Wie an dieser Stelle schon vermutet, ist das Vendée Globe-Unglück von Sébastien Josse der Grund für Boris Herrmann Ausstieg aus dem Jules-Verne-Projekt mit IDEC. Der Deutsche hat nun ein potenzielles Siegerboot zur Verfügung.
Boris Herrmann wird eine Top-Hochseeyacht der IMOCA-Klasse segeln. Es ist der hochmoderne, mit Tragflächen (Foils) ausgestattete „Mono60 Edmond de Rothschild“ des französischen Gitana-Teams.
Mit ihm will der 35-jährige Wahl-Hamburger als erster Deutscher an der Vendée Globe teilnehmen. Das Solorennen nonstop um die Welt gilt als härteste Regatta überhaupt und soll der Höhepunkt einer vierjährigen Kampagne mit Pierre Casiraghi unter dem Stander des Yacht Club de Monaco (YCM) werden. Die Finanzierung des Racers wurde bereits vom Stuttgarter Immobilienunternehmer Gerhard Senft sichergestellt.
„Dieses Boot gehört zur neusten Generation der Open 60 und bietet echtes Siegpotential, da wir es langfristig weiterentwickeln können“, so Boris Herrmann. Die „Edmond de Rothschild“ ist eine von sechs IMOCA-Yachten, die dank L-förmigen Foils (angewinkelte Schwerter) aus dem Wasser gehoben werden und einen deutlichen Geschwindigkeitsvorteil im Vergleich zu vorherigen Konstruktionen bieten.
Die Segeleigenschaften von „Edmond de Rothschild“:
Nach einem Design von VPLP-Verdier wurde das Schiff 2015 in Frankreich gebaut. Der renommierte Rennstall der Familie Rothschild habe dabei zahlreiche, vielversprechende Details und Raffinessen einfließen lassen, deren Feintuning Vorteile gegenüber einem eigenen, komplizierten Neubau böten, erklärt der geborene Oldenburger Herrmann.
Die modernsten Open 60 haben baugleiche Masten und Kiele, was frühere Materialprobleme in diesen Bereichen drastisch reduzierte. Sie unterscheiden sich im Wesentlichen in der Breite, also damit, wann sie von den Tragflächen angehoben werden. Das Design der „Edmond de Rothschild“ liegt in der Mitte der Konkurrenz und ist darauf ausgerichtet, auch im Falle eines beschädigten Foils noch schnell und sicher weitersegeln zu können. Herrmann: „Unser Augenmerk gilt jedoch ohnehin erhöhter Zuverlässigkeit. Dazu gehört auch die Entwicklung neuer, noch effizienterer Foils, in deren Form wir weitere Luft nach oben sehen.“
Gitana-Skipper Sébastien Josse aus Frankreich war mit dem Mono60 einer der Favoriten der noch laufenden Vendée Globe, musste allerdings auf halber Strecke in der Nähe von Australien an dritter Stelle liegend aufgeben. Zwei kleinere, aber ausschlaggebende technische Probleme werden durch Verstärkungen behoben, sobald die Yacht zurück in der Bretagne ist. Derzeit befindet sie sich auf einem Frachter nach Frankreich.
Bevor das Boot im Frühsommer segelbereit übernommen wird, konzentriert sich ein internationales Team um Boris Herrmann auf die Suche nach einem Titelsponsor. Für Präsentationen und die Vorbereitungen hatte der Navigator sogar schweren Herzens auf einen weiteren Weltrekordversuch mit dem Trimaran „IDEC Sport“ verzichtet, der auf halber Strecke der Jules Verne Trophy rund einen Tag Vorsprung herausfuhr.
Unterstützt wird Herrmann unter anderem von seinen Segelfreund Pierre Casiraghi, dem Geschäftsmann und Vizepräsidenten des YCM. Der älteste Sohn von Prinzessin Caroline von Monaco wird nach erfolgreicher, gemeinsamer Premierensaison auf dem foilenden GC32-Katamaran „Malizia“ zudem mit Herrmann auf dem Open60 die geplanten Zweimann-Regatten bestreiten. Neben zwei Transatlantikrennen pro Jahr stehen auch längere Auftritte in Deutschland auf der Agenda. Damit gewinnen die Partner der Kampagne eine ausgeprägte, häufige, sportliche Präsenz bis zum Mount Everest der Hochseesegler in 2020.
Quelle: Boris Herrmann Racing/Andreas Kling
Schreibe einen Kommentar