Young Europeans Sailing: Flaute und Nebel ließen Jugendrennen ausfallen

Entscheidungen ohne Wind

Die Young Europeans Sailing (YES) blieben im Flautenloch hängen. Erstmals in der Geschichte der größten Nachwuchsregatta Europas spielte der Wind drei Tage lang nicht mit.

29er Kenterung

Der Wind wehte flau, aber zu einer 29er Kenterung reichte es doch. © Marina Könitzer

Und so verhinderte eine nahezu permanente Flaute das Zustandekommen der für die Wertung der Qualifikationsserien zur Jugend-WM und -EM nötigen vier Wettfahrten pro Klasse. „Wir haben heute noch einmal alles versucht und den ersten Starttermin vorverlegt. Doch Wind und Nebel spielten nicht mit“, war Organisationsleiter Peter Ramcke enttäuscht.

Die Veranstalter des Kieler Yacht-Clubs und des Norddeutschen Regatta Vereins wollten unbedingt die Ausscheidungsserien des Deutschen Segler-Verbandes für die ISAF-Jugend-Weltmeisterschaften und die Jugend-Europameisterschaften sichern, aber es ging nicht. Rund 800 Segler/innen aus neun Nationen traten nach insgesamt ein beziehungsweise zwei Wettfahrten enttäuscht die Heimreise an, wohl wissend, dass Natursportarten eben von der Natur abhängig sind.

In der jahrzehntelangen Tradition des ehemaligen Pfingstbusches (heute YES) kamen erstmals an allen drei Tagen kaum Wettfahrten zustande. Der Wonnemonat Mai dürfte den Nachwuchsseglern lange in Erinnerung bleiben. „Uns bleibt die Hoffnung, dass wir im nächsten Jahr von Wind und Wetter verwöhnt werden und die Aktiven uns für das Wetter keine Schuld geben“, so Ramcke.

Während in Grömitz die Hobies an drei Tagen segelten, die Nordseewoche bei maximal acht Knoten und viel Nebel so gerade eben noch Wettfahrten ins Ziel brachte und am Bodensee das German Match Race seine Sieger im Kampf Boot gegen Boot ermittelte, machten der Wind und die für Samstag angedrohte Gewitterfront einen Bogen um Kiel. „Natürlich hätten wir im Nachhinein am Samstag auf den Innenbahnen segeln können. Aber wir haben uns aufgrund der Gewitterwarnung dagegen entschieden. Sicherheit ist noch wichtiger als eine Wettfahrt mehr“, resümierte Ramcke.

Damit gibt es keine Deutschen Juniorenmeister 2013 im 470er, Laser Standard Männer und Laser Radial Frauen. Für die Qualifikation zur ISAF-Jugend-WM und Europameisterschaft hat der DSV einen Plan B erarbeitet, damit auch ohne Wind in Kiel Entscheidungen gefällt werden können. DSV-Jugendobmann Timo Haß, Bundesnachwuchstrainer Achim Hantke und DSV-Jugendsekretär Heiko Radke haben in Absprache mit dem Jugendsegelausschuss neue Qualifikationsregatten benannt oder Starter nominiert. „Wenn es noch Möglichkeiten für eine Qualifikationsregatta gab, haben wir uns dafür ausgesprochen, ansonsten haben wir nominiert“, so Timo Haß.

Bei den 420ern wird die Entscheidung, wer Deutschland bei der ISAF-Jugend-WM (13. bis 20. Juli in Limassol/Zypern) und -EM (3. bis 9. August vor Tavira/Portugal) vertritt, auf Ende Mai verschoben. „Wir haben die Klassen ja schon bei der ISAF gemeldet, jetzt müssen wir den Weltverband noch einmal darum bitten, dass wir die Crewnennung ein weiteres Mal verschieben dürfen“, so Timo Haß, Jugend-Obmann des Deutschen Segler-Verbandes. Der Weltverband hatte schon für den DSV den offiziellen Anmeldetermin vom 30. April auf den 21. Mai nach Beendigung der Young Europeans Sailing verschoben. Nun soll die deutsche Entscheidung bei der 420er WM-JEM-Qualifikation vom 30. Mai bis 2. Juni vor Travemünde fallen.

