Für die Tutima-Frauencrew um Steuerfrau Kirsten Harmstorf war die diesjährige Warnemünder Woche ein voller Erfolg. Gleich zweimal durfte sich das Team Medaillen bei der Siegerehrung abholen.
Bei der Internationalen Deutschen Inshore Meisterschaft (IDM Inshore) belegten sie hinter der „Silver Hispaniola“ und der „Imagine“ den dritten Platz. Bei der darauf folgenden IDM Offshore holten sie gar den Titel des Vize-Meisters.
„Das war wirklich eine unglaubliche Woche“, bestätigte Skipperin Harmstorf nach anstrengenden sechs Tagen. Zwar waren die Windbedingungen eher moderat und die warmen Temperaturen ließen ein fast mediterranes Feeling aufkommen, aber gerade der leichte Wind zerrt oft stärker an den Nerven als die körperliche Anstrengung.
Gerade die Inshore-Meisterschaft war eine knappe Angelegenheit, bei der sich keiner der Teilnehmer seiner Platzierung sicher sein konnte. Am letzten Renntag mussten die 15 Mädels lange warten, bis sicher war, dass sie den dritten Platz wirklich erreicht hatten.
Fast den gesamten Sonntagvormittag wartete die Flotte auf Wind und vertrieb sich teilweise mit Badespaß die Zeit. Dann war klar, dass es es kein weiteres Inshore-Rennen geben würde. Und somit belegte die Tutima nach sechs Rennen und mit zwei Punkten Vorsprung den dritten Platz vor der „Leu“ mit Skipper Albert Schweizer.
An Feiern war jedoch noch nicht zu denken. Denn am Sonntagnachmittag sollte noch das erste Rennen für die Offshore-Meisterschaft gestartet werden. Nachdem etwas Thermik einsetzte und die Bahn weiter unter Land verlegt wurde, konnte ein Triangel aus gelegt werden.
„Zu allem Überfluss erwischten wir in diesem Rennen den bis dahin schlechtesten Start“, erinnert sich Harmstorf. Aber durch das geschickte Ausnutzen einiger Winddreher fand die Tutima Anschluss an die Spitze und belegte Platz 3 in diesem Rennen. Eine gute Basis für die Offshore-Meisterschaft.
Am darauf folgenden Tag stand mit der traditionellen Rund Bornholm-Regatta eine ernsthafte Langstreckenregatta an. Mit einem Zwischenziel bei Bornholm sollte sie mit zwei Wertungen in das Ergebnis einfließen.
Auch hier war wieder nur eine leichte Brise vorhergesagt, was das 280 Seemeilen lange Rennen zu einer langwierigen Angelegenheit machen könnte. Aber davon ließ sich die Tutima-Crew nicht die Laune verderben. „Ein Rennen dauert halt so lange, wie es dauert. Aufgegeben wird nicht! Im Ausharren bei Flaute haben wir Erfahrung. Da kann uns nur das Zeitlimit stoppen, und darüber machen wir uns beim Start keine Gedanken“, erklärte die Skipperin.
Am Start und während der ersten Meilen tat sich die Tutima etwas schwer. Harmstorf: „Wir hatten etwas Mühe, uns aus dem Pulk einiger Schiffe herauszuarbeiten. Aber als wir das geschafft hatten, konnten wir unsere Ideallinie fahren und uns voll auf Segeltrimm und Taktik konzentrieren.“
Das zahlte sich aus, auch wenn das zu diesem Zeitpunkt noch nicht abzusehen war. Bei Sonnenuntergang waren nur noch wenige Yachten in Sichtweite der Tutima. Und als am nächsten Morgen Bornholm und damit das Zwischenziel in Sicht kam, waren die Mädels fast allein auf weiter Flur.
Langweilig wurde es aber trotzdem nicht. „Das Wachsystem hält einen schon auf Trapp. Außerdem sorgten mehrere Spi-in-Spi-Wechsel und natürlich das reichhaltige Angebot unterschiedlichster Instant-Suppen für Abwechslung“, so die Steuerfrau. Aufwendige Kochaktion wie auf anderen teilnehmenden Yachten suchte man auf der Tutima aus Platz- und Gewichtsgründen vergeblich.
„Allerdings haben wir es diesmal etwas übertrieben und unglücklicherweise die Löffel an Land vergessen“, schmunzelt die Hamburgerin. „Es war schon interessant mit anzusehen, wie kreativ und einfallsreich die Mädels waren, um McGyver-mäßig für adäquaten Ersatz zu sorgen.“
Nach der Umrundung von Bornholm ging es dann zurück Richtung Warnemünde, wobei ein heftiger Winddreher für Aufregung sorgte. Förmlich von einer Sekunde auf die nächste musste die Tutima den Spi wegnehmen und zur Nordspitze Mecklenburg-Vorpommerns kreuzen. 30 bis 40 Seemeilen vor Warnemünde nahm außerdem der Wind auf bis zu 22 Knoten zu, was zwei Vorsegelwechsel erforderte. Da das Ende abzusehen war, wurde zudem das Wachsystem aufgelöst, um möglichst viel Gewicht auf der Kante zu haben.
Am frühen Mittwochmorgen kam dann das Ziel in Sicht. Und auf den letzten Metern wurde es noch mal richtig aufregend. Fast zeitgleich mit der Tutima passierte auch eine große Passagierfähre die enge Hafeneinfahrt von Warnemünde. Im Kielwasser der Fähre erfasste plötzlich die Heckwelle die Tutima und beschleunigte im engen Vorhafen die Yacht von 9,5 auf flotte 15 Knoten.
„Als wir plötzlich schneller als die Fähre wurden und an ihrer Steuerbordseite vorbeirauschten, stieg um 5 Uhr Morgens noch mal kurzfristig unser Adrenalinspiegel an. Aber alles ging gut“, bestätigt Harmstorf.
Die Mädchen der Tutima waren mit ihrer Leistung hoch zu frieden und sicher, dass es für eine gute Platzierung gereicht haben müsste. Umso überraschter waren sie, als sie am Nachmittag die Ergebnisliste in den Händen hielten: Platz 7. Puh, da saß die Enttäuschung tief. Doch kurz darauf meldete sich der Wettfahrtleiter (Uwe Wenzel) und erklärte, dass man sich um einen Tag verrechnet habe.
Mit einem 1. und einem 2. Platz bei der Langstrecke wurde die Tutima Vize-Meister hinter der „Leu“. „Mit so einem guten Ergebnis haben wir dann doch nicht gerechnet. Um so mehr haben wir uns natürlich gefreut. Mal abwarten, wie es bei der Europameisterschaft im schwedischen Sandhamn weitergeht“, so die Tutima-Skipperin abschließend.
Pressemitteilung vom Tutima Sailing Team
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