Warnemünder Woche: Volles Programm absolviert – Star EHC, ILCA Europa Cup, Soling EM

Starkwind, Flaute und Kaiserwetter

Die Organisatoren der 85. Warnemünder Woche 2023 ziehen ein positives Fazit. In derJubiläumsausgabe konnten trotz Starkwind und Flaute alle geplanten Regatten erfolgreich beendet werden. Höhepunkte waren der ILCA Europa Cup, die Star Eastern Hemisphere Championship und die Soling Europameisterschaft.

Wellenreiten vor Warnemünde für die Segler des ILCA Europa Cups. Foto: Pepe Hartmann

Sportdirektor Peter Ramcke blickt zufrieden auf die vergangenen neun Tage: „Die Warnemünder Woche hat unter Beweis gestellt, dass sie auch unter schwierigen Wetterbedingungen hochkarätige Segelwettbewerbe ausrichten kann.“ Zu Beginn der Segelwoche hatte starker Wind und hoher Seegang das Geschehen auf dem Wasser bestimmt, während in der zweiten Hälfte der Hochdruckeinfluss Leichtwind verursachte. In enger Rücksprache mit den Aktiven und den Wetterexperten des Deutschen Wetterdienstes, hat es die Rennorganisation trotzdem geschafft, alle geplanten Wettbewerbe erfolgreich abzuschließen. „Ich bin sehr froh, dass alles so gut funktioniert hat“, freut sich Ralf Bergel, Chairman der Warnemünder Woche. „Neue und langjährige Partner haben genauso zum Erfolg der diesjährigen Warnemünder Woche beigetragen, wie der Einsatz von fast 300 ehrenamtlich Helfenden. Dafür vielen Dank!“, sagt Bergel.

Heimspiel für Hannah Anderssohn: Die Warnemünderin gewann im ILCA 6 auf dem heimischen Revier. Foto: Pepe Hartmann

Zu den Höhepunkten auf dem Wasser zählte der viertägige ILCA Europa Cup unter Sturmbedingungen mit 139 Seglerinnen und Seglern aus zwölf Nationen. Insgesamt konnten 13 Wettfahrten in den drei ILCA-Klassen 4, 6 und 7 gesegelt werden. Am Ende freute sich die Warnemünderin Hannah Anderssohn über die Goldmedaille im ILCA 6 in ihrem Heimatrevier. Die Warnemünderin beendete das einzige Rennen des vierten und letzten Tags des Europa Cups mit einem zweiten Platz. In den vier starkwindigen Wettfahrten zuvor hatte sie die Plätze 3, 4, 1 und 1 gesegelt. Der vierte Platz am zweiten Tag wurde zu ihrem Streichergebnis. Nach der Siegerehrung sagte sie: „Es gibt nichts Schöneres, als im Heimatrevier zu gewinnen. Es ist über die vier Tage super rundgelaufen, und ich bin immer besser reingekommen.“ Lobende Worte hatte sie für die Organisation und die Wettfahrtleitung: „An Land und auf dem Wasser war alles sehr gut organisiert. Es lief alles rund und wir konnten trotz der Wettersituation an allen Tagen segeln.“ Jetzt steht für Anderssohn und die anderen Segler des Bundeskaders erst einmal ein einwöchiges Training in Warnemünde an. „Danach bereite ich mich die nächsten eineinhalb Monate auf die Weltmeisterschaft in Holland im August vor.“ Bei der WM in Den Haag werden die Nationenplätze für die Olympischen Spiele 2024 vergeben.

Für die teils hohen Wellen ist das Revier vor Warnemünde bekannt und beliebt. Foto: Pepe Hartmann

Die Ukrainerin Sofiia Naumenko hat die Silbermedaille gewonnen. Die 24-Jährige hatte sich an den vier Wettkampftagen Stück für Stück nach vorne gearbeitet und war als Gesamtdritte in den Finaltag gestartet. Mit einem Sieg im letzten Lauf entschied sie den Wettstreit um Platz zwei für sich. Die Gesamt-Europa-Cup-Siegerin 2022, die Anfang dieses Jahres als Crewmitglied eine Etappe des The Ocean Race an Bord von „Ambersail 2“ mitgesegelt hatet, sagte: „Zur Warnemünder Woche eingeladen zu werden, ist immer wie nach Hause zu kommen. Das liegt nicht nur an dem tollen Segelrevier, das dir bei Flaute und Wind alles abverlangt, sondern auch an der Herzlichkeit an Land und auf dem Wasser.“

Pia Kuhlmann, die dreifache Deutsche Meisterin im ILCA 6, die für den Schaumburg-Lippischen Seglerverein antritt, konnte sich am letzten Tag ebenfalls um einen Platz verbessern und belegte Gesamtplatz drei. Wiktoria Golebiowska aus Polen rutschte nach einem achten Platz im letzten Rennen auf Rang vier ab, nachdem sie an den vergangen zwei Tagen des Europa Cups auf Platz zwei gelegen hatte.

Der Norweger Uffe Tomasgaard war im ILCA 7 erfolgreich. Foto: Pepe Hartmann

Den Europa Cup in der Klasse ILCA 7 hat Uffe Tomasgaard mit großer Dominanz gewonnen. Der Norweger siegte in fünf von sechs Wettfahrten. Lediglich sein Landsmann Theodor Middelthon war annähernd in Reichweite. Er wurde Zweiter mit vier Punkten Rückstand auf Tomasgaard. Nico Naujock aus dem DSV-Kader wurde Dritter. Naujock, der für den Verein Segerhaus am Wannsee aus Berlin segelt, verdrängte damit am letzten Regattatag den Franzosen Theo Peyre auf Platz vier.

In der Klasse ILCA 4 hat Weka Bhanubandh gewonnen. Der Weltmeister im Optimist von 2022 segelt seine erste Saison im ILCA 4. Die Klasse, die für viele als Vorbereitung auf den Umstieg in ILCA 6 und 7 genutzt wird, hat wegen der Wetterbedingungen insgesamt nur drei Wettfahrten abgeschlossen, von denen Bhanubandh zwei gewann. Zweiter wurde Klassenneuling Levian Büscher aus Duisburg, der im vergangenen Jahr bei der Gemeinsamen Internationalen Deutschen Jugendmeisterschaft aller Jugendbootsklassen in Kiel Dritter und damit bester Deutscher im Feld von 269 Optimisten geworden war.

Der ILCA Europa Cup ist eine Rennserie, die über das Jahr verteilt in mehreren Etappen durch ganz Europa führt. Foto: Pepe Hartmann

 

Sportdirektor Peter Ramcke sagte nach dem Abschluss des Europa Cups: „Es war die letzten Tage über nicht ganz einfach für die Wettfahrtleitung, aber wir konnten trotz des starken Winds jeden Tag mindestens ein Rennen starten. Das war sehr anspruchsvoll, aber es hat Spaß gemacht.“ Viel Lob hatte er für Svenja Herziger und ihr Team, die die Wettfahrtleitung der ILCAs innehatte: „Svenja hat eine fantastische Leistung gezeigt, was mir auch von vielen Teilnehmern bestätigt wurde. Dafür vielen Dank!“

Auch die Langstreckenregatta Rund Bornholm hatte mit der Starkwindsituation zu kämpfen. Die Wettfahrtleitung entschied aus Sicherheitsgründen, den Start um 24 Stunden zu verschieben, den zu segelnden Kurs deutlich zu verkürzen und dabei auf die Rundung der Insel Bornholm zu verzichten. So konnte die Traditionsregatta sicher abgeschlossen werden, was in Anbetracht der extremen Wetterlage ein Erfolg ist.

Verschoben und verkürzt: Rund Bornholm wurde mit 24 Stunden Verspätung und mit nur rund 100 Seemeilen zu segelndem Kurs gestartet. Foto: Pepe Hartmann

Die ersten beiden Plätze in der ORC-Wertung gewannen nach berechneter Zeit Boote des Typs Hiddensee. Gewonnen hat Max Schuberth mit der „Brandy“, der bereits am Eröffnungssamstag die Mittelstreckenregatta Mecklenburgische Bäderregatta siegreich beendet hatte. Platz zwei sicherte sich Vorjahressieger Clemens Thamm mit der „Blue Bird“. Holger Seibert und seine Crew der „Alma Roberta 2“, eine JPK 10.30, wurden berechnet dritte. Nach gesegelter Zeit schnellstes Schiff war in der ORC-Gruppe die TP52 „Imagine“ von Holger Streckenbach, die 13 Stunden, zwei Minuten und 29 Sekunden benötigte. Berechnet wurde es Platz acht.

Nach berechneter Zeit hat das Rund-Bornholm-Seriensieger-Team um Uta Ihlenburg und Olaf Hell mit der „Galicia“ die Yardstickgruppe gewonnen. Die Crew schaffte die Strecke in 17 Stunden, 11 Minuten und 44 Sekunden. Platz zwei ging an Diethard Lang vom Yachtclub Warnow Rostock mit der Bavaria 35 E „Saphira“, Platz drei an Skipper Robert Wenndorf mit der „Karma“.

Soling Europameister 2023: Kristian Nergaard, Johan Barne und Tomas Mathisen aus Norwegen. Foto: Pepe Hartmann

In der zweiten Hälfte der Warnemünder Woche änderte sich dann das Wetter und bescherte den Segelnden und Besuchenden zwar wesentlich mehr Sonne, dafür aber deutlich weniger Wind. Während sich die zahlreichen Gäste des Landprogramms über die sommerlichen Temperaturen freuten, mussten sich die Segler auf dem Wasser immer wieder in Geduld üben. Doch auch für diese erneut erschwerten Bedingungen fanden die Wettfahrtleitungen im Team von Sportdirektor Peter Ramcke stets eine Lösung. Die Lage auf See wurde permanent ausgewertet und sich auftuende Windfenster konsequent genutzt, um Wettfahrten abschließen zu können – mit Erfolg. Als einer der Höhepunkte konnte ein neuer Europameister in der Soling-Klasse ermittelt werden – 37 Jahre nach der letztmaligen Soling-EM vor Warnemünde. 

15 Crews aus acht Nationen gingen bei der Soling EM an den Start. Foto: Pepe Hartmann

Die neuen Soling Europameister heißen Kristian Nergaard, Johan Barne und Tomas Mathisen und kommen aus Norwegen. Der elffache Weltmeister in der Klasse 5.5er Nergaard war als einer der großen Favoriten in die Regatta gestartet. Die Entscheidung fiel nach der ersten von zwei Wettfahrten am letzten Renntag, die Nergaard gewann und damit uneinholbar vor der ungarischen Crew Sandor Varjas, Laszlo Kovacsi und Gabor Meretei die Wertung anführte. Der Zweitplatzierte Sandor Varjas setzt damit seine Serie fort und ist zum dritten Mal in Folge Vizeeuropameister im Soling. 

Eine hohe Favoritendichte sorgte für spannende Wettfahrten in der Star Eastern Hemisphere Championship. Foto: Pepe Hartmann

Die Star Eastern Hemisphere Championship versammelte viele der besten Starboot-Segler der Welt in Warnemünde. 32 Crews aus acht Nationen gingen an den Start, um die Regatta zu bestreiten, die in der Wertigkeit anderen Kontinentalmeisterschaften, wie einer Europameisterschaft, entspricht. Am Abschlusssonntag stand schließlich das Ergebnis fest: Die Kroaten Marin Misura und Tonko Baric haben die Starboat Eastern Hemisphere Championship gewonnen. Sie hatten nach dem ersten Regattatag in Warnemünde bereits die Wertung der 32 Schiffe angeführt, lagen dann in den folgenden zwei Tagen aber hinter dem Schweizer Steuermann Piet Eckert und seinem Vorschoter Frederico Melo in Lauerstellung auf Platz zwei. Bei perfekten Segelbedingungen reichte heute ein fünfter Platz in der letzten Wettfahrt für den Sieg. Misura/Baric zählten im hochklassig besetzten Teilnehmerfeld zu aussichtsreichen Kandidaten auf einen Podiumsplatz bei der Warnemünder Woche. Bei der Star Eastern Hemisphere Championship 2022 und der Europameisterschaft 2022 belegten sie jeweils Platz vier.

Piet Eckert und Frederico Melo verloren die Führung am letzten Tag der Star EHC. Foto: Pepe Hartmann

Ihre Aufholjagd beendeten der Däne Jørgen Schönherr und sein deutscher Vorschoter Markus Koy auf dem zweiten Rang. Sie hatten sich in den letzten Tagen Stück für Stück von Platz sechs nach vorne gearbeitet. Schönherr, der im Laufe seiner Segelkarriere bereits mehrere Weltmeistertitel in den Klassen Drache, 505er und FD gewann und Markus Koy der als Vorschoter schon mehrfach die Starboot EM gewonnen hat, waren ebenfalls Aspiranten auf den Sieg gewesen, hatten sich aber mit einem elften und einem 17. Platz, der zum Streichergebnis wurde, zwei Ausreißer erlaubt.

Die Kroaten Marin Misura und Tonko Barac siegten bei der Eastern Hemisphere Championship der Stare. Foto: Pepe Hartmann

Beste Deutsche wurden Max Kohlhoff und Ole Burzinski vom Norddeutschen Regatta Verein aus Hamburg mit Gesamtplatz vier. Sie verpassten damit den Podiumsplatz knapp, den sie die vorherigen drei Tage inngehabt hatten, da sie den letzten Lauf nur auf Platz 14 beendeten.

Die lange Zeit führenden Eckert/Melo rutschten durch einen elften Platz im letzten Rennen auf den dritten Gesamtrang zurück. Bei der gemeinsamen Internationalen Deutschen, Österreichischen und Schweizer Meisterschaft der Starboote Ende Mai am Bodensee kamen sie ebenfalls auf Platz drei und bei der letzten Starboot Europameisterschaft auf Platz fünf. Eckerts portugiesischer Vorschoter Frederico Melo ist Segelprofi, der unter anderem bereits am Volvo Ocean Race teilgenommen hat.

Die besten Deutschen der Star ECH: Max Kolhoff und Ole Burzinski. Foto: Pepe Hartmann

Hubert Merkelbach und Kilian Weise vom Bodensee-Yacht-Club Überlingen beendeten das Event auf Rang vier. Merkelbach/Weise, die bei der Regatta Tri Star 2023 siegten, segelten 2022 als beste Deutsche bei der Weltmeisterschaft in den USA auf Platz 10 sowie bei der Europameisterschaft 2022 in Dänemark und der Star Eastern Hemisphere Championship 2022 auf Platz drei.

Einen ersten Einblick in das Segelprogramm des kommenden Jahres gibt Sportdirektor Peter Ramcke: „Neben unseren Klassikern wie Rund Bornholm und dem ILCA Europa Cup, gibt es bereits jetzt einige Segelveranstaltungen, auf die wir uns sehr freuen. Hervorheben möchte ich den 505er Europa Cup, die Internationale Deutsche Meisterschaft der Contender, die Europameisterschaft der Seascape 18, die Zoom 8 Worlds und dass wir die Deutsche Segel-Bundesliga und die Sailing Championsleague begrüßen dürfen.“

Die 86. Warnemünder Woche findet vom 6. bis 14. Juli 2024 statt.

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