Im 29er werden Jasper Steffens/Tom Lennart Brauckmann (KYC) für Deutschland bei der ISAF-Jugend-WM starten. Die Kieler haben sich auf Anhieb im 29er etabliert und räumten gleich drei Goldmedaillen ab. Die Liste der Erfolge 2012: Deutsche Jugendmeister, Deutsche Jüngstenmeister (U17) und Gesamtsieg der Eurocup-Serie. 2013 knüpfte das Team nahtlos an diese Leistung an und segelte im Eurocup zu zwei zweiten Plätzen in Spanien und Frankreich. Die beiden 16-Jährigen, die durch die IMMAC-Sailing-Akademie und die Kieler Sporthilfe unterstützt werden, hätten sogar noch zweimal mehr die Chance, für Deutschland zu starten, aber warum sollten sie es aufschieben.

Welche zwei 29er-Teams bei der EM starten, entscheidet sich bei der Kieler Woche (22. bis 30. Juni). Gute Chancen dürften sich Ole Kuck/Niclas Kath ausrechnen. Kuck gewann im Vorjahr mit seinem Lübecker Vorschoter Niclas Kath EM-Bronze.

Im Laser Radial fallen die Entscheidungen für Jugend-WM und -EM bei den Mädchen und Jungen jetzt in zehn Tagen (1. bis 3. Juni) bei der Europacup-Regatta in Hoorn (Niederlande).

Bei den Surfern wurden Stefanie Schwarz (Schondorf) und Lasse Mansbarth (Kiel) nominiert. „Sie haben sich konstant verbessert“, begründet Tim Haß die Entscheidung in Kiel. Schwarz (Zwölfte) und Mansbarth (21.) hatten die deutschen Farben schon 2012 bei der ISAF-Jugend-WM vertreten.

Auch wenn Qualifikationen und Meisterschaften ausfielen, wurden zumindest die YES-Sieger geehrt. Im 67 Crews starken 29er-Feld liefern sich die Kieler Vertreter ein Bug an Bug Rennen. Am Ende hatten Jasper Steffens/Tom Lennart Brauckmann (KYC/beide 16/IMMAC Sailing Akademie) vor Ole Kuck/Niclas Kath den Bug vorn.

Im Laser Radial setzte sich bei den Frauen Chiara Steinmüller (SC Ahoi Berlin) durch. Die Berlinerin verwies ihre Nationalmannschaftskollegin Svenja Weger (PotsdamerYC) auf Platz zwei. Die beiden Kaderseglerinnen wohnen und trainieren zusammen in Kiel.

Im Laser Radial Männer und Laser 4.7 gingen die Titel nach Dänemark. Martin Aamann Jessen (Dänemark) verwies Leah-Noel Gonseth (Hamburg) im Laser Radial auf Platz zwei, Marcus Kerketerp (Dänemark) siegte vor dem Röbeler Florian Stindt im Laser 4.7.

Philipp Kasüske (SC Fraternitas) sicherte sich den YES-Titel im Laser Standard. Das Mitglied der STG-Jugendnationalmannschaft verwies Max Kohlhoff (Kiel/20) auf Platz zwei. Der Hamburger Olympiateilnehmer Tobias Schadewaldt (Olympia-Elfter im 49er) musste sich mit Rang sechs begnügen.

Ewig jung und daher bei den Young Europeans Sailing am Start waren die 505er. Die „Fiven“ nutzten traditionell die Regatten über Pfingsten, um sich auf die Kieler Woche einzustimmen. Doch so kurz nach der WM vor Barbados, bei der die deutschen 505er-Segler der „Fiven-Welt“ zeigten, welche Nation die Nummer eins ist, und die drei Medaillenränge und Platz sechs belegten, fehlten dieses Jahr zu Pfingsten vor Kiel einige Topsegler. Dennoch kann sich das Feld sehen lassen. Mit Maike Schomäker/Holger Jess gewannen die Vorjahreszweiten die eine Wettfahrt und damit die YES 2013. Morten Bogacki/Lars Dehne (Düsseldorf/Bad Zwischenahn), Sechste bei der WM vor Barbados Platz, holten Silber.

