Das Auftaktwochenende der Travemünder Woche hatte seglerisch bereits viel zu bieten, darunter das Sailing Champions League-Finale, die Drachen IDM und die ORC IDM, die jeweils noch bis Dienstag laufen.
Der Nord-Süd-Gipfel bei den Drachen spitzt sich zu einem Duell der Hamburger Teams mit den Münchner Mannschaften zu. Nicola Friesen vom NRV Hamburg konnte nach ihrem Auftaktsieg vom Sonnabend auch am Sonntag zunächst ihre Spitze verteidigen, kassierte in der letzten Tageswettfahrt aber eine Frühstart-Disqualifikation und fiel auf Platz sieben zurück. Mit einer beständigen Serie setzte sich Philipp Ocker (München) an die Spitze des Feldes und führt die Konkurrenz vor IDM-Titelverteidiger Ingo Ehrlicher (Pappenheim) an. Aktuell hat Jan Wortmann (Hamburg) den Bronzerang inne. hat sie einen harten Widersacher im Nacken, der nach drei Wettfahrten nach Punkten gleichauf lag. Für die Lübeckerin Tanja Jacobsohn war der Tag Wechselhaft. Erst machte sie einen Schritt nach vorn, dann kassierte sie eine Frühstart-Disqualifikation und steckt als 13. im IDM-Mittelfeld fest.
Große Spannung im Kampf um die deutschen Titel gab es bei den Seeseglern nicht nur auf den Kursen in der Lübecker Bucht, sondern auch im Jury-Raum. Denn nach dem Mittelstrecken-Rennen am Sonnabend war noch ein Protest anhängig, da ein festes Seezeichen, das als Bahnmarke dienen sollte, nicht auf seiner Position lag. So waren die Positionen der seegehenden Yachten im Regatta-Ranking noch nicht klar, als die Crews wieder im Hafen lagen. Bis in den Abend hinein tagte schließlich die Jury, um nach der Anhörung der beteiligten Teams eine Entscheidung zu fällen.
Seglerisch zeigte sich in der Gruppe der großen Yachten (Gruppe A+B) die „Intermezzo“ von Jens Kuphal (Berlin) gut eingestellt und punktete mit den Platzierungen 4, 1, 1 in den beiden Up-and-Down-Wettfahrten sowie in dem abschließenden Coastal Race. Die Einteilung in Kurzwettfahrten und längeren Distanzen entspricht dem neuen WM-Format, das im August zu dem Saison-Highlight in Kiel angewendet werden soll.
Bei den kleineren Yachten (Guppe C+D) rückte die „Immac Fram“ von Kai Mares (Dänischenhagen) die Kräfteverhältnisse wieder gerade. Die Titelfavoriten, die zum Auftakt nur auf Rang fünf lagen, sind nach zwei Jahren im Mittelmeer in dieser Saison wieder auf die Ostsee zurückgekehrt und bringen sich vor Travemünde in WM-Form. Mit Erfolg, wie sich am zweiten Tag zeigte: Mit den Rängen 2, 1, 1 schoben sie sich auf Platz eins. Erste Verfolger mit nur einem Punkt Abstand ist das Schwesterschiff, die „patent 4“ von Jürgen Klinghardt (Lübeck), die sich auf ihrem Heimatrevier vorerst an der „Aquaplay“ von Max Habeck (München) vorbeigeschoben hat, die das Auftaktrennen gewonnen hat. Der Kampf um die Deutsche Meisterschaft bleibt aber spannend, denn bisher ist weniger als die Hälfte der geplanten Wettfahrten gesegelt.
Bestens eingespielt hat sich Alexander Hagen (Hamburg). Der ehemalige Top-Segler in der bis 2012 olympischen Starboot-Klasse ist zur Travemünder Woche „just for fun“ bei den 12-Fuß-Dinghys eingestiegen. In den ersten Rennen musste er sich aus mittleren Position an die Spitze arbeiten, am Sonntag ließ er zwei Siege dem guten Auftakt folgen und liegt nun vor Rainer Millies aus Plön souverän an der Spitze des Gesamtrankings.
Bei den Finn-Dinghys setzt sich der deutsch-niederländische Zweikampf um die TW-Krone zwischen TW-Titelverteidiger Fabian Lemmel (Berlin) und Cees Scheurwater (Niederlande) fort. Zwar landete Klaus Reffelmann von der Möhne den ersten Sieg des Tages, danach übernahmen aber die beiden Spitzenleute wieder das Kommando und punkteten jeweils mit einem Sieg. Lemmel führt nach insgesamt vier Wettfahrten mit sechs Punkten vor Scheurwater.
Frisch eingestiegen sind am Sonntag die Dyas in ihre Travemünder Woche. Spitzenmann Jens Olbrysch (Herrsching), der im vergangenen Jahr die Travemünder Woche wegen anderer Verpflichtungen verpasst hatte, ist nun wieder dabei und zeigte gleich, dass ihm das Revier auf der Ostsee liegt. Zwei Starts, zwei Siege sind die Bilanz des mehrfachen Deutschen Meisters, der mit Norbert Schmidt segelt. Mit zwei zweiten Plätzen sind Stefan Kreiss/Sonja Diezler (Steinberg) die ersten Verfolger.
Auf dem Media Race Course in Sichtweite des Strande ging es beim Finale der Champions League mit 28 Segelclubs aus zehn Nationen hoch her. „Das Niveau ist unfassbar hoch. Alle Rennen sind super knapp, da wird um den letzten Meter gekämpft“, berichtete Champion-League-Geschäftsführerin Anke Nowak. In Folge dessen wurden zwei der J/70-Yachten beschädigt. Nowak: „Bei einem ist die Relingstütze kaputt, beim zweiten haben wir einen Schaden am Bug. Das ist aber alles reparabel.“ Nach sieben von 18 geplanten Flights ist der finnische Alandska Segelclub vorn und hat damit den Platz mit dem nun zweitplatzierten Segel- und Motorbootclub Überlingen getauscht. Auch dahinter bleibt es international bunt gemischt. Der Yachtclub Danzig behauptet Rang drei.
Auf Position vier hat sich der australische Club aus Adelaide geschoben. Nowak zeigte sich beeindruckt von der Aufholjagd der Australier, die zum Tagesabschluss zwei Siege einfuhren: „Die segeln in Downunder gar nicht auf J/70, haben sich hier schnell eingewöhnt. Wahrscheinlich auch, weil ihnen die Jungs aus Überlingen immer wertvolle Tipps gegeben haben.“
Am Sonntagabend begeisterten dann die Formula 18 mit ihrem Trave Race die Zuschauer. Als sich der Regen über Travemünde verzogen hatten, rauschten die Katamarane in die Trave. Zwar brach der Wind bei den Showrennen vor Publikum ein, doch das nahm der Spannung nichts. Im Gegenteil: Nach Rennen mit ständig wechselnder Führung setzten sich schließlich die Italiener Matteo Fiorini/Lorenzo Casamenti durch und wurden vom Publikum, das in Fünferreihen an der Promenade stand, gefeiert. Die Italiener durften sich kurz darauf im Sailors Village ihren Preis abholen. Für die Kats war das Trave Race die Generalprobe für die Weltmeisterschaft, die am Montag auf dem Kurs in der Lübecker Bucht beginnt.
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