Travemünder Woche: Zusammenfassung Regattatag 6

Spät starten, lange segeln

Am sechsten Regattatag der Travemünder Woche kam der Zeitplan erstmals nennenswert ins Stolpern. Der Wind entschied sich spät zu einer Drehung aus westlicher auf östliche Richtung, um dann am Nachmittag etwas aufzudrehen. Zu spät für die Klassen, die an diesem Donnerstag ihre Regatta beendeten. Davon betroffen waren die Formula 16 und die Folkeboote, die entsprechend mit dem Resultat vom Vortag ihre Meisterschaftenw abschlossen. Für die anderen sieben Klassen hieß es: Spät starten, lange segeln. Erst am Abend war das Tagewerk vollbracht.

Die Dyas starteten nach der NDM nun in die Deutsche Meisterschaft im Rahmen der Travemünder Woche. Foto: segel-bilder.de

Ein Youngster griff sich den ersten WM-Titel der 133. Travemünder Woche. Der Franzose Thomas Proust ist gerade einmal 15 Jahre alt und beherrscht den Formula 16 bereits in Perfektion. Bei allen Bedingungen war er gemeinsam mit seinem vier Jahre älteren Vorschoter Clement Martineau auf dem rasanten Katamaran kaum zu bremsen. Selbst nach einer Kenterung kämpfte sich das Duo aus La Rochelle noch wieder weit nach vorn. So brachten sie nach zwölf Wettfahrten und zwei Streichern ausschließlich erste und zweite Plätze in die Wertung ein und verdienten sich souverän das WM-Gold vor den Landsleuten Emmanuel le Chapelier/Eric le Bouedec und den Niederländern Robin Mineur/Sander Mineur. Am Abschlusstag musste sich die Medaillengewinner nicht mehr beweisen, da die Wettfahrten abgesagt wurden.

Das galt auch für die Folkeboote, die damit rechtzeitig den Weg an den Kran im Passat-Hafen suchen konnten. Dort wurden nicht nur die Boote wieder an Land gehoben, sondern auch die Siegerehrung nach neun von zehn geplanten Wettfahrten vorgenommen. Der alte Meister durfte erneut die größte Trophäe entgegennehmen. Walther Furthmann (Kiel) feierte mit seiner Crew Hans Christian Mrowka und Wolfgang Heck die erfolgreiche Titelverteidigung gegen Ulf Kipcke (Kiel) und Jürgen Breitenbach (Kiel). Allerdings war es diesmal keine Deutsche Meisterschaft, sondern mangels ausreichender Meldezahl nur eine deutsche Bestenermittlung. „Das ist natürlich schade. Wir wissen auch nicht, woran es liegt, denn die Travemünder Woche ist ein tolles Event“, so Furthmann, für den es so etwas wie „nach Hause kommen“ war. 19 Jahre ist er von Bad Schwartau aus auf die Ostsee gesegelt, bevor er nach Kiel gewechselt ist. Dass es am letzten Tag nicht mehr zu einer weiteren Wettfahrt langte, registrierte Furthmann mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Wir wären gern gesegelt, das wollen wir immer. Aber ich bin natürlich auch ganz happy, dass wir jetzt feiern dürfen.“

Zwei Rennen schafften die Ynglings für ihre WM-Wertung. Und obwohl die Mannschaft um Maarten Jamin (Niederlande) sich einen Ausrutscher erlaubte, konnte sie aufgrund des Streichresultats doch sicher die Führung verteidigen. Dahinter reihen sich die Österreicher um Stefan Frauscher und die Belgier von Stefan Wuyts. Die Deutschen liegen in Lauerposition, haben aber in den noch bis Sonnabend laufenden Titelkämpfen noch alle Chancen ins Medaillenrennen einzugreifen.

Walther Furthmann verteidigte im Folkeboot den deutschen Meistertitel aus dem Vorjahr. Foto: segel-bilder.de

Neue Meisterschaft, aber gleiches Bild an der Spitze. Nachdem die Dyas am Montag ihre Norddeutsche Meisterschaft beendet haben, setzen sie nun noch einen drauf und segeln um den deutschen Titel. Die Führungsposition hat nach dem ersten Tag gleich wieder das Team vom Edersee übernommen. Arndt Fingerhut/Andreas Malcher können sich aber nur knapp behaupten. Die Dritten der NDM, Manfred und Maximilian Appel (Tegernsee), sind punktgleiche Zweite. Auf Jens Leicher/Rainer Kremkow von der Mosel klafft dann schon eine kleine Lücke.

Neben den Dyas segeln auch noch die Kielzugvögel und O-Jollen auf der Bahn. Herbert und Elisabeth Kujan Forggensee sind dabei das Maß der Dinge im Kielzugvogel. Nach fünf Wettfahrten streichen sie einen zweiten Platz, um mit vier ersten Rängen in der Wertung klar an der Spitze zu stehen. Der Top-Mann der O-Jollen ist nach dem ersten Tag auf der Bahn Harry Voss vom Steinhuder Meer mit zwei Siegen in zwei Wettfahrten.

Zum Auftakt der Deutschen Meisterschaft der Kite-Foiler bestätigte der Monegasse Alexander Ehlen die Favoritenrolle, die ihm vom Kite-Experten und Wettfahrtleiter Markus Schwendtner zugeschrieben worden war. Zu stoppen scheint der Favorit nur durch sich selbst. Im ersten Rennen fuhr er an der Startlinie vorbei. Statt Sieg gab es volle Punktzahl. Das Streichresultat hat Ehlen damit schon drin. Unter Druck setzte ihn das allerdings nicht. Dem Patzer ließ er fünf Siege folgen. „Er ist klar der Beste. Aber dahinter ist ein enger Kampf“, berichtete Schwendtner von der Bahn. „Es waren tolle Bedingungen auf der Bahn – schöner Wind, ideal zum Kiten.“

Der Auftakt in die Europameisterschaft der Hobie 16 Open lief für „Mr. Hobie“, Detlef Mohr (Hamburg) ganz nach Maß. Der Rekord-Europameister gewann mit Karen Wichardt an der Vorschot die erste Wettfahrt. Dann aber ging der Faden verloren. Ein fünfter und ein 19. Platz ließ die Mitfavoriten auf Rang fünf abrutschen. Den Platz an der Sonne hat zunächst einmal Ex-Master-Weltmeister Jens Goritz mit Anke Delius (Föhr) inne. Es folgen die Österreicher Klemens Kitzmüller/Gundi Kitzmüller und Gessa Pierandrea/Roberto Dessy (Italien).

Bei den Formula-18-Katamaranen gibt es dagegen eine US-amerikanische Führung. Stephen Stroebel/Steven Leuck aus San Diego haben das Vater-Sohn-Gespann mit Sven und Jesse Lindstädt (Norderstedt) aber dicht im Nacken.

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