Pirat: Einen Hattrick im Piraten feierten Karsten Bredt (51) und Steuerfrau Svenja Thoroe. Die beliebte Wanderjolle feierte an Himmelfahrt ihren 75. Geburtstag. 650 KV-Mitglieder und 7000 gebaute Einheiten sind stolze Zahlen. Über 100 Starter beim 75. Geburtstag unterstrichen die Regatta-Begeisterung, so waren ganze 22 Teilnehmer in Kiel eher enttäuschend.

In der Europe beherrschten die Favoriten die zwei Wettfahrten. Der Bremer Sverre Reinke ließ nichts anbrennen und gewann wie im Vorjahr die YES. Dahinter – wie im Vorjahr – Janika Puls (Kiel).

Oliver Szymanski/Dustin Baldewein (Joersfelder SC) im 470er und Sonja Hein/Tobias Merkel (Berlin) auf dem Int. 14-Footer komplettieren die Siegerliste.

Pressekontakt: Hermann Hell
Kieler Woche 2013 Webseite

Ergebnisse YES

Ergebnisse

Olympische Klassen:

470er (1 W.): 1.Oliver Szymanski/Dustin Baldewein (Joersfelder SC), 2. Great Markfort/Anna Markfort (Joersfelder SC), 3. Maurice Oster/Jans Torge Fahl (Hamburg/Buxtehude), 4. Henrik Rask Soggard/Nikolaj Buhl (Dänemark), 5. Yannick Hafner/Björn Leuthe (Frierichshafen), 6. Friederike Strobel (Berlin).

Laser Standard M (1 W.): Philipp Kasüske (SC Fraternitas), 2. Max Kohlhoff (Kiel), 3. Lukas Feuerherdt (SC Märkischer Adler), 4. Michael Hansen (Dänemark), 5. Magnus Simon , 6. Tobias Schadewaldt (Hamburg).

Laser Radial, Frauen (1.W): 1. Chiara Steinmüller (Berlin), 2. Svenja Weger (Berlin), 3. Karoline Rummel (Wismar), 4. Julia Kühn (Kiel), 5. Annika Matthiesen (Duisburg), 6. Sarah Roeck (Öhningen).

Internationale und nationale Klassen:

Laser Radial Männer (1W): 1. Martin Aamann Jessen (Dänemark), 2. Leah-Noel Gonseth (Hamburg), 3. Matthes Waack (PWV), 4. Eric Toralf Malach (SCS), 5. Knut Beidulff (Norwegen), 6. Mikkel Korsby (Dänemark).

Laser 4.7 (2 Wettfahrten): 1. Marcus Kerketerp (Dänemark) 6 Punkte, 2., Florian Stindt (Röbel)8, 3. Mads Serverin Hassum-Olsen (Norwegen) 13, 4. Jule Lemcke (Radolfzell) 17, 5. Domenique Freund (Berlin) 19, 6. Alexander Ebert (Berlin) 21.

Europe (2 W.): 1. Sverre Reinke (Bremen) 4 Punkte, 2. Janika Puls (Kiel) 8, 3. Stine Paeper (Hamburg) 12, 4. Fabian Kirchhoff (Hüde) 13, 5. Martin Kotte (Hamburg) 18, 6. Christoph Cornelius (Joersfelder SC) 18.

505er (1 W.): 1. Meike Schomäker/Holger Jess (Kiel), 2. Morten Bogacki/Lars Dehne (Düsseldorf), 3. Thomas Gosch/Rolf Meyer (Kiel) , 4. Mikke Christiansen (Dänemarfk), 5. Jens Findel/Antje Gosch (Kiel), 6. Stefan Koechlin/Andreas Achterberg (Schluchsee).

