach unzähligen Gesprächen mit Amateur- und Profiseglern, mit Vertretern der Verbände, der Industrie etc. war man sich bei A.S.O. einig, dass die Zukunft dieser Rundtour unter Segeln auf mehr als einem Rumpf liegen wird. Zumindest in den nächsten Jahren…

 Längst bei den großen „Ställen“ etabliert

„Eine weise Entscheidung!“ freute sich etwa Michel Desjoyeaux. Die französische Hochseelegende verwies darauf, dass die TFV schon immer ein perfektes Sprungbrett für junge Segeltalente gewesen sei. „Da muss man immer mit der Zeit gehen!“ Mehrrumpfsegeln sei eben auch auf See angesagt und die gerade mal 7,25 m langen Diam-Trimarane wären mit ihrem enormen Geschwindigkeitspotential die perfekten Renn- und somit Spaßmaschinen für den küstennahen Bereich.

Auch Francois Gabart, jüngster Vendée Globe-Sieger aller Zeiten, der aber auch schon Erfolge im F18 feierte, erinnerte sich: Als ich 2003 bei der Tour mitmachte dachte ich noch: Ist ja alles spannend hier, wenn wir nur alle ein wenig schneller unterwegs wären!“  Gabart segelt bereits seit zwei Jahren auf seiner „Diam“, die er als Spaßboot und Trainingstrampolin häufig nutzt. Und Vendée-Kollege Vincent Riou ist ebenfalls begeisterter „Diam-Regattier“…

Die Dinger heizen richtig los, dürften aber nur wenig geeignet sein für die traditionell längeren See-Etappen der TFV © diam 24

Die Dinger heizen richtig los, dürften aber nur wenig geeignet sein für die traditionell längeren See-Etappen der TFV © diam 24

Überhaupt begrüßten viele namhafte Segler in Frankreich, England und der Schweiz die Wahl eines Mehrrumpfers als Tour-Schiff. „Spätestens der America’s Cup 2013 habe gezeigt, dass die Zukunft der Segelei auf mehr als einem Rumpf stattfinden wird.,“ sagte (eigentlich erwartungsgemäß) Billy Besson, Frankreichs Nacra 17-Star mit einer vielschichtigen und erfolgreichen Katamaran Vergangenheit.

Einheitsklasse aus Frankreich

Die Diam 24 wurde von VPLP entworfen und wird einheitlich im bretonischen Port la Foret von Vianney Ancelins „ADH inotec“ gebaut (Referenz: In den letzten Jahren baute die werft 70 F18-Katamarane).

Mit einem geschätzten Preis von 55.000 Euro „ready to sail“ müssen zukünftige Teilnehmer an der Tour de France a la voile nur etwa ein Drittel des Kaufpreises einer M34 aufbringen. Zudem soll der Trimaran ungleich leichter an Land zu handhaben sein: Nicht mehr als eine Stunde brauche man, um das Drei-Personen-Boot von der Crew transportbereit für die Fahrt zum Mittelmeer zu machen.

Doch A.S.O. will die „Segel-Tour“ noch weiter aufpeppen. Mehr Etappen-Regatten sollen „Inport“ oder doch zumindest unter Land gesegelt werden, um die Nähe zum Zuschauer zu garantieren. „Die Tour de France a la voile“ soll wieder ein Ereignis werden, für das die Leute raus an den Strand kommen, um live mitzuerleben, wie die Trimarane in spektakulären Rennen über die Wasser heizen,“ schwärmt ein TdF-Sprecher.

Flugfähig? © liot

Flugfähig? © liot

Wie die Tour im nächsten Jahr genau aussehen wird, bleibt noch das Geheimnis von A.S.O. Die französische Agentur, die zu einem Großteil der Verlagsgruppe rund um die französische Sporttageszeitung „Equipe“  gehört, will mit ihren Medienpartnern ein maßgeschneidertes Event schaffen, das vor allem eines erreichen soll: Aufmerksamkeit! Doch sollte man vorsichtig sein, dass hier nicht ein „Abklatsch“ von bereits pulsierenden Inshore-Events wie der Extreme Sailing Series entsteht.

Noch steht also in den Sternen, ob der bisherige See-Langfahrt-Charakter beibehalten wird oder sich in Zukunft alles in den Vorhafenbecken der Etappenorte abspielen wird. Sicher scheint jedenfalls, dass es zumindest mehr küstennahe Regatten geben wird und große Bildschirme mit Live-Berichterstattungen an Land in Zukunft Standard werden dürften.

Die Tour de France a la voile wurde von vielen bereits abgeschrieben – mit diesem neuen Konzept, vor allem aber mit dem neuen Boot, dürfte sie einen echten Relaunch, wenn nicht sogar eine Renaissance erleben!

Und ein weiterer entscheidender Aspekt wartet noch auf seine Entwicklung: Diam-Trimarane gelten grundsätzlich als „flugfähig“. Noch stechen die drei Rümpfe brav durch die See. Als Einheitsklasse dürfte man allerdings bereits an entsprechenden Szenarien arbeiten, um die 7,25m-kurzen Renner auch mit Foils zum „fliegen“ zu bringen. Doch das ist eine ganz andere Story.

Website Tour de France a la Voile

Website Diam 24

Grundsätzlich schnell © liot

Grundsätzlich schnell © liot

Michael Kunst

Näheres zu miku findest Du hier

3 Kommentare zu „Tour de France à la Voile: Ab 2015 löst der Trimaran Diam 24 die M34 ab“

  1. x-claim sagt:

    Jedes Jahr segeln tausende die Nord- und Ostsee Küsten entlang. Mache auch mit kringeln – schau es dir mal an 🙂

  2. Jan Schmidt sagt:

    Damit bei hack ne nachtetappe durch die Biscaya…..ich könnte mir besseres vorstellen. Klingt jetzt mehr nach inshore Regatten. Aber die frogs spinnen ja bekanntlich und sind für Überraschungen gut. Grundsätzlich finde ich die Idee die Küste abzusegeln gut. Könnte man doch auch mal an der Ostsee machen. Oder auch Nordsee mit Kringeln um die Inseln. Ich schaue mir es auf jedenfall an.

  3. Thomas W. sagt:

    Mutig und gut

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert