Weltmeisterschaften in Downunder: 49er, 49erFX und Nacra starten Montag in die Titelkämpfe – Update: Keine Rennen an Tag eins

Olympia kommt in Sicht

Erst in einem halben Jahr steht Olympia für die deutschen Segler wirklich auf dem Plan, doch Entscheidungen bzw. Vorentscheidungen, wer in den schnellen Klassen nach Enoshima/Japan fährt, fallen schon jetzt. Denn mit den Weltmeisterschaften im 49er, 49erFX und Nacra17 in Geelong/Australien werden die Weichen im internen Wettstreit der deutschen Teams in den schnellen Klassen gestellt. Anschließend kann Laser-Ass Philipp Buhl sein Olympia-Ticket lösen, während die Laser-Frauen erst in ihre nationale Ausscheidung starten. Update zu Tag eins am Ende des Textes.

Erst vor zwei Monaten segelten die Skiff-Klassen ihre WM in Auckland, jetzt geht es bereits um den 2020er-WM-Titel. Foto: sailing energy

Unter dem Eindruck der abklingenden Buschbrände in Australien stehen die australischen Reviere zwischen Melbourne und Geelong im Zeichen des olympischen Segelsports. Zum Auftakt sind in der kommenden Woche (10. bis 15. Februar) die 49er, 49erFX und Nacra 17 gefordert.

Die deutschen 49er-Männer können nach den Erfolgen bei den beiden vergangenen Weltmeisterschaften (Bronze für Tim Fischer/Fabian Graf in 2018 und Silber für Erik Heil/Thomas Thomas Plößel in 2019) bereits fest mit einer Olympia-Teilnahme planen. Nur, wer fährt, ist noch nicht ausgemacht. Allerdings haben sich Heil/Plößel mit ihrer WM-Medaille im vergangenen Dezember vor Auckland/Neuseeland in eine starke Position gebracht. Auckland war der erste Teil der internen Olympia-Qualifikation. Mit dem zweiten Platz sammelte die NRV-Crew 30 Punkte, die härtesten Rivalen, Justus Schmidt/Max Boehme mussten mit Rang zwölf und damit neun Punkten zufrieden sein. Soll heißen: Landen Heil/Plößel in Geelong ein weiteres Punkteplus von vier Zählern gegenüber der deutschen Konkurrenz, dann ist die Ausscheidung bereits vor dem abschließenden Quali-Event zur Princess Sofia Trophy entschieden.

Erik Heil und Thomas Plößel haben sich durch WM-Silber von Auckland ein großes Punktepolster in der nationalen Ausscheidung erarbeitet. Foto: Lars Wehrmann

Um die Ausscheidung also spannend zu halten, müssten jetzt die Verfolger von Auckland punkten. Neben Schmidt/Boehme haben auch Jakob Meggendorfer/Andreas Spranger (Bayerischer YC) als WM-17. von Auckland und Tim Fischer/Fabian Graf (NRV Hamburg/VSaW Berin) den Kampf noch nicht aufgegeben. Und Geelong bietet viele Möglichkeiten, das Blatt zu wenden. „Die Vielseitigkeit des Wetters ist unfassbar. Mit der Lage zwischen dem heißen Festland und dem Southern Ocean sind auch Temperaturstürze von 30 Grad in Kombination mit entsprechend starken Windveränderungen möglich“, berichten Schmidt/Boehme aus ihrer langen Vorbereitung im WM-Revier. Beim aktuellem WM-Test, den ozeanischen Meisterschaften ebenfalls in Geelong, erzielten Meggendorfer/Spranger als 16. das beste deutsche Resultat.

Justus Schmidt und Max Boehme berichten von einer WM-Vorbereitung in wechselhaften Bedingungen und hoffen auf ein gutes Resultat. Foto: Lars Wehrmann

Auch die Situation bei den Skiff-Frauen schien schon auf eine Vorentscheidung im nationalen Zweikampf hinzusteuern. Denn mit dem fünften Platz von Auckland (16 Punkte) hatten Tina Lutz/Susann Beucke (Chiemsee YC/Hannoverscher YC) ein sattes Punktepolster gegenüber Victoria Jurczok/Anika Lorenz angelegt, die nicht in die Top-20 segelten. Doch zum Jahreswechsel wurden die Karten ganz neu gemischt – aus sehr schmerzhaften Gründen für Susann Beucke. Sie brach sich bei einem Trainingsunfall in Buenos Aires/Argentinien das Wadenbein und fällt noch mehrere Wochen aus. Als Ersatzvorschoterin wurde Lotta Wiemers (geb. Görge) ins Boot geholt. Das ist möglich, da die vom DSV mit dem DOSB abgestimmten Qualifikationskriterien genau solche einen Fall im Vorwege geklärt haben. „Die beiden segeln super zusammen, haben auch ein paar Trainingsregatten gewonnen“, berichtet Susann Beucke, die trotz der Verletzung und des laufenden Heilungsprozesses in Geelong ist. Zu den ozeanischen Meisterschaften wurden Jurczok/Lorenz Zehnte, Lutz/Wiemers landeten auf Rang 16.

Nach einem Trainingsunfall mit dem Bruch des Wadenbeins zum Jahreswechsel muss Susann Beucke auf den WM-Start verziechten. Für sie springt Lotta Wiemers (geb. Görge) an der Vorschot von Tina Lutz ein. Foto: Lars Wehrmann

Als dritte Disziplin tragen die Mixed-Katamaran-Crews im Nacra 17 ihre Welttitelkämpfe vor Geelong aus. Nachdem es Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer (Kieler YC) in Auckland gelungen war, den noch fehlenden Nationenstartplatz zu sichern, können sie sich nun ganz auf das angestrebte Top-Ergebnis konzentrieren, um die DOSB-Kriterien einer Endlauf-Chance bei Olympia zu erfüllen. Soll heißen, die Kieler müssen in einer Rangliste aus den drei ausgewählten Regatten (WM in Geelong, Princess Sofia Trophy und EM) in den Top-Ten der Nationen rangieren. Bei den ozeanischen Meisterschaften segelten sie auf den siebten Platz in einem starken Feld. Und die nationale Konkurrenz ist ihnen abhanden gekommen. Johannes Polgar, der nach der Tornado-Olympiateilnahme in 2008 gemeinsam mit Carolina Werner (Nacra-Olympiateilnehmerin von 2016) auf ein Comeback gehofft hatte, kommt nicht mehr rechtzeitig in Form. Schon die WM in Auckland musste das Duo absagen (Werner segelte mit Jan Hauke Erichsen). Polgar laboriert an einer Knieverletzung, und eine erneute WM-Teilnahme wollen Erichsen/Werner nach Platz 34 in Auckland nicht starten.

Paul Kohlhoff/Alica Stuhlemmer gehen ohne nationale Konkurrenz in die Ausscheidung. Für sie geht es darum, das DOSB-Kriterium einer Finalchance für Olympia nachzuweisen. Foto: Lars Wehrmann

Die 49er, 49erFX und Nacra17 starten in die WM-Wettfahrten am Montag. Eine Woche länger Zeit zur Vorbereitung haben die Laser. Phillip Buhl (SC Alpsee-Immenstadt) hat schon mit guten, aber nicht überragenden Ergebnissen bei WM und Worldcup in Japan 2019 für die nationale Ausscheidung gepunktet (19 Zähler). National hat er damit eigentlich keine Konkurrenz mehr zu fürchten, jetzt geht es darum, die Zugehörigkeit zur absoluten Weltspitze bei der WM in Melbourne nachzuweisen. „Er ist gut drauf“, sagt Bundestrainer Alex Schlonski, der sich mit Buhl und Teamkameraden Nik Aaron Willim (NRV Hamburg) intensiv auf den WM-Gipfel vorbereitet hat. Buhl kennt die Bucht aus einem längeren Trainingsblock im November: „Es ist ein cooles Revier mit einer ganz anderen Windsicherheit als wir es in Europa kennen. Ich habe im Winter wieder viel dazugelernt und auch fitnesstechnisch gut gearbeitet. Natürlich will man immer am liebsten aufs Podest fahren. Aber wichtig ist mir vor allem, möglichst meine optimale Leistung abzurufen.“ Die Laser-WM läuft vom 11. bis zum 16. Februar.

Philipp Buhl ist zur Zeit gut drauf, sagt Bundestrainer Alexander Schlonski. Foto: Lars Wehrmann

Eine Woche nach Ende der Serie für die Männer beginnt die Laser Radial Weltmeisterschaft der Frauen. Bei der sechstägigen Serie vom 23. bis zum 28. Februar sind acht deutsche Starterinnen im Rennen. Für die Damen markiert die WM vor Melbourne die erste von drei Regatten der nationalen Olympia-Ausscheidung.

Update zum Tag eins: Der erste Tag der WM für 49er, 49erFX und Nacra17 fiel dem kräftigen Wind zum Opfer. 49erFX und Nacra17 die in der Nachmittagssession angesetzt waren, wurden frühzeitig wieder in die Unterkünfte geschickt, die 49er warteten lange darauf, dass sich der Wind von 25-30 Knoten aus Ost abschwächen würden. Schließlich waren aber auch für sie keine Rennen drin. Der Zeitplan für Dienstag sieht nun am Vormittag die 49erFX und Nacra17 vor, am Nachmittag die 49er. Der Wind soll auf SSW drehen und sich auf 15-20 Knoten abschwächen.

Statt zu segeln, checkten Regattaleitung und Segler ständig die Wetterdaten, doch an Tag eins gab es auch für Vizeweltmeister Erik Heil keine Chance zum Auslaufen. Foto: sailing energy

Eine Antwort zu „Weltmeisterschaften in Downunder: 49er, 49erFX und Nacra starten Montag in die Titelkämpfe – Update: Keine Rennen an Tag eins“

  1. Roland Gäbler

    sagt:

    Echt toller ausführlicher Bericht! Drücken wir dem Team Germany alle Daumen dass sie auf der Welle des Erfolges segeln in Downunder.

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