14-Footer (1W): 1. Sonja Hein/Tobias Merkel (Berlin), 2. Axel Reisch/Leith Shenstone, 3. Georg Borkenstein/Eike Dietrich (Wittensee), 4. Bettina Möller/Sören Hesse (Stralsund), 5. Oliver Sommer/Roman Stenzel (Langen), 6. Eike Ehrig/Max Siebert (BSV).

Pirat (1W): Svenja Thoroe/Karsten Bredt (Kiel), 2. Louis Hoffmann/Nils Sichert (Aachen), 3. Kai Hendrik Friese/Jakob Keudel (Kiel), 4. Daniel Jonkmanns/Daniel Labhart (Aachen) 5. Kai Köhler/Christine Schmeißer (Berlin), 6. Lars Höcker/Annika Werner (Hüde).

29er (1W): 1. Jasper Steffens/Tom Lennart Brauckmann (Kiel), Christian Wolter/Jan Frigge (Seebruck/Flensburg), 3. Ida Svensson/Rasmus Rosengren (Schweden), Ole Kuch/Niclas Kath (Kiel/Lübeck), 5. Ragna Agerup/Maia Agerup (Norwegen), Joachim Salskov-Iversen/Andreas Kjaegaard (Dänemark)

420er: Keine Wettfahrt

 

 

3 Kommentare zu „Young Europeans Sailing: Flaute und Nebel ließen Jugendrennen ausfallen“

  1. avatar Genervter von Pfingsten sagt:

    aber den Schaden hatten die Segler die teils aus SUI-NOR-SWE weit weit angereist waren und alle am Samstag nur mit dem Kopf geschüttelt haben und fragten ob das denn auch die gleiche Eventleitung wie für Kieler Woche wäre….. der Imageschade für Kiel ist erheblich und man kann nur hoffen das dort jetzt intern deutlich diskutiert wird.
    Wenn man am Samstagg in allen Klassen 3 vernünftige Rennen gesegelt hätte und lange auf dem Wasser gewesen wäre auch problemlos bis 20.00, dann wären alle damit happy gewesen, da die dünne Windprognose für So + Mo bekannt war und es wäre alles gerettet gewesen was machbar war.
    Segler fragen sich eh warum eine Gesamtleitung einfach so die einzelnen Bahnenchefs overrult und nicht jeder für seine Bahn und seine Klassen selber entscheidet.

  2. avatar Günther Ahlas sagt:

    Vielen Dank für den running Gag….auf Jahre wird ” Pass auf….Gewitter über Schwerin” bestand haben 😉

  3. avatar Pfingstsamstagsegler in Kiel sagt:

    wenn es jedesmal wenn irgendwo in Deutschland eine Gewitterzelle auf dem Bildschirm erkennbar ist
    eine Absage vom Orgaobermeister in Kiel gibt (und das auch noch gleich übereifrig für alle Bahnen) dann lassen wir doch besser YES und Kieler Woche in Zukunft sein, denn irgendwo ist immer irgendwas……
    Besser mal aus dem Fenster schauen und nicht auf irgendwelche Bildschirme und Prognosen und wenn es dunkel und böse wird über der Stadt dann kann man ja abblasen und reinschicken. Jahrzehntelang hat man wunderbar und sicher in Kiel gesegelt und das ohne die jetzige Dichte von Trainerboote.
    Zudem haben alle unterschrieben das sie auf eigene Gefahr segeln und jeder kann selber entscheiden wann er raus oder wieder reinfährt.
    Dieses Jahr jedenfalls Blamage bis auf die Knochen für die Orga und noch weitere Imageverlust und bitter für weit angereiste Segler die erheblichen Aufwand und Kosten hatten.
    Viele haben dann am Samstag nach unverständlicher Absage gleich aufgetakelt und sind segeln gegangen und haben trainiert und das bei 10-12 Knoten aus West

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