Boris Herrmann mag gerade eine Menge zu tun haben. Aber er ließ es sich Sonntag Abend nicht nehmen, seine Vendée Globe-Fans zu treffen. Bei einem Online-Meeting ließ er sich von Tausenden Mut zusprechen.
Es ist das spannendste Finale in der Geschichte der Vendée Globe. Zwischen Mittwochabend und Donnerstagmorgen werden nicht nur der Sieger der neunten Ausgabe in Les Sables d’Olonne erwartet, sondern mindestens noch vier weitere Skipper knapp hinter ihm.
Boris Herrmann liegt aktuell weiterhin auf Platz drei, weniger als 70 Seemeilen hinter dem Erstplatzierten Charlie Dalin, und ist mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 18,4 Knoten zu Beginn der Woche wieder einer der Schnellsten im Feld.
In einer Live Zoom-Schalte am Sonntag-Abend, an der über 7200 Fans und Follower aus aller Welt teilgenommen haben, erzählte Boris über die anstehenden drei Tage bis zum Zieleinlauf:
„Wirklich toll, dass ihr mir so zahlreich folgt! Es gibt mir viel Energie, Mut und Motivation, jetzt nochmal alles zu geben. Ich bin, so wie ihr, ziemlich aufgeregt, jedes Mal, wenn ich den Tracker aktualisiere und die neuen Positionen der Skipper betrachte. Im Moment ist es aus seglerischer Perspektive besonders spannend, weil ganz unterschiedliche Strategien gefahren werden: Charlie Dalin segelt weiter im Osten durch leichtere Winde auf flacher See – Yannick Bestaven ist nach Norden gehalst und hat dort stärkeren Wind. Zwei starke Konkurrenten. Es kann noch viel passieren. Spannender geht es nicht!“
Im Moment spielt jeder ein bisschen für sich
„Die Routenwahl für die kommenden Tage ist eine Mischung aus den Resultaten der Computerprogramme und dem tatsächlichen Drehen des Windes hier vor Ort. Ich fahre aktuell einen schnellen Kurs, um nicht in der Welle stecken zu bleiben, und sehe zu, dass ich nach Norden komme. Alle 12 Stunden bekommen wir neue Wettermodelle und justieren dann noch einmal nach, verfolgen wie der Wind dreht und wo die Front ist. Der Rest ist Intuition und Bauchgefühl. Das Ende ist wirklich noch sehr offen, aber soweit läuft es ja ganz gut für uns. Ich bin zufrieden mit meiner Position.“
„Ich glaube, der letzte Tag wird super spannend und die Ankunft selbst auch, weil wir alle derselben Route von Nordwesten aus folgen werden – es wird ein reines Speed Race auf einer 450 Meilen langen Zielgeraden. Der Wind wird so von 120° kommen, das heißt für uns volles Foiling und hohe Geschwindigkeiten. Wir werden wohl vor dem aufkommenden starken Tief mit vollem Speed in die Biskaya einlaufen. Das wird unheimlich spannend und knapp, es können sich dann noch Positionen verschieben. Und die Zeitgutschrift von über 10 Stunden für Yannick Bestaven, das ist natürlich enorm. Wenn wir mit 20 Knoten segeln, sind es 80 Seemeilen in vier Stunden. Also kann Yannick 80 Meilen hinter mir sein und mich trotzdem schlagen.“
„Auf dieser Vendée Globe habe ich viel gekämpft, im Süden nicht so richtig meine Bedingungen gefunden. Jetzt gerade ist es richtig geniales Segeln und ich bin tatsächlich relativ entspannt. Trotz hohem Seegang habe ich einen Winkel zur Welle gefunden, bei dem das Boot gut fährt. Es läuft einfach und ich bin automatisch entspannt. Dazu ist es noch recht warm und sonnig im Gegensatz zu gestern, aber ich denke, es war der letzte Tag für die nächsten Monate, wo ich noch im T-Shirt draußen sitze.“
Quelle: Media-Team Malizia
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